Klimawandel: Sollten wir uns fürs Fliegen schämen?
Wir alle wissen es: Flüge sind nicht gerade gut für die Umwelt – CO2-Emissionen befeuern den Klimawandel. Doch sollten wir uns fürs Fliegen deshalb schämen?
Das Wichtigste in Kürze
- Fliegen verursacht CO2-Emissionen und befeuert damit den Klimawandel.
- Dennoch zeigt eine Umfrage, dass die wenigsten deswegen ein schlechtes Gewissen haben.
- Nau.ch hat Flug-Passagiere in Kloten gefragt, welche Gedanken sie sich machen.
Eine aktuelle Umfrage zeigt: 60 Prozent der Schweizer haben kein schlechtes Gewissen, wenn sie in den Flieger steigen. Dabei wird tüchtig um die Welt gejettet – jede zweite Person gab an, diesen Sommer wegzufliegen.
Dass die Umwelt leidet, ist klar. Die Umweltorganisation WWF beschreibt die Fliegerei gar als «einen der wichtigsten Treiber der Klimaerhitzung.»
So sei der Flugsektor in der Schweiz seit 2015 der grösste Verursacher von Treibhausgasen. Denn: «Wir sind ein Volk von Vielfliegern! Im Vergleich zu unseren Nachbarländern steigen wir im Schnitt doppelt so häufig in ein Flugzeug», so der WWF. Die Organisation ruft deshalb zum Flugreisen-Reduzieren auf.
Sollten wir uns also fürs Fliegen schämen?
Alle müssen für sich wissen, was sie mit ihrem Gewissen vereinbaren können
Aus ethischer Sicht gibt es auf die Frage nach der Flugscham keine Ja-Nein-Antwort. Ethikerin Ruth Baumann-Hölzle sagt zu Nau.ch: «Generell haben wir Menschen den Auftrag, achtsam mit Mensch und Natur, ja mit der Welt überhaupt umzugehen. Nur schon aus Eigeninteressen, denn die Erde ist unsere Existenzgrundlage.»
Alle müssten selbst entscheiden, wie sie diesen Auftrag umsetzen wollten und was sie mit ihrem Gewissen vereinbaren könnten. «Scham ist ein persönliches Gefühl und kann von niemandem verlangt werden, verantwortliches Handeln hingegen schon.»
Fliegerei und Klimawandel: «Zuerst sollen die Reichen schauen»
Nau.ch hat sich am Flughafen Zürich umgehört. Machen sich die Fluggäste Gedanken um Natur und Klimawandel, fliegen deshalb sogar weniger?
Die Meinungen gehen auseinander. Passagier Samuele findet: «Zuerst sollen die Reichen schauen, dann fange ich auch an.» Denn diese jetten mehr um die Welt, fliegen gern auch Helikopter für kürzere Strecken.
Mischa meint hingegen, er fliege nicht mehr so viel und bleibe auch in Europa statt Übersee. «Damit die Flüge ein wenig kürzer sind.» Ähnlich machen das auch Nico, Miriam und Chiara, die gerade zum ersten Mal seit sieben Jahren fliegen.
«Wir machen uns ehrlich gesagt nicht so viele Gedanken wegen der Umwelt», geben Doris und Jeannette zu. Aber auch sie seien eher Kurzstreckenflieger. Zugfahren sei für sie aber keine Option – dafür achten sie darauf, den Müll zu trennen.