Der Schweiz fehlen weiterhin zahlreiche Medikamente
Besorgniserregender Mangel an Medikamenten in der Schweiz: Es fehlen Hunderte Produkte, darunter Antibiotika und Impfstoffe.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Schweiz fehlen nach wie vor zahlreiche Medikamente.
- Eine Engpass-Plattform listet 786 fehlende Produkte auf.
- Bei etwa 200 davon stellt der Mangel ein ernsthaftes Problem dar.
Hunderte von Medikamenten sind in der Schweiz nicht oder nur schwer erhältlich. Bei etwa 200 davon stellt der Mangel ein ernsthaftes Problem dar. Nachdem diese Medikamente bereits im letzten Winter fehlten, ist die Situation auch bei gängigen Produkten kritisch.
Die Liste der fehlenden Produkte und Substanzen, die von spezialisierten Websites erfasst wird, ist lang. Ob auf der Plattform für Medikamentenengpässe des Genfer Universitätsspitals (HUG) drugshortage.ch, der Online-Apotheke Zur Rose oder der Liste des Bundesamts für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL): Die Situation ist sehr angespannt.
So listet drugshortage.ch 786 fehlende Produkte auf, darunter 360 Wirkstoffe wie zum Beispiel Antibiotika, Beruhigungsmittel, Impfstoffe und Injektionslösungen für Diabetiker.
Entwicklung «beunruhigend»
HUG-Chefapotheker Pascal Bonnabry spricht von einer «beunruhigenden» Entwicklung, die das ganze Land betreffe. Bis die Ursache des Problems behoben ist, empfiehlt die Schweizer Taskforce «Engpass Medikamente» weiterhin die Abgabe bestimmter Medikamente in Teilmengen.
Der Mangel an bestimmten Medikamenten ist teilweise auf den kleinen Schweizer Markt zurückzuführen. Für Hersteller sei die Schweiz weniger attraktiv als die grösseren Nachbarländer, hiess es bei der Online-Apotheke Zur Rose.
«Einige Medikamente könnten irgendwann vom Schweizer Markt verschwinden, wenn sie nicht bereits verschwunden sind.» Das sagte Simon Marquard von der Medienstelle der Online-Apotheke gegenüber Keystone-SDA.
Der Preisdruck sei hoch, sagte er weiter. Und: Wenn die Medikamente immer billiger würden, sei es für Hersteller von Produkten mit abgelaufenem Patentschutz nicht mehr attraktiv, sie anzubieten. Das Zulassungsverfahren sei anspruchsvoll und komplex. Und das in der Schweiz erforderliche separate Zulassungsverfahren lohne sich angesichts der geringen Mengen, die der Markt zulasse, nicht immer.
Das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) weist auf eine weitere Schwierigkeit hin: die Notwendigkeit, alle Beipackzettel in drei Sprachen zu übersetzen.