Jungfreisinnige provozieren mit Drogen-Video
Zürcher Jungfreisinnige setzen sich für die Legalisierung harter Drogen ein. Sucht-Spezialisten beurteilen das Verhalten als allzu voreilig.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Zürcher Jungfreisinnigen fordern eine Legalisierung sämtlicher Drogen.
- Dafür werben sie mit einem provokanten Video.
- Sucht Schweiz dagegen möchte den Fokus nur auf die Regulierung von Cannabis legen.
Ein junger Mann zieht eine Line, nimmt einen Zug aus einer Bong und schluckt Pillen. Hinter ihm geht die Sonne unter. Um ihn herum junge, tanzende Leute. Aus mehreren Boxen wummert Musik.
Der «Drögeler» ist Leroy Bächtold, Jungfreisinniger und Zürcher Nationalratskandidat. Sein Ziel ist nicht der Rausch, sondern eine Liberalisierung der Drogenpolitik. Denn die Szene ist kein skandalöser Schnappschuss, sondern inszenierter Wahlkampf.
«Menschen sollen selber entscheiden können, was sie konsumieren», erklärt Bächtold. Davon versprechen die Jungfreisinnigen sich vor allem geringere Kosten. Denn legale Drogen könnten besteuert und besser kontrolliert werden. Damit wären sie sauberer.
Zudem würde der Schwarzmarkt kaum weiter existieren. Entsprechend gäbe es weniger Drogentote. So die Argumentation der Jungen.
Jungfreisinnige knüpfen an Idee von Alten an
Sie deckt sich zu grossen Teilen mit jener der Alten. Auch der Basler FDP-Nationalratskandidat Thomas Kessler setzt sich für eine Legalisierung aller Drogen ein.
Kessler hatte sich als Basler Drogendelegierter in den Neunzigern national einen Namen gemacht. Sein Vier-Säulen-Prinzip aus Prävention, Therapie, Überlebenshilfe und Repression wurde von vielen Kantonen erfolgreich übernommen.
Spezialisten wenig begeistert von Forderung
Weniger deckungsgleich ist das jungfreisinnige Ansinnen mit der Meinung der Spezialisten. «Der Fachverband Sucht spricht sich nicht für eine Liberalisierung ohne Kontrolle aus», sagt Manuel Herrmann.
Er ist stellvertretender Generalsekretär des Fachverbands Sucht. Vielmehr gehe es darum, «eine möglichst gute, wenn nötig auch strenge, Regulierung zu finden».
Auch Sucht Schweiz gehen Video und Forderung zu weit. «Wir denken, dass nach wie vor nicht die Legalisierung aller Drogen im Fokus der gesellschaftlichen und politischen Debatte steht.» Das sagt Monique Portner-Helfer, Mediensprecherin bei Sucht Schweiz.
Jungfreisinnige zu voreilig
Aktuell solle der Schwerpunkt auf der Cannabisregulierung liegen. Denn: «Cannabis ist und bleibt in der Schweiz die meist konsumierte illegale Substanz.»
Rund drei Prozent der Schweizer Bevölkerung gaben bei einer Befragung an, in den letzten 30 Tagen Cannabis konsumiert zu haben. «Das ist weit mehr, als bei Kokain und den anderen Stimulanzien.»
Der Fokus ist gelegt. Handeln möchte Sucht Schweiz allerdings noch nicht. Erstmal wolle man beobachten, wie die Cannabis-Legalisierung in den USA und Kanada funktioniere.
Eines steht allerdings bereits fest. «Ein Kernpunkt wäre auch in einem regulierten System der Jugendschutz», so Portner-Helfer.