Stadt Zürich

Neuer Mindestlohn in Zürich – Jetzt steigen wohl die Preise

Carine Meier
Carine Meier

Zürich,

Zürich und Winterthur ZH führen einen Mindestlohn ein. Gemäss einem Experten könnten deshalb aber bald die Preise für Dienstleistungen und Waren ansteigen.

Vom neuen Mindestlohn in Winterthur profitieren rund 3600 Personen, zwei Drittel davon sind Frauen in Tieflohnbranchen wie Reinigung, Gastronomie und Detailhandel. (Symbolbild)
Vom neuen Mindestlohn in Winterthur profitieren rund 3600 Personen, zwei Drittel davon sind Frauen in Tieflohnbranchen wie Reinigung, Gastronomie und Detailhandel. (Symbolbild) - sda - KEYSTONE/AP/MICHAEL SOHN

Das Wichtigste in Kürze

  • In Zürich und Winterthur ZH gelten bald Mindestlöhne von 23,90 respektive 23 Franken.
  • Davon profitieren Angestellte in Tieflohnbranchen – vor allem Frauen und junge Menschen.
  • Jedoch könnten Unternehmen laut einem Experten deswegen bald die Preise erhöhen.

Neben den drei nationalen Themen gab es in Zürich und Winterthur ZH am Abstimmungssonntag noch ein weiteres deutliches Ja: Über 65 Prozent der Einwohner in beiden Städten stimmte dem Vorschlag für die Einführung eines Mindestlohns zu.

Somit sollen künftig Arbeitnehmende in Winterthur mindestens 23 Franken pro Stunde verdienen, in Zürich sind es gar 23,90 Franken. Hinter der Idee stehen Gewerkschaften und linke Parteien, die dadurch die Armut bekämpfen wollen.

Verdienen Sie mehr als 23 Franken pro Stunde?

Für die Arbeitnehmenden, die davon profitieren werden, bedeute der neue Mindestlohn einen Lohnanstieg von 10 bis 15 Prozent, erklärt Michael Siegenthaler, Arbeitsmarktforscher an der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich. Das seien zwischen einem und drei Franken pro Stunde.

«Davon profitieren überdurchschnittlich oft Frauen und junge Leute», so der Experte. Diese sind in Tieflohnbranchen wie Gastronomie oder Detailhandel besonders stark vertreten. Der Mindestlohn helfe ausserdem beispielsweise den Menschen, die in der Gebäudereinigung, im Gartenbau oder in Callcentern arbeiten.

Für den Zürcher Arbeitgeberverband (VZH) ist diese Erhöhung jedoch nicht zielführend. «Damit will man die Armut bekämpfen. Aber vier Fünftel der Armutsbetroffenen arbeiten gar nicht», kritisiert VZH-Geschäftsleiter Hans Strittmatter gegenüber Nau.ch.

Auch Siegenthaler bestätigt dies. «Viele Armutsbetroffene leben in einem Haushalt, in dem niemand arbeitet», erklärt er. Im besten Fall nur ein Sechstel, im realistischeren Fall eher ein Achtel der Betroffenen würden seiner Einschätzung nach von einem Mindestlohn profitieren.

Unternehmen erhöhen wegen Mindestlohn Preise

Bei den anderen könnte das neue Gesetz die Situation sogar verschlimmern. Denn: «Eine Folge von Mindestlöhnen ist oft, dass die Unternehmen die Preise erhöhen, um die Mehrkosten abzudecken.» Im Detailhandel und Dienstleistungssektor bekämen dies dann die Konsumenten zu spüren, so Siegenthaler. Aber: Der Preisanstieg dürfte klein ausfallen.

Preise Lebensmittel
Lebensmittel auf dem Kassenband: Die Einführung eines Mindestlohns kann sich auf die Preise auswirken. - Sven Hoppe/dpa

Strittmatter befürchtet zudem schlimme Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. «Firmen im Tieflohnbereich werden einfach weniger Leute anstellen oder sich aus Zürich und Winterthur zurückziehen», glaubt er.

Hier gibt der Arbeitsmarktforscher aber Entwarnung. «Zu den Auswirkungen von Mindestlöhnen gibt es Hunderte von Studien. Dass Stellen gestrichen werden, wird wohl nicht passieren.» Zudem glaubt er kaum, dass eine grössere Zahl an Unternehmen aus diesem Grund die Stadt Zürich verlassen würden. Auch er glaubt: Viel eher werden die Preise steigen.

Unia freut sich über Mindestlohn

Die Gewerkschaft Unia freut sich über das Abstimmungsresultat in Zürich und Winterthur: «Mindestlöhne sind ein sehr gutes Instrument zur Bekämpfung von Lohnungleichheiten zwischen Männern und Frauen, von Lohndumping und Ausbeutung.» Daher begrüsse die Unia Initiativen wie in Zürich und Winterthur.

Derzeit gibt es gemäss der Unia bereits in den Kantonen Neuenburg, Jura, Genf, Tessin und Basel-Stadt einen Mindestlohn. Zudem seien in der Waadt und im Wallis entsprechende Initiativen eingereicht worden.

Laut der Gewerkschaft seien diese verbreitet nötig: «Wer in der Schweiz, noch dazu in Zürich, wo die Lebenshaltungskosten besonders hoch sind, kann mit einem Lohn von unter 4000 Franken leben?»

Kommentare

User #2943 (nicht angemeldet)

Da wird immer über schlechte Löhne und der EU gelästert. Und siehe da ind der Teuren Schweiz wie soll da einer bei 23.50 überleben.

User #6603 (nicht angemeldet)

Überlegen bitte bevor schreiben

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