Cybermobbing könnte neue Zahlen über Mobbing erklären
Laut aktueller Pisa-Studie nimmt das Mobbing in der Schweiz zu. Grund dafür könnte das wachsende Cybermobbing sein.
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Das Wichtigste in Kürze
- Laut der neuen Pisa-Studie wird in der Schweiz immer mehr gemobbt.
- Die Schweiz liegt im Vergleich mit anderen Ländern dabei an der europäischen Spitze.
- Ein Beauftragter gegen Gewalt sieht den möglichen Grund für den Anstieg im Internet.
Hänseln auf dem Schulweg, Verbreiten von Gerüchten oder regelmässiges Ausgrenzen auf dem Pausenhof. Was für wie ein Albtraum klingt, ist laut der neuen Pisa-Studie für viele Jugendliche in der Schweiz Alltag. Im Vergleich zu 2015 haben Jugendliche in der Schweiz mehr Mobbingerfahrungen gemacht.
Mobbing ist nicht gleich Mobbing
Wieso die Zahlen ansteigen, können die Autoren der Studie nicht abschliessend beantworten. Dies hat für Enrico Violi, Beauftragter «Gewalt im schulischen Umfeld» des Kantons Zürich, auch seine Gründe. «Das Problem liegt darin, dass heute der Begriff «Mobbing» relativ expandiert verwendet wird. Wenn jemand ein paar Mal im Jahr ausgegrenzt oder drangsaliert worden ist, dann ist das noch kein Mobbing».
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Es ist daher wichtig, den Begriff klar einzugrenzen und richtig zu verwenden. «Mobbing muss über eine längere Zeit wiederholt und im Beisein anderer ausgeübt werden, damit von Mobbing die Rede sein kann.»
Keine zusätzliche Prävention nötig
Einen möglichen Grund im Anstieg der Zahlen sieht Violi allerdings im Hinblick auf Cybermobbing. «Das Thema Cybermobbing wird nicht explizit in der Pisa-Studie erwähnt, obwohl diese Art von Mobbing stetig zunimmt», sagt Violi. Es wäre also möglich, dass die Cybermobbing-Erfahrungen der Jugendlichen in die Umfrage eingeflossen sind.
Von weiteren Präventions- und Sensibilisierungsmassnahmen im Bereich Mobbing und Gewalt sieht Violi dennoch ab. Man habe mit den bisherigen Mobbing-Präventionsmassnahmen gute Erfahrungen gemacht. «Die Ergebnisse einer repräsentativen Studie im Kanton Zürich haben gezeigt, dass das Mobbing im Schulkontext rückläufig war.»
Wichtig seien laut Violi vor allem ein gutes Schulklima und die Förderung eines sozialen Umgangs, der auf gegenseitigem Respekt beruhe. Hierfür bilde die Einführung eines Verhaltenskodex in der Schule eine gute Grundlage, betont Violi.