Frust für zwei Touris am Flughafen Zürich: Sie müssen einer Mitarbeiterin ihr Anliegen mit Händen und Füssen erklären – weil sie kaum Englisch kann.
Flughafen Zürich
Frust an einem Essens-Stand am Flughafen Zürich: Eine Mitarbeiterin versteht das Englisch zweier Touristinnen nicht. (Archivbild) - Flughafen Zürich

Das Wichtigste in Kürze

  • Wer am Flughafen Zürich einen Job mit Kundenkontakt hat, muss Englisch können.
  • Das ist nicht immer der Fall, wie ein Beispiel zeigt.
  • Zwei Touristinnen verzweifeln schier ab einer Mitarbeiterin, die kaum Englisch spricht.
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Laut einer weltweiten Sprachrangliste können wir in der Schweiz immer schlechter Englisch. 2023 sanken wir in der Liste des sogenannten EF Proficiency Index zum vierten Mal in Folge. Vom Platz 25 im Jahr 2021 auf Platz 30.

Dass längst nicht alle ihre «hellos» und «goodbyes» gut geübt haben, macht sich auch am Flughafen Zürich bemerkbar. Dort spielen sich zur Ferienzeit Ende August mühsame Szenen ab: Zwei Touristinnen aus Polen verzweifeln schier, weil eine Mitarbeiterin Bahnhof – oder Flughafen – versteht.

Doch von vorne. Die beiden Frauen wollen beim Essensstand Marché einen Zehn-Franken-Coupon einlösen. Doch einkaufen wollen sie eigentlich nur für sieben.

Eine Diskussion entbrennt: Bekommen sie dann die drei Franken zurück? Oder nicht? Oder müssen sie jetzt noch mehr einkaufen, damit sie die drei Coupon-Franken nicht verlieren?

Mitarbeiterin am Flughafen Zürich ratlos

Für all diese Fragen, die auf Englisch auf die Mitarbeiterin einprasseln, hat diese keine Antwort. Sie kommen gar nicht erst an – denn die ratlose Frau versteht sie nicht.

Die Touristinnen werden zunehmend frustriert, diskutieren auf Englisch. In der Warteschlange macht sich allmählich Ungeduld breit. Auch Nau.ch-Leser Günter Eggimann* wartet, um sein Kafi zu bezahlen.

Flughafen Zürich
Der Flughafen Zürich hat Hunderttausende Passagiere im Monat. Besonders viele sind es in der Ferienzeit. (Archivbild)
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Darunter sind Menschen aus aller Welt. (Archivbild)
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Darum verlangt der Flughafen von seinen Gastro- und Detailhandels-Partnern, dass Mitarbeitende mit Kundenkontakt Englischkenntnisse besitzen. (Archivbild)
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Trotzdem: Nicht alle Mitarbeitenden im Flughafen haben ihre «Hellos» und «Goodbyes» gut geübt.
Snack
Zwei Touristinnen verzweifeln beim Snack-Kaufen schier, weil die Marché-Mitarbeiterin sie nicht versteht. (Symbolbild)

Ihm tut die Mitarbeiterin zwar leid – doch wundert er sich auch: «Wenn man am Flughafen arbeitet, sollte man da nicht Englisch können?» Die zwei Touristinnen versuchen, sich mit Händen und Füssen mit der Mitarbeiterin zu verständigen. Irgendwann klappt es doch und sie können bezahlen.

Englisch wird wichtiger: Immer mehr Amis kommen

Doch hat Eggimann recht – müsste man am Flughafen Zürich als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter nicht Englisch können? Der Flughafen registriert schliesslich Hunderttausende Passagiere im Monat. Im Juli waren es stolze 2,81 Millionen.

Sie kommen aus aller Welt: Laut dem Bundesamt für Statistik verzeichnete die Schweiz dieses Jahr zum Beispiel 82 Prozent mehr Gäste aus China im Vorjahresvergleich. Das zeigen Zahlen vom Frühling.

Auch immer mehr US-Amerikaner machen Ferien bei uns. Beides Beispiele für Nationen, in denen Deutschkenntnisse wenig verbreitet sind.

Kannst du gut Englisch?

Tatsächlich bestätigt Andrea Bärwalde vom Flughafen Zürich auf Anfrage: «Grundsätzlich ist es so, dass unsere Gastro-Partner angehalten sind, für Tätigkeiten mit Kundenkontakt Mitarbeitende mit Deutsch- und Englischkenntnissen einzusetzen.» Das gelte auch im Detailhandel.

Die Sprecherin betont aber, dass es sich beim Erlebnis des Nau.ch-Lesers um einen Einzelfall handle. «Wir erhalten sehr selten negative Rückmeldungen zu den Sprachkenntnissen der Mitarbeitenden am Flughafen.»

Englisch-«Grundverständnis» am Flughafen Zürich nötig

Auch bei Marché betont Sprecherin Aline Hug, dass das Personal am Flughafen über Englischkenntnisse verfügen müsse. «Ein Grundverständnis» werde vorausgesetzt. «Dies stellt sicher, dass auch den internationalen Gästen ein hervorragender Service geboten werden kann.»

Trotz Fachkräftemangels in der Gastro habe die Restaurant-Kette nicht zunehmend Mühe, englischsprachiges Personal zu finden. Auch sie geht also von einem Einzelfall aus.

*Name von der Redaktion geändert

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