Fünf Schweizer Denkmäler im Visier der Rassismus-Debatte
In den USA zittern Statuen mit heikler Vorgeschichte vor den Protesten auf ihrem Sockel. Auch in der Schweiz gibt es Denkmäler mit umstrittenem Hintergrund.
Das Wichtigste in Kürze
- In den USA fallen immer mehr Denkmäler den Demonstrationen zum Opfer.
- In Grossbritannien begann die Regierung damit, Denkmäler zum Schutz einzumauern.
- Auch in der Schweiz gibt es Denkmäler mit zweifelhaftem Hintergrund.
Den Demonstrationen gegen Polizeigewalt in den USA fallen immer mehr Statuen und Denkmäler mit mehr oder weniger rassistischem Hintergrund zum Opfer.
In Grossbritannien hat die Regierung aus Angst vor ähnlichen Attacken darum angefangen, Statuen wie die von Winston Churchill mit Schutzwänden einzumauern.
Nachdem auch die Statue von General Sutter in Sacramento, Kalifornien Opfer eines Farbanschlags wurde, verhüllte die Juso dessen Gedenktafel in seinem Heimatort Rünenberg BL mit einem «blutigen» Tuch. In der Schweiz stehen aber noch viel mehr Denkmäler mit zweifelhaftem Hintergrund.
1. David de Pury in Neuenburg
Der Bankier David de Pury gilt als einer der grössten Wohltäter der Stadt Neuenburg. De Pury operierte mehrheitlich am portugiesischen Hof und hinterliess Neuenburg nach seinem Tod 1786 ein gewaltiges Vermögen.
In Lissabon soll er aber gute Geschäfte mit dem Handel von Sklaven nach Brasilien und Amerika gemacht haben, wo sein Vater die Kolonie «Purrysburg» im heutigen South Carolina gegründet hatte.
Bereits letzte Woche forderte eine Petition die Entfernung und Umbenennung der Statue und des gleichnamigen Platzes im Neuenburger Zentrum. Die Bevölkerung steht allerdings mehrheitlich hinter dem Denkmal.
2. Alfred Escher in Zürich
Mitten auf dem Bahnhofsplatz in Zürich steht seit 1889 die prominente Statue von Nationalheld Alfred Escher. Er gilt als Vater der SBB, der ETH Zürich, der Credit Suisse sowie von Swiss Life.
Alfred Eschers Familienvermögen basiert aber teilweise auf dem Ertrag aus Kaffee-Plantagen auf Kuba. Auf diesen waren nachweislich zahlreiche Sklaven beschäftigt.
3. Louis Agassiz in Neuenburg, Lausanne und den Alpen
Gleich mehrfach verewigt ist der Schweizer Naturforscher Louis Agassiz, allerdings steht seine einzige Statue an der Stanford-University in Kalifornien.
Der Freiburger gilt als einer der Vordenker der Nazi-Rassenhygiene. Die Stadt Freiburg hat darum bereits letztes Jahr einen ursprünglich nach ihm benannten Platz in «Espace de Tilo Frey» umbenannt. Auch in Lausanne soll an der «Avenue Agassiz» eine kritische Informationstafel angebracht werden.
Nicht zur Diskussion steht die Umbenennung des «Agassizhorns» auf der Grenze zwischen den Kantonen Bern und Wallis. Der Bundesrat hatte einen entsprechenden Vorschlag 2007 abgewiesen.
4. Paul Sarasin im Nationalpark
Wanderer begegnen beim Aufstieg in den Schweizer Nationalpark einer Gedenktafel des Mitbegründers Paul Sarasin. Der Basler sowie sein Vetter Fritz Sarasin sind heute angesehene Naturforscher.
Die beiden Pioniere profitierten jedoch in Südostasien stark von der Kolonialpolitik europäischer Grossmächte, wie das «SRF» den Historiker Bernhard Schär zitiert. Eines ihrer Forschungsgebiete war ausserdem, wie und warum der weisse Mensch allen anderen überlegen sei.
5. Familie Merian & Christophe Bourcard in Basel
Christophe Bourcard war Sklavenhändler und der Sohn von Christophe Burckhardt-Merian. Er soll zwischen 1783 und 1792 rund 7400 afrikanische Sklaven vom französischen Hafen in Nantes aus in die Karibik verschifft haben.
Bourcard selbst hatte kein glückliches Händchen für Geschäfte und finanzierte seine Firma «Bourcard Fils & Cie.» mehrheitlich mit dem Geld der Merian-Familie. Die Brüder Jean-Jacques und Christoph Merian investierten in rund 21 Sklavenhandelsexpeditionen.
Der Merian-Familie verdankt die Stadt Basel viel. Die Namen ihrer Vertreter sind in der Rheinstadt darum an zahlreichen Orten zu finden. Die «CMS» (Christoph Merian Stiftung) engagiert sich in den Bereichen Natur, Soziales und Kultur mit oft grossen Beträgen und wies 2019 eine Bilanzsumme von rund 1,5 Milliarden Franken aus.