Klimastreik: Darum demonstrieren weniger Teenies auf der Strasse
Schweizer Jugendliche interessieren sich immer noch für Politik. Doch die Jugendbewegungen wie der Klimastreik haben an Reiz verloren, wie eine Umfrage zeigt.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Mehrheit der Jugendlichen in der Schweiz interessiert sich für Politik.
- Top-Themen sind immer noch der Klimawandel, Rassismus, Aussenpolitik und Gleichstellung.
- Jugendbewegungen hingegen haben seit 2020 an Attraktivität verloren.
Die Generation Z wurde von schlimmen Ereignissen geprägt: Die Corona-Pandemie, «Black Lives Matter» und nun auch Krieg in Europa. Die Bedrohung der Klimakrise ist zudem omnipräsent.
Daraus ist ein erhöhtes politisches Interesse entstanden, geboren sind zahlreiche Jugendbewegungen. Die grösste davon ist der Klimastreik, der seit 2019 von jungen Erwachsenen und Jugendlichen getragen wird.
Klimastreik laut Jugendlichen nicht mehr für Umdenken geeignet
Doch laut dem Politbarometer vom Befragungsinstitut gfs.bern haben solche Bewegungen an Beliebtheit eingebüsst. Verglichen mit 2020 sind ihre Zustimmungswerte gesunken: Mit der Aussage, die Politik müsse solche Gruppierungen ernst nehmen, sind nur noch 62 Prozent der Befragten einverstanden. Vor zwei Jahren waren es noch 72 Prozent.
Vor drei Jahren fanden noch über die Hälfte der Jugendlichen, diese seien ein geeignetes Mittel, um ein Umdenken zu bewirken. Jetzt sind es nur noch 36 Prozent. Und 29 Prozent können nicht nachvollziehen, wieso sich junge Menschen diesen Bewegungen anschliessen. 2019 waren es hier noch unter 20 Prozent.
Fanie Wirth, Leiterin des Bereichs Easyvote für den Dachverband der Jugendparlamente, sieht zwei Erklärungen dafür: «Politische Bewegungen nehmen gerade am Anfang sehr an Fahrt auf, verlieren dann diese Fahrt.» Sobald man sehe, dass die Umsetzung der Forderungen nicht so einfach sei, käme Frust auf, sagt Wirth zum «SRF».
Die zweite Erklärung deutet auf den Erfolg der Jugendbewegungen: «Themen aus diesen Demonstrationen, zum Beispiel aus der Klimabewegung, wurden in die nationale Politik aufgenommen.» Der Drang zum Demonstrieren sei deswegen nicht mehr vorhanden.
Konstant geblieben ist die Zustimmung bei der Aussage, die Älteren müssten das Ruder den Jüngeren überlassen, weil sie versagt hätten. Und die Jugendlichen sind selbstbewusster geworden: Nur noch 37 Prozent finden, die Welt sei zu komplex, damit die Jungen ihre Probleme lösen könnte. Dieser Wert nimmt seit 2019 stetig ab, wie die Umfrage zeigt.
Politisches Engagement nimmt mit Alter ab
Ebenfalls erfreulich ist, dass die Generation Z politisch interessiert bleibt. Eine deutliche Mehrheit gibt an, an den nächsten Abstimmungen von ihrem Stimmrecht Gebrauch machen zu wollen. «Eher interessiert» sind 44 Prozent an Schweizer Politik und 39 Prozent an weltweiter Politik.
Weniger erfreulich sind jedoch die Werte zum zukünftigen politischen Engagement. Noch 2020 konnte sich knapp die Hälfte vorstellen, in Zukunft engagierter zu sein. Dieses Jahr sind es nur noch 40 Prozent.
Auch die Diskussionsfreudigkeit mit dem Umfeld hat abgenommen und ist nun so tief wie noch nie, auf etwa 60 Prozent. Seit dem Corona-Jahr hat sie um über zehn Prozentpunkte abgenommen. Der Wille, ein Referendum oder eine Initiative unterschreiben zu wollen, ist auch stark zurückgegangen.