Credit Suisse überwachte auch Khans Familie
Das Wichtigste in Kürze
- Die Credit Suisse liess auch Iqbal Khans Umfeld beschatten.
- So wurde seine Frau, sein Sohn und andere Unbeteiligte überwacht.
Im Beschattungsskandal um die Credit Suisse kommen immer mehr Details ans Licht. Ein nun publizierter Überwachungsbericht rund um Top-Banker Iqbal Khan zeigt: Nicht nur er wurde beschattet.
Der von der «Sonntagszeitung» öffentlich gemachte Bericht umfasst 17 Seiten und 49 Fotos. Wie sich darin zeigt, wurde auch Khans Frau, sein Sohn, befreundete Personen und Unbeteiligte überwacht.
Privatleben wurde aufgezeichnet
Das Material des Berichtes wurde von Detektiven der Firma Investigo gesammelt. Mit der Überwachung wollte die Credit Suisse sicherstellen, dass Khan keine Kunden und Mitarbeiter bei seinem Wechsel zur UBS mitnimmt. Hinweise zu solchen Aktivitäten des Top-Bankers wurden durch die Überwachung jedoch keine bekannt.
Stattdessen wurde sehr vieles über Khans Privatleben aufgezeichnet. Auch seinen Sohn verschonten die Detektive nicht. So heisst es im Bericht etwa: «8:14 Ehefrau der Zielperson (ZP) verlässt das Haus zusammen mit dem Sohn, sie gehen vermutlich zum Kindergarten. 9:05 Ehefrau von ZP fährt mit Kind zum Feinkostgeschäft und später wieder zurück.»
Überwachung der Credit Suisse von Unbeteiligten
Die Detektive von Investigo überwachten ebenfalls Unbeteiligte. Bei einem Restaurantbesuch Khans identifizierten sie beispielsweise die Fahrer der anderen beim Restaurant parkenden Fahrzeuge. Darunter war auch die Pächterin des Restaurants.
Diese ist entsetzt über die Überwachung: «Ich finde das unglaublich. Das ist eine Verletzung der Privatsphäre von meinen Gästen und von meiner Person. Das ist unentschuldbar.»
Geht das zu weit?
Es stellt sich die Frage, ob die Detektive soweit hätten gehen dürfen. Der von der «SonntagsZeitung» beigezogene Experte Bruno Baerswyl, Datenschutzbeauftragter des Kanton Zürichts, kritisiert ihr Vorgehen. Die Detektive hätten unbeteiligte Personen, wie zum Beispiel Khans Frau, auf den Bildern unkenntlich machen müssen.
Baerswyl äusserte ausseredem Zweifel über die Relevanz der geschossenen Fotos. Er betonte, dass die Überwachung eines Arbeitnehmers nur dann bewilligt ist, wenn es einen guten Grund dafür gibt.
Auch Erich Wunderli, Präsident des Verbands der Privatdetektive, äussert sich in der Zeitung skeptisch. «Es ist für mich als langjähriger Detektiv völlig schleierhaft, warum Herr Khan überhaupt observiert wurde.»
Hätte Khan wirklich Mitarbeiter oder Kunden abwerben wollen, «hätte er dies bequem über ein Handy machen können».