Immer mehr Menschen pendeln zum Arbeiten in die Schweiz
Die Zahl der Grenzgänger ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Besonders in Genf sind viele Pendler aus Frankreich unterwegs. Was sind die Gründe dafür?

Das Wichtigste in Kürze
- In den letzten fünf Jahren ist die Anzahl der Grenzgänger um über 65'000 gestiegen.
- Besonders viele Pendler kommen aus Frankreich nach Genf.
- Die Wohnungsnot in Genf ist einer der Gründe für dafür.
Seit Einführung Personenfreizügigkeit 2002 nimmt die Zahl der Menschen zu, die im Ausland leben und in der Schweiz arbeiten.
In den letzten fünf Jahren hat sich dieser Trend jedoch stark beschleunigt. Die Zahl der Grenzgänger ist um über 65'000 auf 407'000 gestiegen.
29 Prozent mehr Pendler aus Frankreich
Der grösste Teil dieses Wachstums kommt aus Frankreich, wo die Zahl der Pendler um 29 Prozent gestiegen ist. Das berichtet der «Tagesanzeiger».
Aus Deutschland kamen elf Prozent und aus Italien nur sieben Prozent mehr Pendler.
Im Kanton Tessin ging die Zahl der Grenzgänger im letzten Jahr sogar erstmals seit Einführung des freien Personenverkehrs zurück.
Ein Drittel der Arbeitnehmer in Genf lebt in Frankreich. Auch einige Schweizerinnen und Schweizer überlegen es sich, im Nachbarland zu wohnen. Das zeigte eine repräsentative Comparis-Umfrage.
Wohnungsnot in Genf
«Der Hauptgrund für den starken Anstieg der Grenzgänger aus Frankreich ist letztlich die Kombination von Attraktivität der Region und Wohnungsnot». Das sagt Ökonom Marco Schmid gegenüber der Zeitung.
In Genf boomt die Wirtschaft, aber es werden nicht genug Wohnungen gebaut, um Schritt zu halten.
In Frankreich hingegen wurden in den letzten Jahren viele neue Wohnungen gebaut. Die durchschnittlichen Wohnkosten sind dort immer noch etwa halb so hoch wie in Genf.
Im Kanton Genf sind die Bruttolöhne im Vergleich zum benachbarten Frankreich mehr als doppelt so hoch. Die Kaufkraft dieser Löhne ist derweil in Frankreich grösser.
Lebensmittel und Konsumgüter sind dort meist billiger als hierzulande. Und wer mit Schweizer Franken bezahlt, profitiert zusätzlich vom starken Wechselkurs gegenüber dem Euro.
Die «Attraktivität des Grenzgängertums» in der Region hat sich durch den Bau des Léman Express, der grenzüberschreitenden S-Bahn, noch verstärkt. «Die S-Bahn hat in der Nähe von Haltestellen einen Bauboom ausgelöst», stellt Schmid fest.
Genfer Partei sammelt Unterschriften für eine Begrenzung
Die prekäre Wohnungsknappheit in Genf und die strenge Mietregulierung, die Neubauten und Sanierungen erschwert, verschärfen den akuten Wohnungsmangel.
«Auch in Zukunft dürfte ein Grossteil des Bevölkerungswachstums auf der französischen Seite der Grenze stattfinden», sagt Schmid.
Nicht alle sind jedoch mit dem Wachstum bei den Grenzgängern zufrieden. Die migrationskritische Genfer Partei «Mouvement Citoyens Genevois» sammelt Unterschriften, um dieses zu begrenzen.
Die Partei fordert, dass nur Schweizer oder Einwohner des Kantons wichtige Stellen im öffentlichen Dienst besetzen dürfen.