Diskriminierung: Bundesgericht gegen Mädchenschule «Kathi»
Die Sekundarschule «Kathi» in Wil SG richtet sich ausschliesslich an Mädchen. Das Bundesgericht entscheidet nun: Zeitgemäss ist das nicht mehr.
Einst war die Sekundarschule St. Katharina in Wil SG eine Klosterschule. Mittlerweile ist die «Kathi» eine durch eine Stiftung geführte reine Mädchenschule.
Als katholische private Einrichtung hat die Schule einen Vertrag mit der Stadt Wil, wie «SRF» erläutert: Sekundarschülerinnen aus dem Ort können die Bildungseinrichtung kostenfrei besuchen.
Dabei stehen ihnen auch Veranstaltungen wie Wallfahrten, Meditationen und Gottesdienste offen. Verpflichtend sind diese jedoch nicht.
Beschwerde gegen Schulmodell
«Es gibt keinen Zwang und keine Alternativlosigkeit», zitiert beispielsweise das «St. Galler Tagblatt». Kritiker bemängeln jedoch die starke Lenkung zum katholischen Glauben.
So gebe es derart viele religiöse Aktivitäten, dass ein schulisches Neutralitätsgebot nicht mehr gegeben sei. Besonders den Grünen und der SP ist die Kombinationen aus Geschlechtertrennung und Katholizismus ein Dorn im Auge.
Die Folge: Die Jungen Grünen Wil-Fürstenland sowie zwei Personen reichten Beschwerde ein.
Bundesgericht entscheidet gegen Mädchenschule
Nun erörterte das Bundesgericht die Frage, ob die Beschwerde gutzuheissen sei. Nach einer dreistündigen Diskussion stimmten drei der fünf Richter zugunsten der Beschwerde.
Ihrer Meinung nach liege eine Verletzung der Glaubensfreiheit und des Diskriminierungsverbots vor. Für die «Kathi» gerät damit die Zukunft ins Wanken, da die Stadt Wil den laufenden Leistungsvertrag kündigen will.
Die Entscheidung unterliegt dabei dem Stadtparlament sowie der Stimmbevölkerung. Sollte die Kündigung durchgesetzt werden, wäre es wohl das Aus für die Schule.
Auch andere Schulen von Urteil betroffen
Das Urteil dürfte auch Auswirkungen auf die geschlechtergetrennten Schulen in Gossau SG und St. Gallen haben: Bei der «Maitlisek» und der «Flade» stehen ebenfalls religiöse Strukturen auf dem Tagesprogramm.
Die Entscheidung des Bundesgerichts steht jenen Stimmen gegenüber, welche gerade die Geschlechtertrennung als positiven Aspekt begrüsst hatten: Die Mädchen würden weniger abgelenkt und erfolgreichere Bahnen einschlagen.
Bei ihnen entwickle sich ein gesundes Selbstbewusstsein, wie es auch auf der Schul-Webseite heisst. Rund 150 Schülerinnen nehmen das Angebot der Sekundarschule in Anspruch.