Migros: Das Netz lacht über geplatzten Alk-Verkauf
Die Resultate der Abstimmung zum Alkoholverkauf in der Migros sind da: Alle Genossenschaften haben sich gegen diesen ausgesprochen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Migros-Genossenschaften haben gegen den Alkohol-Verkauf gestimmt.
- Am stärksten schmetterten die Zürcher die Idee ab - mit über 80 Prozent.
- Die Abstimmung hatte im Vorfeld für grosse Kontroversen gesorgt.
Auch in Zukunft wird es in der Migros keinen Alkohol zu kaufen geben. Am Donnerstagmorgen hat die Migros die Resultate ihrer Abstimmung bekanntgegeben: In allen zehn Genossenschaften ertönte ein klares «Nein», am stärksten jedoch in Zürich und Aare mit jeweils knapp 80 Prozent.
In keiner der zehn Regionalgenossenschaften wurde die benötigte Zweidrittelsmehrheit an Ja-Stimmen erreicht, die für eine Aufhebung des Alkoholverbots in den Statuten notwendig gewesen wäre. Damit haben sich die Stimmenden klar für das Weiterführen der alkoholfreien Tradition bei der Migros ausgesprochen.
Mehrheitlich positive Reaktionen im Netz
In den sozialen Medien kommt das Abstimmungsergebnis mehrheitlich gut an. Einige zeigen zudem etwas Schadenfreude für die Führung der Migros und fordern teilweise einen Wechsel.
Nur wenige beurteilen das Resultat kritisch und sehen dadurch unter anderem einen Wettbewerbsvorteil für Coop.
Es finden sich ebenfalls humorvolle Reaktionen auf die Alkohol-Abstimmung. So teilt Hajdgenoss auf Instagram ein Meme mit der Botschaft: Migros hat ja immer noch Denner und Migrolino, welche Alkohol verkaufen.
Kein überraschendes Resultat
Die Alkoholfrage, die vor rund einem Jahr von der Migros-Basis angestossen wurde, ist damit auf absehbare Zeit vom Tisch. Überraschend kam das Resultat jedoch nicht: Verschiedene Umfragen im Vorfeld hatten gezeigt, dass die Mehrheit der Stimmberechtigten wohl ein Nein in die Urne legen dürfte.
Die Abstimmung hatte für grosse Kontroversen gesorgt und die Migros-Welt in zwei Lager gespalten. Die Migros-Leitung selbst verwies auf eine veränderte soziale Situation und geänderte Konsumgewohnheiten: Wenn die Kunden bei einem Grossverteiler Alkohol kauften, würden sie sich dort gleich auch mit Lebensmitteln eindecken, so die Argumentation für die Aufhebung des Alkoholverbots.
Ohne Alkoholverkauf weniger Profit
Weil der Migros dadurch ein bedeutender Teil des Warenkorbs entgehe, stiessen fünf Delegierte des Migros-Genossenschaftsbundes MGB letztes Jahr eine Statutenänderung an.
Im Herbst sprachen sich dann 85 der 111 Delegierten für eine entsprechende Änderung aus. Als nächstes hiessen die Gremien der zehn regionalen Migros-Genossenschaften den Antrag gut und ebneten damit den Weg für die landesweite Urabstimmung durch die Genossenschafterinnen und Genossenschafter.
Die Gegner argumentierten mit dem Erbe des Gründers Gottlieb Duttweiler, der sich bei der Gründung der Migros 1928 gegen den Verkauf von alkoholischen Getränken entschieden hatte. Ausserdem führten sie an, die Migros sei besonders für trockene Alkoholiker ein Ort, wo sie gefahrlos einkaufen könnten. «Menschen mit einem Alkoholproblem können heute noch bei Migros einkaufen, ohne mit Alkohol und Alkoholwerbung in Berührung zu kommen», heisst es etwa beim Blauen Kreuz.
Chefetage: Alkoholfrage für diese Generation vom Tisch
Die Chefetage der Migros sieht angesichts der hohen Niederlage vorerst keinen Anlass, die Alkoholfrage erneut zu diskutieren. «Die Alkoholfrage ist mindestens für diese Generation geklärt», sagte Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen am Donnerstag an einer Medienkonferenz zum Abstimmungsausgang. Er interpretiere das Resultat so, dass die Genossenschafter mit der aktuellen Situation zufrieden seien.
Dass die Frage nun vorerst vom Tisch ist, hat laut Zumbrunnen den Vorteil, dass er als Migros-Chef seine Aufmerksamkeit nun wieder auf andere Probleme richten könne. So betonte er etwa die angeschlagenen Lieferketten und die Preissteigerungen bei den Rohstoffen.
Alkoholverkauf weiter über Denner und Migrolino
Der Verkauf von Alkohol in den Migros-Läden bleibt durch die Abstimmung zwar nun nach wie vor verboten. De facto ist der Migros-Konzern schon seit Jahren nicht ganz abstinent. Denn die Migros-Töchter wie beispielsweise Denner oder Migrolino haben ein breites Alkoholsortiment im Angebot.
Gemäss der Mitteilung haben rund 630'000 der insgesamt 2,3 Millionen Genossenschafter abgestimmt. Die Stimmbeteiligung lag damit bei 29 Prozent. Die Abstimmung lief bis am 4. Juni. Die zehn regionalen Migros-Genossenschaften konnten ihre Stimme entweder per Post oder in den Migros-Filialen persönlich abgeben.
Deutlichstes Nein in Zürich und Aare
Am deutlichsten sprachen sich die Stimmenden in den beiden grössten Migros-Genossenschaften Zürich und Aare gegen den Alkoholverkauf aus. In Zürich schmetterten die Genossenschafter die Änderung der Statuen mit über 80 Prozent Nein-Stimmen ab. Fast ebenso deutlich fiel das Resultat in der Migros Aare aus mit knapp 80 Prozent Nein-Anteil.
Rund drei Viertel der Stimmenden legten bei den Migros-Genossenschaften Ostschweiz (76 Prozent), Basel (76 Prozent), Luzern (75 Prozent) und Neuenburg-Freiburg (73 Prozent) ein Nein in die Urne. Rund zwei Drittel waren es in den Genossenschaften der Migros Waadt (69 Prozent) und Genf (65 Prozent).
Etwas weniger hoch war der Nein-Stimmen-Anteil im Wallis mit 60 Prozent. Und im Tessin sprachen sich gar «nur» 55 Prozent gegen die Aufhebung des Alkoholverbotes in der Migros aus. Damit zeigten sich die Tessinerinnen und Tessiner deutlich offener für die Alkoholfrage als die Stimmenden in anderen Regionen.