Ein Unwetter richtete am Freitagabend im Misox GR immensen Schaden an. Nun schätzt ein Experte die Lage für zukünftige Hochwasser in der Schweiz ein.
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Im Misox GR hat eine Geröll-Lawine am Freitagabend mehrere Häuser begraben. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Freitag kam es im Misox GR aufgrund von Starkregen zu einer Geröll-Lawine.
  • Dadurch wurden mehrere Häuser, Autos und Bäume mitgerissen.
  • Gemäss einem Experten stellen kleine Flüsse die grösste Gefahr bei Hochwasser dar.
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Im Bündner Südtal Misox führte am Freitagabend Starkregen dazu, dass mehrere Bäche über die Ufer traten. Die Unmengen an Wasser fluteten verschiedene Dörfer mit Geröll, Holz und weiterem Material, wie die Bündner Kantonspolizei am Samstag mitteilte.

In der Ortschaft Sorte seien durch die Wassermassen drei Häuser und drei Fahrzeuge mitgerissen worden. Vier Personen seien verschüttet worden. Davon konnte bisher eine Frau verletzt geborgen und nach Lugano TI in ein Spital gebracht werden.

Planungsprozess für Hochwasserschutz dauert 20 Jahre

«Wenn es mehr Starkregen gibt, müssen wir auch mit mehr Hochwassersituationen rechnen», schätzt Hydrologe Andreas Zischg gegenüber der «NZZ» ein. Man könne bei den aktuellen Ereignissen nicht korrekt sagen, ob sie vom Klimawandel beeinflusst sind.

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Im Bündner Misox sorgte Starkregen am Freitagabend für eine Geröll-Lawine.
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Dabei wurden mehrere Häuser und Autos von der Masse mitgespült.
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Drei Personen gelten noch immer als vermisst.
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Hydrologe Andreas Zischg arbeitet als Co-Leiter des MobiliarLab für Naturrisiken am Oeschger-Zentrum für Klimaforschung der Universität Bern.
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Die A13 wurde stark beschädigt.

Weiter schätzt Zischg den Hochwasserschutz hierzulande als «eigentlich ausreichend» ein. Der Schutz sei jedoch zu wenig gut ausgebaut, um jegliches Risiko abzuwenden. «Bei Hochwasserschutzprojekten handelt es sich um komplexe Projekte», führt der Experte fort. Der Planungsprozess dauere oft bis zu 20 Jahren.

Kleine Flüsse seien für Leib und Leben die grössere Gefahr, da sie unmittelbar reagieren und der Wasserstand schnell ansteigen kann. «Das können wir in den Wettervorhersagen unmöglich prognostizieren», meint Zischg gegenüber der Zeitung weiter. Bei grösseren Flüssen steige der Wasserpegel langsamer.

A13 wurde von Unwetter stark beschädigt

Am Samstag hatten fünf Dörfer des Bündner Tals keinen Strom mehr. Teils war in den betroffenen Ortschaften auch die Wasserversorgung unterbrochen. Zudem wurde die Nationalstrasse A13 zwischen Roveredo GR und dem San-Bernardino-Pass stark beschädigt und musste am Freitagabend gesperrt werden.

In Lostallo GR sei die Strasse über rund 200 Meter eingestürzt. Dies sagte Lorenzo Quolantoni, Sprecher des Bundesamts für Strassen (Astra), auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

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Falls es die Umstände zulassen, werde am Montag mit den Reparaturarbeiten begonnen. Über die Dauer der Sperrung können keine genaueren Angaben gemacht werden.

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