Geimpfte Schweizerin muss Ferien wegen Quarantäne absagen

Felix Müller
Felix Müller

Bern,

Das BAG stockt wegen einzelner Omikron-Fälle die Quarantäne-Liste auf. Die Weihnachtsferien scheinen unmöglich, weil die Regelung auch Geimpfte betrifft.

Kostenlose Corona-Schnelltests zu Weihnachten
Eine ehrenamtliche, weihnachtliche DRK-Helferin führt in einer Teststation in Göppingen einen Corona-Schnelltest an einer Frau durch. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Wegen der Omikron-Variante erweitert das BAG die Quarantäne-Liste.
  • Speziell daran: Die Regelung gilt vorsichtshalber auch für Geimpfte.
  • Ferien im Dezember dürften darum schwierig werden, Betroffene finden das «übersensibel».

Ende letzter Woche begannen verschiedene Staaten, Südafrika nach seiner offensiven Kommunikation zur neuen Corona-Mutation Omikron vorsichtshalber mit Reise-Restriktionen zu belegen.

Reisende am Flughafen Kapstadt
27.11.2021, Südafrika, Kapstadt: Reisende stehen am Flughafen in Kapstadt in langen Schlangen an den wenigen Schaltern an, die überhaupt noch offen sind. Wegen der Verbreitung der neuen Coronavirus-Variante Omikron im südlichen Afrika beschränkt die Bundesregierung die Einreise aus insgesamt acht Ländern der Region drastisch. - dpa

Auch die Schweiz reagierte für einmal schnell: Am Freitagabend verhängte das BAG umgehend Quarantäne-Regelungen für das südliche Afrika. Kurz darauf wurde die Liste mit Ländern ergänzt, in denen einzelne Omikron-Fälle bekannt wurden. Innert vier Tagen wuchs sie so auf 23 Länder an, darunter Grossbritannien, Belgien, Australien oder die Niederlande.

Lévy BAG Coronavirus
BAG-Direktorin Anne Lévy hat schnell und konsequent auf die Omikron-Variante reagiert. - Keystone

Die schnell wachsende Liste macht jenen, die vor oder während der Festtage verreisen wollten, einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Denn die Quarantäne-Regelung gilt auch für Geimpfte. Wer also in ein Land reist, wo ein Omikron-Fall bekannt wird, riskiert ebenfalls eine zehntägige Quarantäne bei der Rückkehr. Gleiches gilt für ausländische Touristen, die in die Schweiz kommen wollen.

Impf-Versprechen wird nicht mehr gehalten

Das verunsichert zahlreiche Reisende. Noch im Frühling war eines der Argumente der Impfkampagne, dass so die Quarantäne nach den Ferien umgangen werden kann. Auch Nau.ch-Leserin B.K.* hatte einen Aufenthalt in Kopenhagen Anfang Dezember geplant. «Als Dänemark vor rund einem Monat alle Massnahmen aufhob, haben wir gebucht», erzählt die 29-Jährige.

Passanten in Kopenhagen Mitte Dezember. Seit Weihnachten sind die meisten Geschäfte geschlossen. Foto: Steffen Trumpf/dpa
Passanten in Kopenhagen Mitte Dezember. Seit Weihnachten sind die meisten Geschäfte geschlossen. Foto: Steffen Trumpf/dpa - sda - Keystone/dpa/Steffen Trumpf

Doch gestern Montag landete Dänemark nach dem ersten bestätigten Omikron-Fall umgehend auf der Quarantäneliste des BAG.

Dann der Schock: «Ich war extrem überrascht, als ich merkte, dass die Quarantäneregelung auch für Geimpfte gilt», sagt K., die doppelt geimpft ist.

Sie und ihr Freund wollten am heutigen Mittwoch per Zug nach Kopenhagen reisen. Die neue Quarantäne bei der Heimkehr können sie sich nicht leisten. «Wir sind aus beruflichen Gründen gezwungen, unsere gesamten Ferien zu stornieren», nervt sich K.

Verreisen Sie normalerweise über die Festtage?

Zum Ferien-Absage-Frust kommen Geld-Einbussen hinzu. K. kriegt kaum Geld zurück. Airbnb erstattete ihr mit Verweis auf die Nutzungsbedingungen nur rund ein Drittel der Logierkosten. Die SBB, die sie per Nachtzug nach Hamburg hätte bringen sollen, erstatten die Hälfte zurück. Bei den Bundesbahnen werden dabei die normalen Stornierungsbedingungen angewendet, gemäss denen eine vollumfängliche Rückerstattung des Kaufpreises nur bis 14 Tage vor Abreise möglich ist.

Plötzlicher Aktionismus

K. ist zwiegespalten. «Einerseits finde ich es gut, dass das BAG schnell reagiert», sagt sie. «Aber es wirkt schon fast etwas übersensibel».

Auch Experten und Politik sind ab dem plötzlichen Aktionismus aus Alain Bersets Departement nicht nur begeistert. Richard Neher, Mitglied der wissenschaftlichen Taskforce und Epidemiologin Emma Hodcroft, sonst eher Verfechterin von scharfen Massnahmen, nannten das Vorgehen beide «schädlich».

Prof. Richard Neher und Dr. Emma Hodcroft analysieren Erbgut-Sequenzen
Prof. Richard Neher und Dr. Emma Hodcroft analysieren Erbgut-Sequenzen, um die Ausbreitung des Corona-Virus zu verfolgen. - SRF TV-Sendung «PULS»

Mehr Verständnis gibt es von Links: SP-Chef Cédric Wermuth glaubt, dass die vorübergehende Vorsichtsmassnahme «wohl alternativlos war.» Grundsätzlich unterstützt er schärfere Massnahmen. Gemäss Patrick Matyhs vom BAG muss damit gerechnet werden, dass die Variante in der Schweiz im Februar oder eventuell bereits im Januar «ein grösseres Problem» werden könnte.

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