Die Migros hat eine Kaffee-Innovation vorgestellt. Umweltfreundlich und nachhaltig soll sie sein. Greenpeace sieht darin mehrheitlich eine PR-Aktion.
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«Coffee B» der Migros soll den Kaffee-Markt revolutionieren. - Migros

Das Wichtigste in Kürze

  • Hat die Migros die Zukunft des Kaffees vorgestellt? Die Detailhändlerin setzt auf Kugeln.
  • Diese sind kompostierbar und sollen eine positive Wirkung auf die Umwelt haben.
  • Umweltverbände kritisieren das neue System.
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Fünf Jahre lang hat die Migros an einem neuen Produkt getüftelt. Gestern Dienstag war es dann so weit: Der Detailhändler präsentierte mit «CoffeeB» eine «Kaffee-Revolution».

Statt Kapseln sollen Kaffeeliebhaber künftig auf Kugeln setzen, die statt im Müll auf dem Komposthaufen landen. Denn das bekannte Kapsel-System produziert laut dem Unternehmen jährlich 100'000 Tonnen Abfall. Dagegen ist die Kaffee-Kugel vollständig gartenkompostierbar. Also ganz im Sinne der Umwelt – oder?

Umweltorganisation relativiert Versprechen der Migros

Greenpeace Schweiz ist ob der Nachhaltigkeit-Behauptung skeptisch. «Wir beurteilen Coffee B als PR-Massnahme», sagt Barbara Wegmann, Expertin für Konsum und Kreislaufwirtschaft.

Immerhin: «Verglichen mit herkömmlichen Kapsel-Systemen schneidet das neue Produkt aus Umweltsicht etwas besser ab.»

Nur etwas? Das klang an der Pressekonferenz des Detailhandelsriesen aber anders. Dort gab sich der orange Riese überzeugt, dass das neue System «eine positive Wirkung auf die Umwelt haben wird.»

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Die Migros präsentierte am Dienstag ihr neues Kaffee-System.
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Das neue System soll eine «positive Wirkung auf die Umwelt» haben.
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Denn die Kugeln sind kompostierbar und produzieren keinen Abfall. Doch Greenpeace ist skeptisch.
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Denn nicht die Entsorgung, sondern die Herstellung des Kaffees belaste die Umwelt, so Greenpeace.
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Greenpeace hält die Aussage deshalb eher für eine PR-Aktion. (Im Bild: Eine Coffee-B-Kugel wird kompostiert)

Wegmann relativiert: «Weniger schädlich ist noch lange nicht positiv.» Denn viel relevanter als die Verpackung seien beim Kaffee Herstellung und konsumierte Menge. Deshalb erachte sie die Aussage der Migros als «irreführend».

Dies bestätigt auch Damian Oettli, Leiter Märkte von WWF Schweiz, gegenüber Nau.ch. Er lenkt aber ein: «Betrachtet man nur die Verpackung einer Kaffeeportion, sind die Migros-Balls sicher eine Verbesserung gegenüber Plastik oder Alu.»

Funktionierende Kaffeemaschine nicht ersetzen

Ein weiterer Kritikpunkt: Die «Coffee B»-Kugeln benötigen eine neue Kaffeemaschine. Eine noch funktionierende Maschine zu ersetzen, erntet nicht gerade viele Punkte auf der Nachhaltigkeitsskala.

Wegmann: «Aus Umweltsicht ist es essenziell, Produkte so lange wie möglich zu nutzen.» Neue Produktentwicklungen böten tatsächlich das Risiko, dass noch funktionierende Geräte ersetzt werden.

Auch, wenn Coffee-B-Chef Frank Wilde Kunden riet, nicht gleich ihre noch funktionierende Kaffeemaschine auszuwechseln.

Trinken Sie Kaffee?

Wegmann rät: «Echte Innovation wäre, wenn die Migros dazu beitragen würde, dass der Konsum von umweltschädlichen Produkten reduziert würde. Und dazu gehört auch Kaffee

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