Diskriminierung an der Fasnacht: Welche Kostüme gehen, welche nicht?
Das Wichtigste in Kürze
- Immer wieder sorgen kontroverse Fasnachtskostüme für Kritik.
- Ein Luzerner Fasnächtler ist überzeugt: Klare Grenzen können nicht definiert werden.
- «Blackfacing» gehe gar nicht, meint der Geschäftsführer der Stiftung gegen Rassismus.
Ein Sexismus-Eklat um eine Fasnachtszeitschrift in Solothurn hat kürzlich für Aufregung gesorgt. Ist Diskriminierung an der Fasnacht ein Problem? Umstrittene Kostüme wird es jedenfalls bestimmt auch in diesem Jahr geben. Aber: Die Leute sind sensibilisierter geworden.
Dominic Pugatsch, Geschäftsführer der GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, erklärt gegenüber Nau.ch: «Wir stellen fest, dass in den vergangenen Jahren verstärkt eine Debatte über die Grenzen der Narrenfreiheit geführt wird.»
Vermehrt werde also etwa darüber diskutiert, ab wann Bezeichnungen, sogenannte «Schwänke», oder Kostüme unter Umständen herabwürdigend gegenüber einer Minderheit wirken könnten.
«Ku-Klux-Klan ging gar nicht»
Auch die Fasnächtler selbst setzen sich mit dem Thema auseinander. Peti Federer vom Lozärner Fasnachtskomitee LFK meint: «Für mich steht fest: Sexismus oder Rassismus hat nichts mit Fasnacht zu tun. Wir thematisieren die Politik, aber wir betreiben keine Politik.»
Gehen Indianer-Schmuck und schwarz angemalte Gesichter mit Afro-Perücken zu weit? Was geht und was nicht? Bei dieser Frage scheiden sich die Geister.
Federer hält es nicht für möglich, Grenzen zu definieren. Doch es müsse primär darum gehen, «sich zu verkleiden und in andere Figuren zu schlüpfen». «Die Fasnacht lebt davon, Klischees zu bedienen. Doch sie darf nicht verletzen.»
Für den Fasnächtler ist allerdings klar: «Der Ku-Klux-Klan im letzten Jahr ging gar nicht. Das ist für mich nicht Fasnacht, das waren schlicht ein paar Deppen, die die Fasnacht dafür ausgenutzt hatten.»
«Solange eine Kultur oder Ethnie würdevoll und der Realität entsprechend dargestellt wird, ist ein Kostüm grundsätzlich in Ordnung», findet wiederum Pugatsch. Mangle es an Respekt einer Kultur gegenüber, könne ein gewisses Fastnachtskostüm aber durchaus verletzend sein.
Das Problem mit «Blackfacing»
Die Grenze zieht der GRA-Geschäftsführer etwa beim «Blackfacing». Sich das Gesicht schwarz anzumalen gehe zu weit. «Dies verbreitet althergebrachte Stereotype. Der Brauch stammt aus der Zeit des Kolonialismus, in der solche rassistischen Stereotype entwickelt worden sind.»
Schwarze Menschen würden so auf ihre Hautfarbe und stereotype Merkmale wie Perücken und Ohr- oder Nasenringe reduziert. «Dies entspricht aber in keiner Weise der Realität», so Pugatsch.
Ein Fauxpas, der noch heute vielen unterläuft. Erst vor wenigen Monaten löste ein Foto des kanadischen Premierministers Justin Trudeau, das ihn mit brauner Gesichtsfarbe zeigte, einen Aufschrei aus.
Auch der französische Fussballstar Antoine Griezmann erntete für seine Verkleidung als schwarzer Baseballspieler einst Kritik. Er hatte sich im Dezember 2017 dunkel angemalt und mit Afro-Perücke auf Instagram präsentiert.