Klimawandel

Fichtenholz für Gitarrenbau vom Klimawandel bedroht

Keystone-SDA
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Le Chenit,

Förster François Villard ist jedes Mal deprimiert, wenn er im Risoux-Wald an der schweizerisch-französischen Grenze eine vertrocknende Fichte sieht, die zunächst rot wird und dann ihre Nadeln abwirft.

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Fichtenholz aus dem Jura kommt im Gitarrenbau zur Anwendung. Der Klimawandel bedroht die Produktion der Musikinstrumente. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/LAURENT GILLIERON

Denn seine Fichten sind hunderte von Jahren alt und mehr als nur gewöhnliche Bäume. Ihr Holz eignet sich ideal zum Bau von Musikinstrumenten wie Geigen und Gitarren. Aber der Klimawandel macht den Fichten zu schaffen.

«Ich habe noch nie so viele trockene Bäume gesehen», sagt Villard. Mittlerweile ist er jeden Tag damit beschäftigt, vertrocknete Fichten zum Fällen zu markieren.

«Als ich vor 30 Jahren ins Tal von Joux kam, lag die jährliche Durchschnittstemperatur bei fünf bis sechs Grad. Jetzt liegt sie weit darüber. Früher habe ich Winter mit Tagen von minus 27 Grad erlebt, aber seit drei bis vier Jahren ist es an den kältesten Tage nur noch minus 13 bis minus 17 Grad.»

Die Fichte ist die am meisten verbreitete Baumart in der Schweiz und das früher beständige Klima im Jura-Gebirge macht sie ideal, um Klangholz für Saiteninstrumente zu gewinnen. Feste und leichte Weichholzarten wie Fichten werden für die Klangkörper verwendet, weil sie die Vibrationen der Saiten verstärken. Der Klangkörper muss leicht ins Schwingen geraten und eine gute Tonqualität haben, gleichzeitig aber dem Zug der Saiten am Steg widerstehen. Dafür eignet sich kein Holz besser als Fichtenholz.

Und selbst unter den Fichten findet sich sehr selten ein Baum, der die Kriterien perfekt erfüllt. Der Baum muss 200 bis 400 Jahre alt sein und einen Durchmesser von mindestens einem halben Meter haben. Er muss langsam und gerade gewachsen sein – ohne Schwankungen, damit die Jahresringe eng beieinander liegen und gleichmässig sind.

Im Holzgeschäft Swiss Resonance Wood in Le Brassus zeichnet Quentin Durey den Umriss einer Gitarre auf eine dünne Holzdecke. Tausende solcher Decken sind hier aufgestapelt, um über die Jahre zu trocknen. Aber Inhaber Théo Magnin, der schon seit seiner Kindheit mit dem Holzhandel zu tun hat, ist besorgt. «Ich weiss nicht, wo die Leute, die in zehn oder 20 Jahren Musikinstrumente bauen werden, ihr Material herkriegen wollen. Wenn es kein Holz mehr gibt, gibt es auch keine Instrumente mehr.»

Gitarrenbauer Philip Ramel, der aus seiner Werkstatt auf den Genfersee blickt, baut zwei bis vier Gitarren im Jahr mit Holz von Swiss Resonance Wood. «Wir müssen uns Vorräte anlegen, denn wir müssen davon ausgehen, dass eines Tages keine Bäume mehr da sein werden», warnt er. Oder dass die Fichten ihre besonderen Eigenschaften verlieren. «Die Gitarre könnte zum Luxus-Instrument werden», befürchtet Ramel.

Trockenheit schwächt die Fichten, die dann leichte Beute für Borkenkäfer werden. Und extreme Wetterbedingungen beeinträchtigen das Wachstum. «Wenn es so weitergeht, werden diese Bäume immer mehr Stress ausgesetzt sein, und es ist nicht sicher, dass sie damit klarkommen», sagt Förster Villard.

Normalerweise tragen Fichten nur alle paar Jahre Zapfen. Aber neuerdings passiert das in kürzeren Abständen. Wenn Fichten unter Trockenstress leiden, blühen sie häufiger und stärker, um sich fortzupflanzen und so das Überleben der Art zu sichern.

Aber noch ist nicht alles verloren. Wenn in den Fichtenwäldern beispielsweise auch Buchen gepflanzt werden, behält der Boden mehr Feuchtigkeit, weil deren weite Kronen und das Laub die Sonnenstrahlen abhalten. Ausserdem wachsen in den Bergen ja noch Millionen von Fichten, sagen manche Experten.

Forstwirt Philippe Domont meint: «An geschützten Stellen, besonders nach Norden heraus, werden noch sehr lange Fichten wachsen. In höheren Lagen können sie den leichten Temperaturanstieg ausnutzen, falls der Niederschlag nicht zu sehr abnimmt.» Aber Magnin, der noch weiter nach vorne schaut, ist sich sicher: «Wir müssen ein anderes Holz finden, um die Fichten zu ersetzen. Das ist die Zukunftsmusik.»

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