«Hotelplan schreibt man ohne M» – ein Stinkefinger gegen die Migros?
«Hotelplan schreibt man ohne M». Zeigt die Reisetochter der Migros hier den Stinkefinger? Werbeprofi Felix Murbach sieht im Slogan noch eine andere Message.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Migros-Tochter Hotelplan steht zum Verkauf.
- Kurz nach der Ankündigung sorgt das Reiseunternehmen mit einer PR-Offensive für Furore.
- Mit «Hotelplan schreibt man ohne M» hat man den Ton getroffen, so Marketingprofi Murbach.
Nach fast 90 Jahren ist Schluss: Die Migros will sich von Tochter-Firma Hotelplan trennen. Das von Migros-Vater Gottlieb Duttweiler gegründete Reiseunternehmen steht zum Verkauf.
Die Ankündigung kommt durchaus überraschend. Schliesslich hat die Hotelplan Group dieses Jahr zum zweiten Mal in Folge ein Rekordjahr ausgewiesen.
Für Furore sorgt aber nicht nur die Ankündigung der Verkaufsabsichten, sondern auch die Reaktion von Hotelplan.
«Hotelplan schreibt man ohne M». Mit einer PR-Offensive macht der 550-Mitarbeiter-Betrieb eine klare Ansage. Oder doch nicht?
Migros macht auf heile Welt
Das Reiseportal «aboutTravel» spricht etwa von einem «Stinkefinger» gegen die Migros. Beim orangen Riesen beschwichtigt man aber auf Nau.ch-Anfrage. «Das war abgesprochen, alles läuft im besten Einvernehmen.»
Auch von der Hotelplan Group heisst es nur: Die Zusammenarbeit mit Migros sei weiterhin «konstruktiv, positiv und professionell».
Im Netz sorgt der Werbeslogan hingegen für viele Diskussionen – und Hunderte Reaktionen. «Starke Reaktion auf einen fraglichen Entscheid», so eine davon.
Und Applaus für Hotelplan gibt es auch von einem der profiliertesten Marketingexperten der Schweiz.
Hotelplan zeigt der Migros: «Es geht auch ohne euch!»
Für Felix Murbach kam die Verkaufsabsicht der Migros überraschend. Zum Slogan «Hotelplan schreibt man ohne M» sagt er: «Trotz diesem Knall wirkt der Slogan smart, ‹sympathisch-trotzig›, authentisch und exakt auf den Punkt gebracht. Frei nach dem Motto: ‹Jetzt erst recht, es geht auch ohne euch.›»
Der Marketingprofi ist sicher, dass Hotelplan mit der Reaktion zumindest kurzfristig viele Sympathien gewonnen hat. Das würden etwa die zahlreichen positiven Feedbacks auf Social Media zeigen. «Wenn sich David gegen Goliath wehrt, und dies auch noch so smart, dann wirkt dies wohltuend und fast schon charmant.»
Viel wichtiger als «Stinkefinger» ist ...
Murbach sieht aber nicht nur eine Spitze gegen die Migros. Genauso wichtig: «Aktuell ist es essenziell, dass Hotelplan das Vertrauen der Kunden und Mitarbeitenden hochhalten kann. Je nachdem, wie lange es dauert, einen Käufer zu finden.»
Er sehe die Wahl des Slogans daher weniger als «Fingerzeig gegen die Migros. Sondern eher als ein klares Statement an die Mitarbeitenden, die Stakeholder sowie die Tourismus- und Reisebranche. Man ist die Nummer 1 und wird das auch bleiben.»
Ist es ein Eigentor?
Der David hat also vieles richtig gemacht. Kein gutes Zeugnis gibt es von Murbach hingegen für den Goliath. «Nicht ideal» sei etwa der Zeitpunkt der Verkaufsankündigung durch die Migros gewesen. «Dass dies gerade während der grössten Schweizer Tourismusmesse publiziert wurde, war sicher nicht ideal gewählt.»
Nach fast 90 Jahren passe Hotelplan nicht mehr zur neuen DNA der Migros. Ein Richtungswechsel, der nicht nur auf Verständnis stösst, so Murbach.
Denn: «Mit Hotelplan verbinden viele Schweizer oft positive Emotionen und Erinnerungen. Es kann durchaus sein, dass die ‹Migros-Kinder› über diesen Entscheid nicht erfreut sind. Eventuell wurde hier zu viel Porzellan zerschlagen.»