Grossfirmen sponsoren Schweizer Lehrmittel

Bianca Lüthy
Bianca Lüthy

Bern,

Private Grossunternehmen geben vermehrt ihre eigenen Schulmaterialien und Lehrmittel heraus und drängen so in die öffentliche Bildung ein.

Die Swisscom spielt sogar Lehrer, wie in der 8. Klasse in Bolligen BE. Dort unterrichtet der Swisscom-Vertreter Michael In Albon die Schüler für eine Lektion.

Schüler
Schüler sitzen im Klassenzimmer einer Schule (Symbolbild). - Keystone

Schleichwerbung für Kinder und Jugendliche?

Arbeitsblätter von der Swisscom, Lehrmittel von der Axpo, Schulmaterialien von Victorinox – auf Online-Portalen wimmelt es nur so von Unterrichtsmaterialien privater Anbieter, wie es laut einem Beitrag von «10vor10» heisst. So will einem die Axpo die Welt des Stroms näher bringen und Victorinox die Geschichte von Werkzeug vermitteln. Aber auch der Chips-Hersteller Zweifel ist ins Lehr-Business eingestiegen und doziert etwa über die Geschichte der Kartoffelchips.  

«Wir missbrauchen die Schüler nicht zu Werbezwecken», sagt In Albon. «Es ist absolut zentral, dass die Inhalte unserer Kurse und Lehrmittel neutral sind». Die Firma hofft aber, dass die Marke so positiv in den Köpfen der Schüler haften bleibt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Grossfirmen geben vermehrt eigene Schulmaterialien und Lehrmittel heraus.
  • Private Grossunternehmen drängen so in den öffentlichen Bildungssektor ein.

Der Lehrerverband sieht das Ganze jedoch kritisch. «Problematisch wird es, wenn Produktwerbung drin ist, die Firma ihr Logo auf die Arbeitsblätter druckt oder wenn sie Falschaussagen verbreitet», wie Beat W. Zemp, der oberste Lehrer der Schweiz, sagt. Das Unterrichtsmaterial werde so zum Geschäft für die Grossfirmen.  

FDP hat Charta nicht unterzeichnet

Bürgerlichen Parteien mehrerer Kantone reicht dies aber nicht. Ein Dorn im Auge ist für sie, dass Nichtregierungs-Organisationen, wie Greenpeace oder Amnesty International, die Charta nicht unterschrieben haben, wie Marc Bourgeois von der Zürcher FDP sagt.

Die Zürcher FDP plant nun, die politische Ausgewogenheit im Bildungsgesetz zu verankern. Der Vorstoss solle nächstes Jahr in den Kantonsrat kommen.

Ausgerechnet die FDP, die selbst Unterrichtsmaterial zu den Grundlagen der Politik anbietet, hat sich nicht zur Charta verpflichtet. «Es ist klar, dass auch Parteien ihre Meinungen den Schülern näherbringen wollen», sagt Bourgeois, «das kann man nicht verhindern». 

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