Holocaust-Überlebender Fishel Rabinowicz feiert 100. Geburtstag
Fishel Rabinowicz hat nicht nur den Holocaust überlebt, sondern verarbeitet seine Vergangenheit in Kunst. Heute feiert er seinen 100. Geburtstag – mit Wein.
Mit einem vollendeten Jahrhundert kann Fishel Rabinowicz auf ein Leben voller Herausforderungen, Überleben und Triumph blicken. Der Holocaust-Überlebende wurde 1924 im polnischen Sosnowiec geboren.
Am heutigen 9. September feiert er seinen 100. Geburtstag. Dieser bedeutende Meilenstein zelebrierte er an seinem Wohnort im Tessin.
Fishel Rabinowicz überlebte den Holocaust
Rabinowicz hat in seinem Leben einiges durchgemacht. Mit 14 Jahren griff Deutschland Polen an, seine Familie wurde daraufhin deportiert. Seine Jugendjahre verbrachte er in neun verschiedenen Arbeits- und Konzentrationslagern, wo er zum Bau von Autobahnen gezwungen wurde.
Die Sterblichkeitsrate war extrem erhöht, doch der Holocaust-Überlebende Fishel Rabinowicz hatte Glück. «Die Nazis fanden meine roten Haare lustig. Sie nannten mich Rotkopf und gaben mir leichtere Arbeiten,» sagte er gegenüber der «Schweizer Illustrierten».
Rabinowicz verarbeitet Vergangenheit mit Kunst
Nach seiner Befreiung im Jahr 1945 aus Buchenwald kam Rabinowicz ins Sanatorium nach Davos. Anschliessend absolvierte er eine Ausbildung zum Schaufensterdekorateur in Zug und studierte einige Semester an der Kunstgewerbeschule in Zürich. Er baute sich ein neues Leben auf und zog an den Lago Maggiore, wo er ein erfülltes Dasein mit seiner Frau und seinem Sohn führte.
Trotz der physischen Freiheit verfolgten ihn noch lange Gedanken an die Torturen des Holocaust. Um seine Gefühle zu verarbeiten, begann Rabinowicz, Kunstwerke zu kreieren, welche die tragischen Erlebnisse seiner Vergangenheit sowie die jüdische Geschichte, Kultur und Traditionen abbilden. Das Schaffen von etwa 50 Kunstwerken in den Jahren nach seiner Pensionierung half ihm dabei, mit der Trauma der Vergangenheit umzugehen.
Rabinowicz wünscht sich Wein
Rabinowicz' 100. Geburtstag war ein besonderer Anlass, welcher mit einer offiziellen Feier im Rathaus von Locarno begangen wurde. Der Bürgermeister liess ihm die Wahl zwischen Blumen, Schokolade oder Wein liess. «Ich habe mich natürlich für den Wein entschieden«, erklärt er der «Schweizer Illustrierten».
«Als junger Mann habe ich zehn Jahre verloren." So erlebte er einige Jahre im Krieg, im Holocaust und im Krankenhaus. «Vielleicht habe ich die zehn Jahre jetzt zurückbekommen«, schlussfolgert er.