Deutsche toben wegen «fettem Einkaufsrabatt» für Schweizer
Dank einer App soll die Mehrwertsteuer für Schweizer beim Einkauf in Deutschland komplett erstattungsfähig werden. Das kommt bei unseren Nachbarn nicht gut an.
Das Wichtigste in Kürze
- Deutschland will den Einkaufstourismus digitalisieren und vereinfachen.
- Schweizer sollen die Mehrwertsteuer bald auf sämtliche Beträge zurückerstattet bekommen.
- Die Massnahmen sorgen bei den Deutschen für Unmut.
Ab 2025 gelten für Schweizer Einkaufstouristen in Deutschland andere Regeln. So hat der Bundesrat im Oktober entschieden, die Wertfreigrenze für Käufe im Ausland zu halbieren.
Heisst: Pro Person dürfen Schweizerinnen und Schweizer nur noch Waren im Wert von maximal 150 Franken steuerfrei einführen. Die aktuelle Grenze liegt bei 300 Franken.
Was also über 150 Franken Wert liegt, muss mit der Schweizer Mehrwertsteuer versteuert werden.
Bagatellgrenze soll aufgehoben werden
Deutschland drohen dadurch Umsatzeinbussen. Darum beschliessen unsere Nachbarn Massnahmen, welche Einkauftouristen trotz der neuen Regelung über die Grenze locken sollen.
Einerseits soll ein digitaler Ausfuhrschein, der per App generiert werden kann, Schweizern den Einkauf in Deutschland vereinfachen. Allfälliger Papierkram beim Zoll (Ausfuhrschein abstempeln) würde damit wegfallen. Die Testphase beginnt im Sommer 2025, wie «Blick» berichtet.
Andererseits soll nach Einführung der App auch die sogenannte Bagatellgrenze wieder aufgehoben werden. Diese besagt, dass Schweizerinnen und Schweizer die deutsche Mehrwertsteuer lediglich bei Einkäufen ab 50 Euro zurückfordern können. Neu sollen alle Beträge erstattet werden können.
Das macht das Einkaufen ennet der Grenze für Schweizer wieder sehr viel attraktiver.
Deutsche: «Himmelschreiend ungerecht!»
Bei den Deutschen kommen die Massnahmen für Einkaufstouris aber nicht gut an. Kein Wunder: Sie müssen ihre eigene Mehrwertsteuer bezahlen, und können sie nicht abziehen wie wir.
Die «Bild»-Zeitung titelt nun: «Schweizer kriegen fetten Einkaufsrabatt bei uns!»
Das Boulevard-Blatt fragt seine Leserschaft: «Finden Sie diese Regelung gerecht?»
Die Tendenz ist deutlich. Gut drei Viertel der über 46'000 Stimmen finden es «himmelschreiend ungerecht», dass Schweizer in Deutschland womöglich bald steuerfrei einkaufen können. Nur 19 Prozent der Antwortenden finden, dass die Regelung am Ende beiden Seiten hilft.
Einkaufstourismus kostet Schweizer Wirtschaft Milliarden
Die Deutschen ärgern sich dabei in erster Linie über die Lockerungen der eigenen Regierung. Aber auch aus Schweizer Sicht ist der Einkaufstourismus alles andere als optimal.
Schätzungen zufolge entgehen der Schweizer Wirtschaft dadurch jährlich über zehn Milliarden Franken. Mit der Halbierung der Wertfreigrenze will der Bundesrat diesen Einbussen entgegenwirken.
