CS: Quarantäne-Missachtung von Horta-Osorio werden geprüft
Das Wichtigste in Kürze
- CS-Verwaltungsratspräsident Horta-Osorio soll Quarantäne-Vorschriften missachtet haben.
- Das behaupten Insider gegenüber der Nachrichtenagentur «Reuters».
- Die Bank habe deswegen eine Untersuchung eingeleitet.
- Es wäre die zweite Missachtung von Quarantäne-Regelungen des Portugiesen.
Er geriet bereits in die Schlagzeilen, weil er die Quarantäneregeln in der Schweiz missachtete. Intern wird der Firmenchef der Credit Suisse, Antonio Horta-Osorio nun erneuert untersucht. Vorläufigen Ergebnissen einer internen Prüfung zufolge habe er bei einem Besuch des Tennisturniers in Wimbledon auch britische Covid-Schutzregeln verletzt. Das sagten zwei mit der Situation vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.
Nun liege das Thema beim Verwaltungsrat der CS. Mit dem weiteren Vorfall dürfte der Druck auf den Portugiesen zunehmen. Er wollte das skandalgeplagte Institut eigentlich in ruhigeres Fahrwasser steuern. Sprecher der Schweizer Grossbank und des Verwaltungsratschefs lehnten einen Kommentar zu den Aussagen ab.
Für Wimbledon Quarantäne gebrochen
Horta-Osorio hatte sich dafür entschuldigt, am 1. Dezember ohne Absicht gegen Schweizer Quarantänebestimmungen verstossen zu haben. Daraufhin habe die Credit Suisse eine Untersuchung zum Verhalten des Verwaltungsratschefs eingeleitet, sagten drei mit dem Vorgang vertraute Personen.
Ein Team der Rechtsabteilung sei vom Verwaltungsrat mit der Unterstützung von Horta-Osorio damit beauftragt worden, sagte einer der Insider. Vor Weihnachten sei ein Bericht verfasst und an Verwaltungsrat weitergeleitet worden, ergänzte eine weitere Person. Dieser werde entscheiden, ob weitere Schritte unternommen würden.
Dem Insider zufolge stellte die Rechtsabteilung der CS fest: Horta-Osorio habe im Juli bei einer Reise nach England zum Wimbledon-Endspiel britische Covid-Regeln missachtete. Zu dem Zeitpunkt galt für die meisten Reisenden nach England eine zehntägige Quarantänepflicht. Der Firmenlenker habe zwar einreisen dürfen.
Doch er habe keine Freigabe erhalten, sich aus der Quarantäne zu begeben, sagte die Person. Ein Sprecher der britischen Regierung erklärte, sie äussere sich nicht zu Einzelfällen. Grundsätzlich gelte, dass Passagiere dafür verantwortlich seien, alle Reisevorschriften einzuhalten. Andernfalls könne dies zu einer Geld- oder Haftstrafe führen.
CS untersucht zweite Verfehlung
Das ist bereits der zweite Fall einer Quarantäne-Verletzung durch den Portugiesen. Anfang Dezember hatte Horta-Osorio nach einer Rückreise aus England die Schweiz bereits nach drei Tagen wieder verlassen. Er hätte sich Schweizer Regeln zufolge eigentlich in Quarantäne begeben müssen.
«Ich entschuldige mich und werde dafür sorgen, dass dies nicht wieder vorkommt», hatte er damals erklärt. Die Staatsanwaltschaft des Kantons St. Gallen bestätigte später, dass eine entsprechende Selbstanzeige eingegangen sei.
Die Vorfälle dürften dem Ansehen von Horta-Osorio schaden. Der frühere Lloyds-Konzernchef hat sich auf die Fahne geschrieben, das Risiko-Management und die Kultur der Bank zu reformieren. Dies als Reaktion auf das Doppel-Debakel der CS rund um den Hedgefonds Archegos und die Greensill-Fonds.
Anfang Oktober meldete er erste Erfolge: «Wir haben ein stärkeres Bewusstsein dafür geschaffen, dass jede Bankangestellte und jeder Bankangestellter im Herzen ein Risikomanager sein sollte». Das sagte er in einer Rede. Es gebe aber noch viel zu tun. So solle der Fokus auf Eigenverantwortung und Rechenschaftspflicht gestärkt werden.