Coronavirus: Welchen Erfolg haben Massentests in Europa?
Das Wichtigste in Kürze
- Graubünden führt während drei Tagen Corona-Massentests durch.
- Die Testaktionen von Österreich und der Slowakei hatten mässigen Erfolg.
- Im Südtirol erreichten die Behörden dank hoher Testbereitschaft ihr Ziel.
Heute startete der Kanton Graubünden die erste Massentest-Kampagne der Schweiz. Ziel: einen Grossteil der Bündner auf eine Infektion mit dem Coronavirus zu testen. Die Aktion läuft während drei Tagen und ist für die Bevölkerung freiwillig.
In den ersten 24 Stunden haben sich in Südbünden gut 6000 Menschen für die Tests angemeldet. Dort laufen die Massentests bereits seit Mittwoch.
Doch welcher Erfolg lässt sich von den Massentests tatsächlich erhoffen? In Europa haben bisher die Slowakei, Österreich und das Südtirol auf flächendeckende Schnelltests als Eindämmungsstrategie gegen das Coronavirus gesetzt. Mit mässigem Erfolg.
Slowakei: Lockdown trotz Massentests
Ministerpräsident Igor Matovic hatte die Massentests als Alternative zum Lockdown angepriesen. Er zeigte sich noch Ende November mit den Ergebnissen zufrieden: Dank den Tests sei es möglich gewesen, die Anzahl Ansteckungen mit dem Coronavirus um mehr als 50 Prozent zu senken. Auch Österreichs Kanzler Sebastian Kurz lobte die Strategie als «absolutes Erfolgsbeispiel» und führte in Österreich Massentests ein.
Nun zeigt sich, dass die flächendeckenden Antigen-Tests in der Slowakei einen Lockdown doch nicht verhindern konnten. Die slowakische Regierung hat diesen Mittwoch einen stufenweisen Lockdown beschlossen. Die meisten Geschäfte müssen drei Tage vor Weihnachten für mindestens drei Wochen schliessen. Ab heute Freitag müssen die Restaurants und Cafés nach den Innenräumen auch Terrassen im Freien sperren.
Anfang Dezember rückte die Slowakei zudem schrittweise von der Massentest-Strategie ab. Die für das erste Dezember-Wochenende erneut geplanten Tests wurden auf unbestimmte Zeit verschoben.
Österreich: Zu wenig Leute lassen sich auf Coronavirus testen
Inspiriert vom Nachbarland Slowakei führte auch Österreich Massentests als Teil der Corona-Strategie ein. Mit einem Unterschied. Die Slowaken mussten einen negativen Test vorweisen, um in den nächsten zwei Wochen zur Arbeit gehen zu können. In Österreich ist der Test hingegen komplett freiwillig.
Doch das Interesse der österreichischen Bevölkerung erwies sich als geringer als erwartet. Seit einer Woche wird in den Bundesländern Tirol, Vorarlberg und Wien per Antigen-Test nach Corona-Infektionen gesucht. Im Tirol beispielsweise nahm jedoch nur rund ein Drittel der Testberechtigten an den Massentests teil.
Ein wesentliches Ergebnis sei bisher, dass insgesamt 1000 Infizierte gefunden worden seien, sagte Kanzler Sebastian Kurz. Um mehr Menschen zum Testen zu motivieren, liess Kurz sich am Montag demonstrativ selbst testen und rief zum Mitmachen auf.
Südtirol: Hohe Test-Beteiligung
Das Südtirol wurde im November zur Corona-Hochrisikozone. Die norditalienische Provinz führte ebenfalls eine dreitägige Massentest-Aktion durch. Dabei war die Beteiligung der Bevölkerung an den freiwilligen Schnelltests grösser als vergleichsweise in Österreich.
Knapp 350'000 Personen liessen sich im November auf das Virus testen. Das entspricht zwei Dritteln der angesprochenen Bevölkerung und damit dem Ziel der Behörden. Infiziert waren mit 3200 Personen in etwa ein Prozent der Getesteten. Gemäss Experten hänge der Erfolg des Massentests stark von einer hohen Teilnehmerquote ab.
Und in Graubünden?
Lässt sich aus den Erfahrungen von Österreich, der Slowakei und dem Südtirol auf den Erfolg in Graubünden schliessen? Das dürfte wohl unter anderem von der Testbereitschaft der Bündner Bevölkerung abhängen.
So oder so: Wer sich bis am Sonntag auf das Coronavirus testen lässt, darf auf Corona-freie Weihnachten hoffen. Denn eine zehntägige Quarantäne wäre in diesem Fall bis am 24. Dezember überstanden, und so steckt man auch seine Liebsten sicher nicht an.