Mit diesem Psycho-Trick nimmt dein Zahnarzt dir die Angst
Früher oder später müssen sie bei den meisten raus: Die Weisheitszähne. Viele haben vor dem Eingriff Angst – ein Zahnarzt erklärt, was dagegen hilft.
![Zahnarzt](https://c.nau.ch/i/pQODK2/900/zahnarzt.jpg)
Das Wichtigste in Kürze
- Viele haben vor der Weisheitszahn-Entfernung grosse Angst.
- Dagegen haben Zahnärztinnen und -ärzte jedoch einige Tricks in petto.
- So staunt eine Patientin: Ihr wurde ein störender Zahn spontan gezogen.
Den meisten blüht der Eingriff früher oder später: Die Weisheitszähne müssen raus.
Es ist eine OP, vor der viele Angst haben. Auch Vanessa Costa* ging es so, wie sie zu Nau.ch sagt. «Kein Wunder – in meinem Umfeld habe ich immer wieder Horror-Geschichten gehört.»
So habe ihr ein Freund erzählt, er habe trotz Medikamenten fast eine Woche schreckliche Schmerzen gehabt – wegen einer Entzündung.
«Sorgen machte mir aber vor allem der Eingriff selbst. Vor allem, weil er am Gesicht stattfindet und man dabei wach ist.»
Zahnarzt schlägt spontane Zahn-Entfernung vor
Und doch führt für sie nichts mehr daran vorbei, die Zähne zu ziehen.
Einerseits, weil Entzündungen drohen. «Andererseits, weil einer der oberen Weisheitszähne schräg herauswuchs und ständig an meiner Wange kratzte.»
Nach einer Untersuchung und einem Röntgen-Termin vereinbart sie mit ihrem Zahnarzt eine OP-Besprechung. Gezogen soll an dem Tag noch nichts werden.
Bei der Besprechung stellt sich heraus, dass ein Facharzt die beiden unteren Zähne ziehen muss. Einer der oberen, der nicht zu sehen ist, kann drin bleiben.
«Dann schlug der Zahnarzt vor, den zweiten oberen jetzt gleich zu ziehen.»
Anti-Angst-Trick?
Die Patientin ist überrascht. «Damit hatte ich gar nicht gerechnet – eigentlich wollte ich zuerst nein sagen.»
Schliesslich willigt sie doch ein. «Ich musste es ja sowieso machen. Und so hatte ich weniger Zeit, mich vor dem Eingriff zu sorgen.»
Tatsächlich verlässt sie schon rund zehn Minuten später mit einem Zahn weniger die Praxis. Zur grossen Überraschung ihres Umfelds.
«Das hat viele erstaunt. Wir spekulierten, ob das wohl ein psychologischer Trick ist, damit man als Patient nicht so Angst hat.»
Ist dem so? Nau.ch hat bei Marco Aglietta nachgefragt. Er ist der Zahnarzt, der Vanessa Costa in seiner Praxis in Belp BE den Weisheitszahn entfernt hat.
![Aglietta](https://c.nau.ch/i/8k6B95/900/aglietta.jpg)
Er erklärt: «Oft ist die Zeit vor der Zahnbehandlung recht unangenehm für die Patienten. Sie stellen sich das Schlimmste vor und erleben die Tage vor dem Eingriff darum mit grossem Stress.»
Ohne Wartezeit falle natürlich auch dieser Stress weg.
«Also ja: Wo es möglich ist, versuchen wir, den Patienten den Stress zu ersparen. Darum wird empfohlen, solche kleinen Behandlungen sofort zu erledigen.»
Spontan-Trick oft nicht möglich
Das ist jedoch nur in unkomplizierten Fällen möglich. Etwa, wenn die Zahnkrone bereits vollständig sichtbar ist, wie Aglietta erklärt.
«Sind alle Röntgen-Unterlagen vorhanden und die Krankengeschichte wurde gut abgeklärt, dann spricht nichts dagegen, schnell zu handeln.»
Insbesondere, wenn der Zahn – wie bei Vanessa Costa – Beschwerden verursache.
Ganz wichtig zu betonen sei: «In jedem Fall müssen die Besprechung der Krankengeschichte und der Befund korrekt und vollständig stattgefunden haben.»
Oft stellt sich laut Aglietta dann ohnehin heraus, dass eine solch schnelle Behandlung gar nicht möglich ist.
Denn: «Viele Patienten haben entweder eine komplexe Krankengeschichte oder der Weisheitszahn benötigt eine komplexe operative Extraktion.»
TV oder Musik während OP
Es gibt jedoch noch viele andere «einfache Tricks», um Patientinnen und Patienten die Angst zu nehmen, wie Aglietta sagt.
«Beispielsweise Ablenkung mit Fernsehen oder Musik, Medikamente oder Lachgas-Sedierung.»
Klar sei: «Bei Angst-Patienten muss der Zahnarzt Geduld haben und sich Zeit nehmen, die verschiedenen Behandlungsschritte zu erklären. Natürlich ohne gruselige Details!»
Mit Ruhe und Empathie klappe die Behandlung bei den meisten Angst-Patientinnen und -Patienten ohne grosse Probleme.
«Leider bleiben immer noch einige wenige, die es wirklich nicht schaffen, diese Angst zu überwinden.» Diese Personen werden laut Aglietta mit Medikamenten vorbereitet.
Manchmal hilft nur Narkose
Im äussersten Fall müsse man gar eine Narkose planen. Das bestätigt auch die Schweizerische Zahnärzte-Gesellschaft SSO.
Zum schnellen Eingriff, wie er bei Patientin Vanessa Costa durchgeführt wurde, sagt SSO-Sprecherin Andrea Renggli bei Nau.ch: «Wichtig ist, dass der Patient oder die Patientin sich nicht überrumpelt fühlt und alle nötigen Informationen erhalten hat.»
Das sei hier offenbar der Fall gewesen.
Auch sie betont, dass das bei komplexeren Eingriffen nicht möglich sei. «Es sei denn, es handelt sich um einen Notfall.»
*Name von der Redaktion geändert