Bergführer zu Walliser Skitour-Drama: «Waren schlecht ausgerüstet»
Fünf der sechs vermissten Skitourengänger im Wallis sind tot aufgefunden worden. Nach der Tragödie sitzt der Schock tief. Eine Person wird noch immer vermisst.
Das Wichtigste in Kürze
- Fünf der sechs vermissten Skitourengänger im Wallis sind tot aufgefunden worden.
- Sie waren ein Familie und trainierten für die Patrouille des Glaciers.
- Nach der sechsten vermissten Person wird weiter gesucht.
Traurige Gewissheit einer Tragödie im Wallis: Fünf der sechs vermissten Skitourengänger sind im Gebiet des Bergs Tête Blanche am Sonntagabend tot aufgefunden worden.
Die Suche nach der sechsten vermissten Person aus dem Kanton Freiburg wurde am Montag fortgesetzt. Mit Einbruch der Dunkelheit musste der Einsatz am Abend unterbrochen werden. Am Dienstag soll weiter nach dem Vermissten gesucht werden.
Drei Rettungskräfte und ein Polizist waren am Sonntag gegen 19.30 Uhr in der Nähe der Dent-Blanche-Hütte abgesetzt worden, um die zuvor abgebrochene Suche fortzusetzen. Gegen 21.20 Uhr erreichten sie gemäss Polizei das Gebiet des Tête Blanche, wo sie rasch fünf der sechs seit Samstag vermissten Personen ohne Lebenszeichen entdeckten.
Die Ermittlungen zur Todesursache der fünf aufgefundenen Personen würden noch laufen, sagte Polizeikommandant Christian Varone am Montag vor den Medien. Es sei nicht klar, ob die Verunglückten erfroren, oder ob eine Lawine zu ihrem Tod führte.
Skitourengänger haben versucht, «Höhle zu bauen»
Fünf der sechs Personen würden zu einer Familie gehören, die sechste Person sei ein Bekannter. Sie hätten offenbar «alles unternommen, um zu überleben», so Varone. Das Wetter sei aber schlecht gewesen und die Temperaturen tief.
Anjan Truffer, Rettungschef bei der Air Zermatt, erzählt dem «Walliser Boten» von der Suchaktion. «Das Bild, welches wir vorgefunden haben, war unschön», so Truffer. «Wir haben gesehen, dass die Skitourengänger versucht hatten, eine Höhle zu bauen und sich vor dem Wind zu schützen.»
Wie Truffer gegenüber SRF erklärt, sei die Gruppe aber sehr schlecht ausgerüstet gewesen. «Mit diesen kleinen Schaufeln in dem harten Schnee war das ziemlich sinnlos.»
Die genauen Umstände ihres Todes sind zwar unklar – der Sturm sei ihnen jedoch wahrscheinlich zum Verhängnis geworden. «Die Skitourengängern sind orientierungslos in der Höhe erfroren», hält Truffer fest.
Wetter und Wind können sich rasch ändern
Waren die Bedingungen zu unsicher, um überhaupt zu starten? «Am Samstag hätte ich persönlich auch eine Tour in Zermatt gestartet, denn das Wetter war nicht so schlecht», sagt Pierre Mathey, Geschäftsführer des Schweizer Bergführerverbands zu SRF.
Die Entscheidungen würden von den Männern und Frauen in eigener Verantwortung und unter Berücksichtigung der persönlichen Kenntnisse getroffen.
Eine Gefahr stelle jedoch immer das Wetter mit der Windstärke dar. Denn dies könne sich rasch verschlechtern. «Das ist in den Bergen sehr schwierig, rechtzeitig einzuschätzen», so Mathys zum Sender.
Helikopter konnten sich wegen Sturm nicht nähern
Die Gruppe befand sich auf der Skitourenroute zwischen Zermatt und Arolla und trainierte für das bekannte Skitourenrennen Patrouille des Glaciers. Die Tête Blanche liegt auf halbem Weg zwischen den beiden Ortschaften.
Der Sturm auf der Alpensüdseite und die Lawinengefahr verhinderten am Samstag aber, dass sich Helikopter und Rettungskolonnen dem Gebiet nähern konnten.