Gegen das Coronavirus: Impfgegner schlucken Bleichmittel-Tropfen
Verschwörungstheoretiker lehnen die Impfung gegen das Coronavirus vehement ab. Stattdessen «schützen» sie sich mit einem vermeintlichen Wunderheilmittel.
Das Wichtigste in Kürze
- MMS wird unter Impfgegnern als Wunderheilmittel gegen Corona angepriesen.
- In Telegram-Chats empfehlen sie es sich gegenseitig und geben an, es selbst zu schlucken.
- Doch das vermeintliche Wunderheilmittel kann schwere Vergiftungen auslösen.
Das Misstrauen in die Impfung gegen das Coronavirus und die Gesundheitsbehörden ist in Skeptiker-Kreisen gross. So gross, dass einige für ihre Gesundheit auf gefährliche Mittel zurückgreifen – trotz Warnungen.
Die Rede ist von dem sogenannten Miracle Mineral Supplement MMS. Dabei handelt es sich um ein vermeintliches Wundermittel, das in Wirklichkeit gesundheitsschädigend ist. In mehreren grossen Telegram-Chats der Schweizer Impfgegner empfehlen Nutzer sich das Mittel gegenseitig und geben an, es selbst einzunehmen.
Mit Bleichmittel-Chemikalien gegen das Coronavirus
Ein User etwa schluckt MMS aus Angst vor dem sogenannten Impf-Shedding. Dabei handelt es sich um eine Verschwörer-Theorie, wonach Geimpfte das Spike-Protein des Coronavirus auf Ungeimpfte übertragen können. Er schreibt: «Nehmen wir wieder MMS, um die Sch**sse auszuleiten.»
Jemand gibt an, sich statt mit der Impfung mit MMS vor dem Coronavirus zu schützen. Ein weiterer geht der Verschwörungstheorie auf den Leim, Corona-Tests seien schädlich und fragt, ob MMS dagegen ausreichend schütze.
Swissmedic warnt vor «schweren Vergiftungen»
Doch schützen können die Tropfen nicht – weder vor dem Coronavirus, noch vor anderen Krankheiten. «MMS ist kein Wundermittel», warnt die Heilmittel-Zulassungsbehörde Swissmedic auf ihrer Webseite. «In vielen Fällen hat das Produkt schwere Vergiftungen ausgelöst.»
Anders als angepriesen sei eine Wirkung gegen Krankheiten wie Autismus, Krebs oder dem Coronavirus nicht plausibel. Es gebe keine Studien, die die Wirksamkeit des Mittels seriös überprüft haben.
Laut Swissmedic besteht MMS grösstenteils aus Natriumchlorit – einer Verbindung, die hauptsächlich in Bleichmitteln eingesetzt wird. Oft werde eine Säure mitgeliefert, die das Mittel aktivieren soll, wird sie jedoch dazugegeben, entsteht das ätzende Gas Chlordioxid.
Die Schweizer Ärzteverbindung FMH gibt gegenüber Nau.ch an, zwei Fälle von Patienten zu kennen, die das Mittel angewendet haben. Bei der Patientenorganisation SPO sind zwar bislang laut dem Arzt Daniel Tapernoux keine Fragen zum Thema MMS aufgetaucht. Das müsse aber nichts heissen – oft würden solche Themen nicht an die Organisation herangetragen.