Ferien mit dem Camper in Coronazeiten hoch im Kurs
Das Wichtigste in Kürze
- In den Zeiten des Coronavirus erlebt der Camper ein Revival.
- Viele Feriengäste setzen vermehrt auf das Feriendomizil auf vier Rädern.
- Die Branche freut sich sehr über das steigende Interesse.
Die weiterhin schwelenden Pandemierisiken machen die Organisation der diesjährigen Sommerferien schwieriger. Wegen der Unsicherheiten über die weitere Entwicklung der Situation gewinnen Reisemöglichkeiten wie die Ferien im Camper an Beliebtheit. In der Branche freut man sich über anziehende Buchungszahlen.
Über einen guten Geschäftsgang berichtet etwa das auf die Vermietung und den Verkauf von Wohnmobilen spezialisierte Unternehmen Bantam. «Wir haben unsere Mietflotte aufgrund des starken Anstiegs der Buchungen um 20 Prozent erhöht.» Dies sagt Bantam-Geschäftsführer Dan Wankmüller im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.
Route flexibel wählbar
Das Reisen mit dem Wohnmobil komme nicht nur dem Wunsch nach Unabhängigkeit und dem Erleben der Natur entgegen. Auch unter dem Aspekt der Ansteckungsrisiken zeige sich ein weiteres deutliches Plus für diese Reiseart, sagt Wankmüller. Zudem seien Reisende im Camper sehr flexibel bei der Wahl der Reiseroute, präsentiere sich doch die Pandemiesituation in Europa sehr ungewiss. «Der Trend geht ohnehin zu Ferien in der Schweiz.»
Die Kundschaft für diese Art von Ferien sei bereits in den letzten Jahren deutlich diverser geworden, stellt der Chef des Unternehmens fest. Natürlich gehörten weiterhin Familien wie auch Rentner zu seinen Kunden, es gebe aber auch viele junge Leute. Gerade bei diesen steige das Bewusstsein über die ökologischen Auswirkungen von Kurzferien mit dem Flugzeug. «Am Ende übernehmen wir noch den Kundenkreis von Easyjet», zeigt Wankmüller überzeugt.
Auch der Branchenverband Caravaningsuisse beobachtet wieder anziehende Verkäufe von Wohnmobilen - nach einem guten Jahresstart hatten diese im März und April zwischenzeitlich noch nachgegeben. «Wir hoffen auf Ergebnisse wie schon 2019, als wir beim Reisemobilabsatz in der Schweiz ein Rekordjahr erlebten», sagte Verbandspräsident Christoph Hostettler.
Auch Campingplätze profitieren von erhöhter Nachfrage
Er verweist dabei auf Meldungen in den vergangenen Monaten über Quarantänen auf Kreuzfahrtschiffen, Annullierungen von Flügen sowie von Schliessungen touristischer Infrastrukturen. Diese liessen das Wohnmobil noch viel attraktiver erscheinen, könne man sich damit doch auf eine sichere Art bewegen und auch an touristisch weniger erschlossene Orte gelangen.
Gebremst werde diese Reiseart allerdings von einer fehlenden Infrastruktur, gibt der Präsident des Branchenverbands zu bedenken. «Im Vergleich zu anderen Ländern wie Deutschland und Frankreich hinkt die Schweiz hinterher.» Es brauche nun Investitionen, um die wachsende Nachfrage zu befriedigen, fordert er.
Auch die Campingplätze sehen ihre Attraktivität im Zusammenhang mit der Pandemie erhöht. «Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum haben wir 70 Prozent mehr Buchungen verzeichnet», sagte Valérie Durussel, Sprecherin des Touringclubs TCS, der schweizweit fast 30 Campingplätze unterhält.
Rund 100'000 Camper in der Schweiz
«Die Campingplätze am Wasser wie in Sempach, Flaach und Thun sind bereits über mehrere Wochen ausgebucht», sagte die Sprecherin. Die Zusatznachfrage stammt offenbar vor allem aus dem Inland: Normalerweise handle es sich bereits bei rund 70 Prozent der TCS-Kunden um Schweizer, aber in diesem Jahr werde der Anteil noch deutlich höher sein.
Schweizweit sind rund 100'000 Wohnmobile und Wohnwagen registriert, etwa 500 stehen laut den Zahlen von Caravaningsuisse zur Vermietung zur Verfügung. Einschliesslich der Schweizerinnen und Schweizer, die mit dem Wohnmobil ins Ausland reisen, nutze mehr als eine Million Menschen im Land dieses Verkehrsmittel, schätzt der Verband.