Krypto-Werber locken Studis im Uni-Chat – Experte warnt

Nicola Wittwer
Nicola Wittwer

Fribourg,

In einer Whatsapp-Gruppe von Studierenden der Universität Freiburg locken fremde Personen mit Informationen über Krypto- und Aktienhandel. Gefährlich?

Studierende
In einem Uni-Chat auf Whatsapp werden Studierenden von fremden Personen «hochwertige» Informationen angeboten. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Studierende der Uni Freiburg erhalten in einem Uni-Chat immer wieder Werbenachrichten.
  • Dabei wird mit «hochwertigen» Informationen zu Aktien und Krypto gelockt.
  • Ein Experte meint: Dabei verliert man ganz sicher Geld.

Studierenden der Universität Freiburg wird auf Whatsapp der Handel mit Aktien und Kryptowährungen schmackhaft gemacht. Die Werbe-Nachrichten tauchen in einem Chat voller Studierenden auf.

So etwa in der Whatsapp-Gruppe einer Fachschaft. Immer wieder landen dort Werbe-Nachrichten von fremden Nummern, wie ein Mitglied Nau.ch verrät.

Auffällig: Die Werbenden gelangen via Einladungslink in den Chat, was auf einem Screenshot (Bild unten) ersichtlich ist. Die Nachricht stammt in diesem Fall von einer kanadischen Nummer.

Universität Freiburg Krypto Werbung
Mit dieser Nachricht wird in einem Chat von Studierenden der Uni Freiburg geworben. - zVg

Den Studierenden werden «kostenlos hochwertige Informationen» versprochen, sollten sie der Whatsapp-Gruppe betreten. Die Informationen beziehen sich auf Aktien, Optionen, Fonds, Anleihen, Devisen und Kryptowährung. Es werde dabei geholfen, «unnötige Verluste zu vermeiden».

Dem Chat-Mitglied zufolge werden die Werbenden meistens entfernt und ihre Nachrichten gelöscht.

Ist das gefährlich – und sind Studierende, die oft nicht viel Geld haben, besonders anfällig?

«Betrugsmasche»

Eine Anfrage bei der betroffenen Fachschaft der Universität Freiburg bleibt unbeantwortet. Antworten liefert stattdessen der Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS).

Er spricht von einer «Betrugsmasche» – und warnt: «Studierende sind wie alle anderen Zielgruppen anfällig für täuschend echte und attraktiv wirkende Angebote.»

«Besonders in finanziellen Stresssituationen kann das Risiko steigen, auf solche Betrugsmaschen hereinzufallen. Aus diesem Grund ist es wichtig, regelmässige Aufklärung über Betrugsstrategien anzubieten.»

Betrüger sprechen «gezielt» Studis an

Konkrete Fälle wie an der Uni Freiburg seien dem Verband nicht bekannt. Man könne jedoch bestätigen, «dass offene Einladungslinks in Plattformen wie Whatsapp generell ein Risiko darstellen». Sie könnten von externen Akteuren missbraucht werden.

Wie viele Studierende den Einladungen tatsächlich folgen, sei nicht klar. «Uns ist jedoch bewusst, dass diese Maschen gezielt Studierende ansprechen. Sie gelten oft als besonders empfänglich für scheinbar lukrative Angebote.»

Der Studierendenschaft der Universität Bern ist kein weitreichendes Problem bekannt, heisst es auf Anfrage.

Hier wird die Gefahr nicht allzu gross eingeschätzt: Studierende seien «aus unserer Sicht eher nicht anfällig, auf solche Angebote hereinzufallen».

«Nachrichten ignorieren»

Der VSS empfiehlt Chat-Verantwortlichen, offensichtliche Spam- oder Werbe-Nachrichten schnell zu entfernen.

Eine weitere Massnahme sei das regelmässige Überprüfen der Chat-Mitglieder. Zudem könne es sinnvoll sein, die Berechtigung zum Posten auf eine kleinere Gruppe zu beschränken.

Und: «Studierende sollten informiert werden, solche Nachrichten zu ignorieren und nicht auf dubiose Angebote einzugehen.»

Die Nutzung von Einladungslinks solle auf ein Minimum reduziert werden, dazu sollten sie nur vertrauenswürdige Personen erhalten.

«Alternativ könnten Plattformen verwendet werden, die sicherer und besser regulierbar sind. Wie etwa Discord oder andere Systeme, die Rollen und Zugriffsrechte differenziert verwalten können.»

Kryptoexperte: Man verliert zu 100 Prozent Geld

Kryptoexperte Marcel Harmann, ehemaliger Co-Studiengangleiter an der Hochschule Luzern, sagt gegenüber Nau.ch, dass Aktien- und Kryptohandel bei jungen Männern durchaus ein Thema sei.

«Es kommt natürlich noch auf die Fachrichtung der Studierenden darauf an. Frauen sind erfahrungsgemäss zurückhaltender als Männer betreffend Crypto-Investments.»

Weisst du, wie du dich seriös über Aktien- und Kryptohandel informieren kannst?

Ob Studierende anfällig sind, kann der Dozent und Unternehmer nicht beurteilen. Er denke aber, «dass junge Männer mit einer tieferen Ausbildung als einem Universitätsabschluss stärker betroffen sind».

Zu Chats, die wie beim gezeigten Beispiel Informationen versprechen, sagt Harmann: «Man kann zu 100 Prozent davon ausgehen, dass man in irgendeiner Form dabei Geld verliert.»

Wer wirklich an Krypto-Handel interessiert ist, dem empfiehlt Harmann, sich intensiv damit auseinanderzusetzen: «Wie funktioniert Trading? Welche Trading-Strategie möchte ich anwenden? Was für verschiedene Tokenarten gibt es und wie verändert sich dabei meine Anlagestrategie?»

Man solle prüfen, wer hinter einem Projekt steckt und welche Technologie eingesetzt wird.

Kommentare

User #5789 (nicht angemeldet)

Gut so. Auch Studierende sollen Lehrgeld zahlen. Offenbar haben sie genug davon.

User #5801 (nicht angemeldet)

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