Geiselnehmer (†32) wollte mit Asyl-Mitarbeiterin in Kontakt treten
Ein mit einer Axt bewaffneter Mann hat in einem Zug in der Waadt Menschen festgehalten. Die Polizei konnte alle Geiseln befreien, der Täter wurde erschossen.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Waadt ist es in einem Zug zu einer Geiselnahme gekommen.
- Die Polizei konnte alle Menschen in der Gewalt des Mannes mit einer Axt befreien.
- Die Passagiere sind wohlauf, der Täter wurde bei der Befreiung erschossen.
- Die Polizei geht nicht von einem Terrorakt aus.
In der Waadt ist es in einem Regionalzug zwischen Yverdon und Sainte-Croix am Donnerstagabend zu einer Geiselnahme gekommen. Laut der Polizei konnten alle 13 Geiseln befreit werden. Sie sind demnach wohlauf. Der Täter (†32) wurde von der Polizei erschossen.
Kein Terror-Akt
«Es gibt keine Elemente, die uns auf einen terroristischen Akt hinweisen. Weder terroristisch noch dschihadistisch», sagte Jean-Christophe Sauterel, Sprecher der Kantonspolizei Waadt, am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Gemäss Angaben der Kantonspolizei soll der Iraner mit der Tat versucht haben, mit einer Mitarbeiterin eines Asylbewerberzentrums in Kontakt zu treten. «24heures» hatte ursprünglich berichtet, dass es sich bei der Frau um seine Ex-Partnerin handle. Sie wohne im Kanton Neuenburg.
Er habe gewollt, dass sie zum Zug kommt – dies geschah jedoch nicht. Ferner seien seine Motive ersten Ermittlungen zufolge auf seine Unzufriedenheit mit der Situation als Asylbewerber zurückzuführen, wie die Polizei am Freitagabend weiter mitteilt.
Gemäss der Kantonspolizei hatten die Einsatzkräfte zunächst versucht, den Täter mit einem Elektroschock-Gerät ausser Gefecht zu setzen. Als er im Anschluss aber in Richtung der Geiseln losrannte, setzte ein Polizist seine Schusswaffe ein und verletzte den Mann tödlich.
Seit zwei Jahren in der Schweiz
Gemäss dem Westschweizer Fernsehsender RTS lebte der Geiselnehmer, ein 32-jähriger Iraner, seit rund zwei Jahren in der Schweiz. Er sei 2022 im Bundesasylzentrum in Boudry NE registriert worden. Im November 2022 wurde er dem Kanton Genf zugewiesen, bis über seinen Asylantrag entschieden wird.
Gemäss RTS fiel der 32-Jährige zuvor nie wegen Gewalttaten oder Radikalisierung auf. Jedoch sei er zeitweise verschwunden gewesen und wegen potenzieller Suizidgefahr gemeldet worden. Zudem wurde er wegen kleinerer Vergehen wie Diebstahl und Trunkenheit in der Öffentlichkeit verhaftet.
Jans wünscht Betroffenen Mut
Im Tagesverlauf hat sich auch Bundesrat Beat Jans zu der Geiselnahme geäussert. Auf der Plattform X (früher Twitter) schrieb er: «Die Bevölkerung hat das Recht, in Sicherheit zu leben. Ich wünsche den Betroffenen und ihren Angehörigen Kraft und Mut, diese Ereignisse zu überwinden.»
La population a le droit de vivre en sécurité. Je souhaite force et courage aux personnes concernées et à leurs proches pour surmonter ces événements.
— Beat Jans (@beat_jans) February 9, 2024
Le @semigration va analyser ce cas et les conséquences éventuelles avec les cantons concernés.
Das Staatssekretariat für Migration (SEM) werde diesen Fall und die möglichen Konsequenzen mit den betroffenen Kantonen analysieren, fügte der Vorsteher des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement hinzu.
Passagiere vier Stunden lang festgehalten
Zur Geiselnahme in dem Zug kam es gegen 18.30 Uhr, wie ein Sprecher der Waadtländer Polizei der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage sagte. Beim Bahnhof d’Essert-sous-Champvent kam der Zug zum Stehen. Die Festgehaltenen alarmierten die Polizei.
Gemäss seinen Vorgesetzten verhielt sich der Lokführer während der gesamten Geiselnahme vorbildlich. «Unseren Informationen zufolge stand er in Interaktion mit dem Geiselnehmer und hat dazu beigetragen, die Situation zu beruhigen», sagte Daniel Reymond, der Direktor des regionalen Bahnunternehmens Travys.
Die Polizei benötigte Informationen, insbesondere über die Zugänge zum Zug. Wie die anderen Geiseln wurde der Lokführer nach seiner Freilassung psychologisch betreut. Anschliessend wurde er von der Polizei angehört.
Polizei stürmt Zug
Ein Video auf der Plattform X (vormals Twitter), zeigt einen Lichtblitz und eine kleine Explosion am Zug. Dieser ereignete sich gemäss «24 Heures» um circa. 22.18 Uhr, als die Polizei den Zug stürmte.
#suisse #yverdon #prisedotage pic.twitter.com/RHPwaDGgvd
— hasanml (@Xilifok) February 8, 2024
Geiseln unversehrt befreit
Bei einer Medienkonferenz teilte die Polizei mit, dass der Zug umstellt wurde, Verhandlungen begannen, bis um 22.15 Uhr dann die Stürmung erfolgte. Alle Geiseln konnten gegen 22.38 Uhr unversehrt befreit werden, der Geiselnehmer wurde tödlich getroffen.
Es handelte sich bei ihm um einen 32-jährigen iranischen Asylsuchenden, er war mit einer Axt, einem Messer und einem Hammer bewaffnet.
Beim Einsatz waren über 60 Polizisten und 31 Sanitäter im Einsatz. Auch Scharfschützen der Genfer Kantonspolizei waren vor Ort.
Die Ermittlungen unter der Leitung der Waadtläner Staatsanwaltschaft dauern an. Es gehe einerseits darum, die Motive des Geiselnehmers zu klären und andererseits die Umstände zu ermitteln, die zur Erschiessung des Polizisten geführt hätten, teilte die Polizei weiter mit.