Mysteriöse Kameras an Russen-Denkmal sorgen in Uri für Zoff
Das Suworow-Denkmal in der Schöllenenschlucht wird von einer Kamera gefilmt. Für diese wurde aber nie eine Bewilligung eingeholt. Der Kanton Uri will Antworten.
Das Wichtigste in Kürze
- Besucher des Suworow-Denkmals in der Schöllenenschlucht bei Andermatt UR werden gefilmt.
- Dafür ist aber weder bei Kanton noch Gemeinde eine Bewilligung beantragt worden.
- Die Behörden wollen Antworten von der russischen Botschaft.
Wer von Norden auf dem Weg ins Tessin statt dem Tunnel lieber die Gotthard-Passstrasse nimmt, kennt es bestens: Das Suworow-Denkmal direkt nach der berühmten Teufelsbrücke in der Schöllenenschlucht in Andermatt UR.
Eine dort installierte Kamera sorgt jetzt für Knatsch: Gemäss einem Bericht der «Luzerner Zeitung» soll das Denkmal und seine Besucher überwacht werden. Jedoch weiss niemand, von wem: Weder Kanton noch Gemeinde haben eine entsprechende Bewilligung dafür ausgestellt.
Schulterzucken bei der Gemeinde, Kanton will Antworten
Das in den Fels gehauene Gedenkkreuz erinnert an die russischen Soldaten, die 1799 dort im zweiten Koalitionskrieg starben. Sie liessen ihr Leben für den Zar gegen die Truppen Napoleons. Am 24. September hält die russische Botschaft jedes Jahr deswegen eine Gedenkzeremonie ab.
Am 24. September fand in der Nähe von der Teufelsbrücke 🇨🇭 (Uri) eine Gedenkveranstaltung 🕯️am Suworow-Denkmal statt. An der Zeremonie nahmen die Botschafter Sergei Garmonin 🇷🇺 und Alexander Ganevich 🇧🇾 sowie Vertreter der Botschaften🇷🇺🇧🇾 teil. pic.twitter.com/BTNHajeAw8
— Russian Embassy Bern (@RusEmbSwiss) September 24, 2023
Auf Bildern dieser Veranstaltungen taucht seit zwei Jahren eine solar-betriebene Videokamera links des Denkmals auf. Entsprechende Gesuche dafür wurden aber weder bei der Gemeinde Andermatt noch beim Kanton Uri eingegeben. Beide müssten ein solches erst bewilligen.
Kanton stellt russische Botschaft zur Rede
Während Gemeindepräsident Peter Baumann angibt, er wolle der Sache trotzdem nicht gross nachgehen, nimmt der Kanton die Sache ernster: Aufgrund der Medienanfrage der «Urner Zeitung» tritt er in Kontakt mit der russischen Botschaft, um die Sache abzuklären.
Das Grundstück sei zwar privat, habe jedoch öffentlichen Charakter und ist öffentlich zugänglich. Darum müsse abgeklärt werden, ob das Areal überhaupt gefilmt werden darf.
Denkmal wegen Ukraine-Krieg beschmiert
Obwohl sich das Grundstück im Besitz des russischen Staates befindet, handelt es sich nicht um extraterritoriales Gebiet. Für private Videoüberwachungen gelten in der Schweiz strenge Regeln.
Der Aufnahmebereich muss sich auf das eigene Grundstück beschränken und öffentlicher Raum darf nicht miterfasst werden. Zudem müssen Besucher darüber informiert werden, dass sie gefilmt werden. All das scheint beim Suronow-Denkmal nicht gegeben.
Ein möglicher Grund für die Überwachung könnte Vandalismus seit dem Ukraine-Krieg sein: Wenige Monate nach dem russischen Einmarsch wurde das Denkmal mit blauer und gelber Farbe beschmiert. Das gleiche scheint nach der diesjährigen Gedenkfeier Ende September passiert zu sein.
Ob die Kamera damit im Zusammenhang steht, ist unklar, die russische Botschaft hat sich zu dem Fall bisher nicht geäussert. Vor einem Jahr berichtete eine russische Gesellschaft aber, dass die Moskauer Stadtregierung Pläne habe, das Denkmal künftig zu überwachen.