Stadt Zürich

Das halten Zürcher von Eisen-«Baracke» auf Altbau

In Zürich sorgt ein moderner Eisen-Anbau auf einem alten Stadthaus für Wirbel. Hässlich? Oder eine coole Lösung gegen Wohnungsnot?

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Optisch gefällt der moderne Anbau vielen – doch die Preise für die neuen Wohnungen kommen nicht gut an. - Nau.ch/Nico Leuthold

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein moderner Anbau auf einem alten Zürcher Stadthaus sorgt für Wirbel.
  • Nau.ch hat sich in Zürich umgehört, wie das Konzept ankommt.
  • Bei der Ästhetik sind die Meinungen geteilt – den Preis finden jedoch alle übertrieben.

Eine Zürcherin ärgert sich, als sie bei der Wohnungssuche auf einen auffälligen Neubau stösst: Das Foto im Wohnungsinserat zeigt ein traditionelles altes Stadthaus – dem ein moderner Eisen-Anbau aufs Dach gepflanzt wurde.

Die Expat empört sich: «Es sieht buchstäblich aus wie eine Baracke.» Weil sie findet, dass alte Häuser geschützt werden sollten, fragt sie gar, wie das legal sein könne.

Die Recherchen von Nau.ch ergaben, dass für die Aufstockung keine spezielle Bewilligung wegen Denkmalschutzes nötig war.

Und der Architekt Leo Gruber erklärte gar, dass dem Gebäude ohne Anbau der Abriss gedroht hätte.

Nau.ch hat sich umgehört – was halten die Leute in Zürich von der Eisen-«Baracke»?

«Ich würde gerne dort wohnen»

Die Meinungen auf der Strasse sind geteilt, mit einer grösseren Pro- als Contra-Seite.

Passant Christoph zum Beispiel gefällt der Anbau – «das sieht doch gut aus», sagt er. «Hauptsache, es gibt Wohnungen!»

Sollten traditionelle Gebäude geschützt werden?

Auch Malin gefällt die Idee. «Ich bin der Meinung, es ist gut, oben aufzubauen, statt direkt abzureissen.» Der Neubau sei jetzt interessanter anzuschauen.

Luzia geht sogar noch weiter: «Ich würde jedenfalls gerne dort wohnen», erklärt sie. Besonders gut gefallen ihr die Balkone.

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Architekt Leo Gruber spricht über den modernen Anbau auf dem traditionellen Zürcher Stadthaus. - Nau.ch/Nico Leuthold

Ihren Begleiter Christian «stört es» architektonisch zumindest nicht, wie er sagt. «Grundsätzlich ist Verdichten immer gut. Man sollte auf der gleichen Fläche mehr Wohnraum schaffen.»

Anders sieht es Passantin Irene – sie zeigt sich jedoch versöhnlich. «Optisch gefällt es mir nicht so.» Alt und neu zu verbinden, findet sie zwar eine gute Sache. Doch in diesem Fall passe der moderne Teil nicht zum alten.

Preis ist «jenseits»

Die Diskussion um das Gebäude ist jedoch ohnehin keine rein ästhetische. In Sichtweite, auf der anderen Seite der Bahngleise, liegen die Sugus-Häuser.

Zur Erinnerung: Dort wurde vor einigen Wochen einem grossen Teil der Mieterschaft gekündigt. Die Massenkündigungen hatten einen Aufschrei zur Folge.

Der Fall ist Ausdruck der Wohnraum-Situation, die derzeit in Zürich herrscht – Stichwort Gentrifizierung.

Weil immer mehr Menschen eine Wohnung in der Limmatstadt suchen, gehen die Preise durch die Decke. Viele Hausbesitzerinnen und -besitzer wollen von der grossen Nachfrage profitieren.

Sie verlangen von Beginn weg hohe Preise oder sanieren alte Gebäude, um danach die Mieten deutlich erhöhen zu können.

Gefällt dir der moderne Anbau auf dem traditionellen Zürcher Stadthaus?

Auch im Fall des modernen Anbaus sorgt nicht nur die Ästhetik für Kritik. Denn der stolze Preis von 5300 Franken pro Monat für die 5,5-Zimmer-Wohnung kommt nicht überall gut an.

«Für mich ist das jenseits», sagt Passantin Luzia zu Nau.ch. «Und ich denke auch, dass sich das eine Familie nicht leisten kann.»

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Dieser Neubau auf dem Dach eines traditionellen Zürcher Stadthauses sorgt für optische Kritik. - Nau.ch/Nico Leuthold

Christoph findet die Miete «teuer». Auch er glaubt, dass das eine Familie kaum «vermag».

«Ich finde, allgemein sind Wohnungen sehr teuer geworden», ergänzt Irene. «Ich wäre froh, könnte man das für alle zugänglich machen. Nicht nur für Top-Verdiener.»

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Kommentare

User #1855 (nicht angemeldet)

Jetzt fehlen noch die Windräder am Pfannenstiel - die gehören nicht in die Berge.

User #6533 (nicht angemeldet)

Ist mir egal, die Städter wollten es ja nicht anders.

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