CS-Prozess wegen verurteiltem Ex-Kundenberater in Singapur beginnt
In Singapur beginnt der Prozess um einen Ex-Kundenberater der CS. Dieser soll reichen Kunden Beträge in Millionenhöhe abgezweigt haben.
Das Wichtigste in Kürze
- In Singapur beginnt der Prozess um einen ehemaligen Kundenberater der CS.
- Patrice Lescaudron soll reichen Kunden Geld abgezweigt haben – er nahm sich das Leben.
- Kläger ist der ehemalige georgische Regierungschef Bidzina Ivanishvili.
Die betrügerischen Machenschaften eines bereits vor Jahren entlassenen Kundenberaters lassen die Credit Suisse nicht los. Nachdem die Grossbank in dieser Sache auf den Bermudas zu Schadensersatz in Millionenhöhe verurteilt wurde, beginnt jetzt ein Prozess in Singapur.
Ab kommendem Montag wird rund drei Wochen öffentlich vor dem internationalen Handelsgericht in Singapur verhandelt.
Kläger ist der ehemalige georgische Regierungschef Bidzina Ivanishvili. Angeklagt ist die Credit Suisse Trust Limited in Singapur. Ein Trust ist ein Treuhänder, der auch aus steuerlichen Überlegungen einen gewissen Grad an Unabhängigkeit hat, unter dem Strich gehört er aber auch zur Grossbank.
Zu mehrjähriger Gefängnisstrafe verurteilt
Vor Gericht soll die Frage geklärt werden, ob der Trust Verpflichtungen versäumt hat. Ein Urteil wird Anfang 2023 erwartet.
Worum es bei dem Betrug geht: Betreut wurde Ivanishvili bei der CS von Genf aus durch den Kundenberater Patrice Lescaudron. Spätestens ab 2011 hatte Lescaudron reichen Kunden dreistellige Millionenbeträge aus dem vom ihm betreuten Vermögen abgezweigt - darunter von Ivanishvili. Es ging dabei offenbar auch darum, Verluste in anderen Kundendepots zu kaschieren.
2015 wurde Lescaudron bei der Credit Suisse fristlos entlassen. 2018 wurde er in einem Strafverfahren in Genf zu fünf Jahren Gefängnis und zur Zahlung von 130 Millionen US-Dollar verurteilt. Im Sommer 2020 nahm er sich das Leben.
Ivanishvili hat auch die Credit Suisse selbst verklagt - auf den Bermudas und in Singapur. An einem Gericht auf den Bermudas kamen die Richter Ende März zum Schluss, dass Lescaudron von der Bank zu wenig kontrolliert worden war.
Das Gericht verlangt von der Grossbank eine Schadenersatzsumme in der Höhe von 607 Millionen US-Dollar. Laut dem Gerichtsurteil hatte der ehemalige georgische Regierungschef und Milliardär ab 2005 über 1 Milliarde Dollar über die CS investiert.
Die Grossbank hat angekündigt, das Urteil anzufechten. Von der Bank hiess es zuletzt, Lescaudron habe alleine gehandelt und seine Machenschaften geheim gehalten. «Alle in dieser Sache seit 2015 durchgeführten Untersuchungen der Bank, der Finma und der Strafbehörden haben ergeben, dass der ehemalige Kundenberater bei seinen kriminellen Handlungen nicht von anderen Mitarbeitern unterstützt wurde.»
Nach dem Urteil auf den Bermudas erhöhte die CS allerdings die Rückstellungen für Rechtsfälle um rund 700 Millionen Franken.