Coronavirus: Das sagen Tessiner nach Treffen mit Bundesräten
Der Bund informierte um 11.30 Uhr über die aktuelle Lage zum Coronavirus. Aktuell zählt die Schweiz 645 Fälle. Neun Grenzpunkte im Tessin wurden geschlossen.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz sind bisher vier Personen am Coronavirus gestorben, 645 sind erkrankt.
- Der Bund beobachtet die Situation – speziell im Tessin, das sehr viele Grenzgänger hat.
- Neun Grenzpunkte wurden geschlossen, damit der Pendlerstrom zentralisiert werde.
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21:15 Das Vierländerturnier in Katar findet nicht statt. Damit sind die Testspiele der Schweizer Fussballnationalmannschaft gegen Kroatien und Belgien in Doha abgesagt.
Nationaltrainer Vladimir Petkovic hat vollstes Verständnis für den Entscheid, wie aus der Medienmitteilung des Verbands ausgeht. «Jede Massnahme, die dazu dient, die Verbreitung des Virus einzudämmen, ist sinnvoll und wichtig. Wir hätten natürlich gerne gespielt, aber die Gesundheit der Menschen geht immer vor.»
20:51 Die Busfahrer ergreifen auch bereits Massnahmen, um sich vor dem Coronavirus zu schützen.
20:00 Drei Bundesräte versuchen, die Tessiner National- und Ständeräte zu besänftigen. Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga, Gesundheitsminister Alain Berset sowie Finanzminister Ueli Maurer, der für Zoll und Grenzwacht verantwortlich ist.
Im Gespräch mit Nau.ch bestätigen Mitglieder der Tessiner Abordnung, dass das Gespräch sehr offen und konstruktiv gewesen sei. Nicht alle sind aber restlos zufrieden: CVP-Mann Marco Romano hält nach wie vor an der Forderung fest, dass die Grenze zu Italien dicht gemacht werden. «Kein Mensch versteht, warum Zehntausende Grenzgänger, die zuhause aber keine Bewegungsfreiheit haben, sich bei uns frei bewegen können.»
Romano macht einen Vergleich: Wenn die Situation umgekehrt wäre – Corona-Chaos in Deutschland, Tausende Deutsche in Basel – «würden die Basler nicht das Gleiche fordern?»
Nachgerade entrüstet und beleidigt ist Romano wegen dem Vorschlag, gegebenenfalls halt den Gotthard abzuriegeln. «Hey Leute! Wir sind die Schweiz!»
18:37 Erster Corona-Fall in Appenzell Innerrhoden. Ein ausserkantonal wohnhafter Angestellter des Bau- und Umweltdepartements ist positiv auf das Coronavirus getestet worden. Er muss 14 Tage lang zu Hause bleiben.
Die Ansteckung sei mutmasslich im näheren persönlichen Umfeld erfolgt, teilte die Innerrhoder Ratskanzlei am Mittwoch mit. Der Angestellte leide an leichten Grippesymptomen und stehe unter ärztlicher Überwachung.
Ein zweiter Mitarbeiter des Bau- und Umweltdepartements, der mit seinem Kollegen in den letzten zwei Wochen einen engen Arbeitskontakt hatte, habe sich in «Selbst-Quarantäne» begeben.
17:09 Tessin ruft den Notstand aus. Die Tessiner Regierung schliesst alle privaten und öffentlichen Schulen im Kanton, welche eine Ausbildung nach der obligatorischen Schulzeit anbieten. Das teilte sie am Mittwoch an einer Medienkonferenz mit.
Daneben werden ab Mitternacht auch sämtliche Kinos, Theater, Schwimmbäder, Diskotheken, Sportzentren und ähnliches geschlossen. Erlaubt sind individuelle sportliche Tätigkeiten, bei welchen die vorgeschriebene Distanz eingehalten werden kann.
Insgesamt setzt die Tessiner Regierung zwölf Massnahmen um: Unter anderem dürften über 65-jährige Personen keine Kinder mehr hüten, weder an öffentlichen noch privaten Festen teilnehmen und keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr benutzen. Und sie müssten dringend die empfohlenen Hygienemassnahmen befolgen.
Restaurants dürften nur noch geöffnet bleiben, falls sie weniger als 50 Plätze beherbergen und ihren Gästen die vorgeschriebene Distanz im Stehen wie auch im Sitzen ermöglichen. Generell seien Anlässe mit mehr als 50 Personen verboten.
15.30: Christian Bock, Direktor der Eidgenössischen Zollverwaltung, ist sichtlich bemüht, klarzustellen: Die neun Grenzposten, die zurzeit gesperrt sind, das ist keine teilweise Schliessung der Grenze. «Wir analysieren fortlaufend, ob weitere Massnahmen möglich sind», so Bock. Die Grenze dicht machen aber: «Bei einer Landesgrenze von 800 Kilometer mit Italien ist das gar nicht möglich.»
In die gleiche Kerbe haut auch Patrick Mathys, beim Bund zuständig für Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit. «Aus epidemiologischer Sicht macht eine Grenzschliessung jetzt wahrscheinlich keinen Sinn mehr», so Mathys. Auch anderen Forderungen erteilt er eine Absage, wie zum Beispiel der Schliessung von Schulen.
Einige der möglichen Massnahmen wären nämlich gar kontraproduktiv. Schulen schliessen mache wenig Sinn, weil Kinder einer der am wenigsten gefährdeten Bevölkerungsgruppen angehören. Zudem würden sie sich einfach ausserhalb der Schule treffen – oder, schlimmer, von Grosseltern betreut werden.
Befürworten würde Mathys dagegen die Verlängerung des Veranstaltungsverbots. Dieses ist vom Bundesrat vorläufig bis Mitte März verordnet worden. Aus seiner Sicht sei ein solcher Entscheid auf jeden Fall vertretbar, sagt Mathys.
Das Szenario, wonach hierzulande das Coronavirus im Mai seinen Höhepunkt erreicht haben könnte, wird verschiedentlich herumgeboten. Ob das so sein werde, sei schwierig zu sagen, erklärt Mathys. «Aber das ist einer der Zeitpunkte, die durchaus im Bereich des Möglichen liegen. Es muss aber definitiv nicht so eintreffen.»
Andere Szenarien klingen weitaus bedrohlicher, hält man beim Bund aber für – Daumen drücken – eher unwahrscheinlich. So könnte Italien geltend machen, man benötige dringend Gesundheitspersonal. Zum Beispiel jene 4000 Personen, die täglich in Tessiner Spitälern und Kliniken arbeiten gehen. «Dann haben wir tatsächlich ein grösseres Problem», gibt Mathys zu, «wir hoffen, dass das nicht eintritfft.»
14.07: Bis Anfang April 2020 wird Swiss sämtliche Flüge nach und von Italien vorübergehend aussetzen. Betroffen sind rund 90 wöchentliche Verbindungen von Zürich nach Mailand, Rom, Venedig, Florenz, Neapel, und Brindisi.
Wie die Swiss in einer Mitteilung schreibt, sei das veränderte Angebot auf die sinkenden Buchungen zurückzuführen. Zusätzlich zu den bereits bekanntgegebenen internationalen Destinationen Peking, Shanghai und Tel Aviv wird bis zum 24. April Kairo nicht mehr angeflogen.
Zudem wird der für den 29. März geplante Erstflug nach Washington, D.C. auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.
Passagiere, deren Flug gestrichen wurde, können kostenfrei umbuchen oder erhalten eine Erstattung ihres Ticketpreises.
14.03: Die SBB hat angekündigt, das Angebot nach Italien zu reduzieren. Die massiven Einschränkungen des öffentlichen Lebens in Italien hätten Auswirkungen auf den öffentlichen Verkehr zwischen Italien und der Schweiz.
Seit gestern würden die direkten Züge aus der Schweiz nach Venedig in Mailand enden. Weitere Anpassungen erfolgen gemäss SBB ab morgen Donnerstag.
13.44: In Basel ist der vierte Coronapatient der Schweiz gestorben. Der Mann (†54) litt zuvor an mehreren chronischen Erkrankungen.
Der im Baselbiet wohnhafte Patient war seit dem 3. März wegen einer Lungenentzündung im Bruderholzspital behandelt worden, wie der Kantonale Krisenstab Basel-Landschaft am Mittwoch mitteilte.
Nachdem sich der Zustand des Patienten verschlechtert hatte und Atemprobleme auftraten, wurde der Patient positiv auf das Coronavirus getestet. Der Mann sei zu diesem Zeitpunkt künstlich beatmet worden, heisst es weiter in der Mitteilung. Er litt bereits vor seiner Ansteckung an mehreren chronischen Erkrankungen.
Nach unbestätigten Informationen des Krisenstabes hatte er an der freikirchlichen Veranstaltung Mitte Februar im französischen Mühlhausen teilgenommen. An dieser hatten sich mehrere Teilnehmende mit Sars-CoV-2 angesteckt.