Crypto Experteninterview

Stéphanie Hofer
Stéphanie Hofer

Luzern,

Marcel Harmann ist Crypto-Experte an der Hochschule Luzern. Er bringt ins Thema Crypto und Cryptowährungen Licht ins Dunkel.

Crypto HSLU Marcel Harmann
Marcel Harmann von der Hochschule Luzern (Hslu) ist Experte für Crypto. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Fast alles kann heute auch mit Cryptowährungen bezahlt werden.
  • Crypto-Experte Marcel Harmann erklärt bei Nau.ch das Wichtigste über die digitale Währung.

Nau.ch: Herr Harmann, wie sicher sind Cryptowährungen?

Marcel Harmann: Cryptowährungen wie Bitcoin sind technisch gesehen sehr sicher. Als Beispiel, der relativ hohe Energieverbrauch der Proof of Work Blockchains, ist gleichzeitig ihr grösster Sicherheitsmechanismus. Denn niemand kann 51 Prozent der Energie aufwenden, die es bräuchte um eine Attacke zu starten.

Nau.ch: Wie viele verschiedene Cryptowährungen gibt es, welches sind die bekanntesten und wie unterscheiden sie sich?

Marcel Harmann: Laut coinmarketcap.com gibt es über 19'000 verschiedene Cryptocurrencies. Die bekanntesten sind sicherlich Bitcoin und Ethereum – Nummer 1 und 2 respektive, gemessen an der Marktkapitalisierung. Die Finma unterscheidet zwischen Payment-, Utility, und Assettoken. Es gibt weitere, auch detailliertere Klassifizierungen, aber grundsätzlich können alle Cryptos so eingeteilt werden.

Nau.ch: Warum sollte jeder in Cryptowährungen investieren?

Marcel Harmann: Cryptowährungen etablieren sich als neue Anlegeklasse. Dank dem Diversifizierungseffekt eines Portfolios macht es Sinn, auch einen kleinen Bestand an Cryptos zu halten.

Im Moment verhalten sich Cryptos eher wie eine Tech-Aktie und sind relativ stark mit dem Nasdaq korreliert. In der Branche gehen wir bald von einer Dekoppelung aus, da Bitcoin grundsätzlich Eigenschaften wie Gold aufweist und daher gut gegen Inflation geeignet ist. Im Moment ist das aber noch nicht der Fall.

Nau.ch: Was genau ist die Blockchain-Technologie?

Marcel Harmann: Blockchain ist eine verteilte Datenbanktechnologie, die eine sichere Speicherung von Informationen auf vertrauenswürdige und unveränderliche Weise ermöglicht. Dies, sodass Benutzer miteinander interagieren und Transaktionen durchführen können, ohne dass ein vertrauenswürdiger Dritter erforderlich ist.

Nau.ch: Wann sollte man investieren?

Marcel Harmann: Das Timing für Investitionen ist immer schwierig, insbesondere bei volatilen Assets wie Cryptos. Deshalb ist es besser, sich ein Budget zu setzen und dieses regelmässig über mehrere Monate zu investieren (Dollar-cost averaging (DCA)).

Nau.ch: Wie investiere ich am besten und wie viel für den Anfang?

Marcel Harmann: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, in Cryptos zu investieren. Technisch Versiertere können direkt Cryptos halten, auf ihrem eigenen Hardware Ledger. Es ist aber auch möglich, Tracker-Zertifikate zu kaufen, die über die normale Hausbank im Depot gehalten werden können und die Preise der Cryptos nachbilden.

Bei einem bereits gut diversifizierten Portfolio spricht man von 2 bis 5 Prozent an Cryptos, die beigemischt werden sollten. Selbstverständlich hängt das auch vom eigenen Risikoprofil ab.

Nau.ch: Wo kauft man überhaupt Cryptowährungen?

Marcel Harmann: Cryptowährungen können inzwischen an verschiedenen Orten gekauft werden. Einfach sind Apps wie Coinbase oder Revolut. Wie erwähnt kann man auch Tracker-Zertifikate kaufen, die von jeder Schweizer Bank im Depot gehalten werden können. Inzwischen gibt es auch Banken, die spezialisiert sind auf Cryptos, so beispielsweise die SEBA, Sygnum oder Märki Baumann.

Nau.ch: Wie hoch ist die Chance, dass man mit Cryptowährungen richtig viel Geld macht?

Marcel Harmann: Die Cryptobranche ist momentan ähnlich wie die Internetbranche ganz am Anfang. Während Bitcoin und Ethereum, relativ «sicher» sind und von den institutionellen Anlegern bevorzugt werden, gibt es andere Cryptowährungen, die eher mit einer Investition in ein Startup zu vergleichen sind. Dann bewegt man sich eher im Gefielde der VCs (Venture Capital). Es ist weit verbreitet, dass 9 von 10 Startups nicht überleben werden. Bei Cryptowährungen ist das nicht anders, mit dem Unterschied, dass diese 24/7 getradet werden können, währen das bei klassischen Startups nicht möglich ist.

Es ist definitiv möglich, richtig viel Geld zu verdienen, jedoch braucht dies extrem viel Können und eine Portion Glück.

Nau.ch: Was kann man mit dem digitalen Vermögen anstellen?

Marcel Harmann: Inzwischen kann man fast alles Wichtige mit Cryptos bezahlen. Selbstverständlich kann es auch immer wieder in Schweizer Franken umgetauscht werden.

Kommentare

Mehr Crypto

Krypto Diebstahl Bank
60 Interaktionen
Dadvan Yousuf
22 Interaktionen
Ethereum
3 Interaktionen