Migros verkauft Eier zu Tiefpreisen – trotz Knappheit
Schweizweit übersteigt die Nachfrage nach Eiern das Angebot. Trotzdem bietet die Migros das Produkt zu Dumpingpreisen an. Das stösst auf Kritik.

Das Wichtigste in Kürze
- Grünen-Nationalrätin Meret Schneider sorgt sich um das Tierwohl.
- Grund dafür sind Tiefpreis-Aktionen der Migros bei Eiern.
- Der Grossverteiler begründet das Angebot mit einer preissensiblen Kundschaft.
Die Tiefpreis-Offensive der Migros reicht bis ins Eier-Regal. 3.45 Franken kostet etwa eine Packung mit sechs Stück gefärbten Picknickeiern. Die Eier stammen aus Bodenhaltung und wurden aus den Niederlanden importiert.
Zum Vergleich: 5.70 Franken kostet etwa bei der Eier Meier AG eine ähnliche Packung, allerdings mit Eiern aus Freilandhaltung. Die billigen Eier lösen bei Grünen-Nationalrätin Meret Schneider Kopfschütteln aus.
«Warum jetzt ‹Tiefpreis›-Aktionen auf Eier in der Migros?», kritisiert sie in einem Instagram-Post. Dies, obwohl derzeit erwiesenermassen Eierknappheit herrsche und man bereits auf Bodenhaltungseier aus dem Ausland ausweichen müsse.
Leidtragende dieser Dumpingpreise seien einmal mehr die Hühner, kritisiert sie weiter.
«Generell fragwürdig»
User schliessen sich an. «Es ist generell fragwürdig, tierische Produkte unter Aktionspreisen anzubieten», schrieb jemand. Andere Kommentare lauten «Tierquälerei» oder «einfach traurig, so was».
Gallo Suisse, die Vereinigung der Schweizer Eierproduzenten, bestätigt die aktuelle Eierknappheit.
Es gebe trotzdem nach wie vor jeden Tag frische Eier, sagt Mediensprecher Daniel Würgler. Sogar seien es drei Prozent mehr als im Vorjahr.
«Zu gewissen Tageszeiten und in gewissen Läden sind die Regale aber deutlich weniger gut gefüllt als sonst», so Würgler. Der gestiegene Konsum werde mit Importen kompensiert. Diese stammten oft aus den Niederlanden, Deutschland und Italien.
Neue Rahmenbedingungen gefordert
«Bei Importen findet man alles: Freilandeier und Eier aus Bodenhaltung», sagt Würgler. Verfügbarkeit und Preis seien relevant bei Importen.

«Grundsätzlich ist der Konsument beim Eierpreis nicht sehr elastisch», sagt Würgler. Im Falle eines Überangebots habe es auch schon Aktionen auf Eier gegeben. «Trotzdem wurden nicht mehr Eier gekauft.»
Dennoch blickt Würgler mit Skepsis auf Eier zu Tiefpreisen bei einem Nachfrageüberschuss. Wenn die Nachfrage so hoch sei, müssten neue Rahmenbedingungen geschaffen werden.
«Damit die inländische Produktion für ein Tierwohl auf hohem Level ausgedehnt und angepasst werden kann», so Würgler.
Das sagt die Migros
Die Migros begründet die Billig-Eier auf Anfrage damit, dass besonders Eier eine «überdurchschnittlich preissensible Kundschaft» ansprächen.
Dieses Segment habe seit dem Beginn der Inflation ein starkes Wachstum erlebt, sagt Mediensprecher Tobias Ochsenbein. Dies gelte sowohl für Schweizer Eier als auch für Import-Eier.
Die Tiefpreis-Eier umfassen laut Ochsenbein Schweizer Freilandeier und Import-Eier. «Mit den Schweizer Freilandeiern erfüllen wir das Bedürfnis nach regionaler Herkunft und bieten gleichzeitig einen attraktiven Preis.»
«Wenden strenge Massstäbe an»
Ochsenbein hält fest, dass das Wohl der Tiere für die Migros von zentraler Bedeutung sei. «Wir wenden strenge Massstäbe an, die für Schweizer und ausländische Produkte gleichermassen gelten.»
Ihre Partnerbetriebe würden regelmässig und unabhängig kontrolliert, sagt Ochsenbein. «Um sicherzustellen, dass die Bedingungen den höchsten Standards entsprechen.»
Meret Schneider will ihren Post gegenüber Nau.ch nicht kommentieren. Sie stehe mit dem Grossverteiler derzeit in konstruktivem Austausch, schreibt sie. Dies schätze sie von Seiten Migros sehr.