Immofirmen täuschen Käufer mit «Zürich»-Masche bei Agglo-Inseraten
Immobilienverwaltungen möchten ihre Objekte in Inseraten so gut wie möglich darstellen. Dabei schwindeln die Profis auch gerne mal ein bisschen.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Immobiliengeschäft gibt es viele Tricks.
- Darunter Kombinationen wie «Zürich-Urdorf», obwohl Urdorf nicht in der Stadt liegt.
- Damit sollen mehr Interessenten gewonnen werden.
Wohnungssuche in Zürich – zurzeit kein Zuckerschlecken. Sowohl Kauf- als auch Mietpreise boomen. Umso frustrierender ist es, wenn bei der Suche nach dem geeigneten Objekt dreist geschwindelt wird.
Denn es zeigt sich: Im Immobilien-Game scheinen immer neue Maschen aufzutauchen. Dass Ausdrücke wie «zentral gelegen» oder «naturnah» meist auch ihre Tücken haben, ist kein Geheimnis mehr.
Etwas weniger offensichtlich wird es jedoch, wenn Namen von naheliegenden Grossstädten in die Ortsbeschreibung des Objekts miteinfliessen.
«An der Nase herumgeführt»
«Dietikon, Zürich» oder «Zürich-Urdorf» heisst es dann in der Wohnungsbeschreibung. Trügerisch, denn eigentlich befinden sich diese Orte gar nicht auf Zürcher Stadtgebiet. Trotzdem, oder wohl gerade deswegen, werden die Wohnungen so angepriesen.
Ist das fair? Nein, sagt Manuela Gallati, stellvertretende Leiterin Kommunikation des Mieterverbands Zürich. «Hier werden Wohnungssuchende an der Nase herumgeführt.»
«Die Verzweiflung ausnutzen»
Aufgrund der Wohnungsmangellage seien solche Maschen für Interessenten besonders frustrierend. Aber genau deswegen funktionieren sie wohl auch gut. Denn vermutlich möchte man mit solchen Tricks «die Verzweiflung der Wohnungssuchenden ausnutzen», so Gallati.
Solche Ortsbezeichnungen können ausserdem helfen, Interessenten überhaupt erst zu erreichen, welche in der Stadt Zürich nach einer Wohnung suchen.
Das «Zürich-Urdorf»-Inserat ist mittlerweile gelöscht, das mit «Dietikon, Zürich», stammt von der Immobilienfirma Halter AG.
Bettina Kunzer von der Halter AG weist die Anschuldigung des Mieterverbands zurück: «Die Nennung von Zürich ist in keiner Form eine ‹Verkaufsmasche›, um das Objekt besser zu positionieren.» Mit «Zürich» sei der Kanton gemeint – man wolle lediglich eine Verwechslung mit der Gemeinde Bergdietikon im Aargau vermeiden.
Längst nicht die einzige Masche
Die «Zürich»-Masche ist längst nicht der einzige Trick – Wohnungsverwaltungen sind längst Profis im Schönreden. Gallati vom Mieterverband zählt auf: «An zentraler Lage» bedeute meist viel Verkehrslärm, «gemütlich» stehe für klein und eng, «inmitten unberührter Natur» für abgelegen.
Solche Bezeichnungen können täuschen und falsche Erwartungen wecken. Weitaus gefährlicher seien jedoch betrügerische Inserate, deren Ziel es ist, Geld oder persönliche Daten zu stehlen, warnt Gallati.
Solche Inserate erkenne man häufig an einem auffällig tiefen Preis, sehr geringen Nebenkosten oder möblierter Vermietung. Oder «manchmal schlicht auch daran, dass keine Schweizer Steckdosen zu sehen sind».