Nach Erdbeben: Canan kann Verwandte nicht in Schweiz holen
Canan Ilkhan will Verwandte, die in der Türkei leben, nach den Beben in die Schweiz holen. Das ist schwieriger als gedacht – dabei geht es nur um Ferienvisa.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Türkei wurde im Februar von heftigen Erdbeben erschüttert.
- Die in der Schweiz lebende Türkin Canan Ilkhan will jetzt Verwandte in die Schweiz holen.
- Obwohl es nur um ein Ferienvisum geht, ist die Sache schwieriger als gedacht.
Am 6. Februar bebte in der Türkei die Erde. Das Beben mit Stärke 7,8 auf der Richterskala richtete verheerende Schäden an. Menschen können nicht mehr in ihre Häuser und Wohnungen – alle sind mit dem Wiederaufbau beschäftigt.
Die Schweiz-Türkin Canan Ilkhan hat Verwandte, die noch immer am Ort der Katastrophe leben. Einige davon möchte sie gerne übergangsweise in die Schweiz holen. Doch das ist viel schwieriger als gedacht.
Ilkhan möchte ihre Grossmutter, ihre Tante und ihre Cousine mit einem Ferienvisum in die Schweiz bringen. «Das Beben hat sie traumatisiert. Sie konnten zwar rechtzeitig flüchten, aber ihr Haus ist nicht mehr bewohnbar», erzählt sie gegenüber Nau.ch.
Bisher hat aber nur ihre Grossmutter die Bewilligung erhalten. Weil die Tante und Cousine nicht Verwandte ersten Grades sind, müsse das Gesuch «auf normalem Weg» eingereicht werden. Ein Fast-Track-Visum, also ein schnelleres Verfahren, welches für die Erdbebenopfer vorgesehen ist, erhalten sie nicht.
«Geht wirklich nur um Ferienvisum»
Beauty-Unternehmerin Canan glaubt, die Schweizer Behörden hätten Angst, dass die ganze Familie dann hierbleiben würde. Doch dem sei nicht so, sagt Ilkhan: «Mein Onkel, der Mann meiner Tante und mein Cousin bleiben in der Türkei – die sind am Aufräumen.»
Ilkhan will nur die Frauen und Kinder schützen, bis sich die Lage entspannt hat. «Es geht wirklich nur um ein Ferienvisum», betont sie.
Ausserdem würden der Türkin rechtliche Konsequenzen drohen, sollte ein Familienmitglied nicht nach 90 Tagen zurück in die Türkei gehen. «Ich habe unterschrieben, dass wir in diesem Fall mit 30'000 Franken haften würden.»
Ilkhan ärgert es, dass die Hilfestellung der Schweiz als unbürokratisch und schnell dargestellt wird. Denn das sei «leider nicht der Fall». Ihre Verwandten müssten nun bei Regen in Zelten leben.
Sie sei selbst in Istanbul gewesen, um alle nötigen Papiere zusammenzubekommen. Dort sei ihr gesagt worden, es würden noch Dokumente der Schweiz fehlen.
Im Fall einer Bekannten habe die Schweiz das Visum für Eltern genehmigt, nicht aber für die 14-jährige Tochter. Die Familie habe das Visum dann abgelehnt. Sie wollte die Tochter nicht alleine zurücklassen.
Das SEM erklärt auf Anfrage, Gesuche würden bewilligt für enge Verwandte. Dazu gehören die Cousine und Tante offenbar nicht. Denn es heisst: «Insbesondere Grosseltern, Eltern, Kinder über 18 Jahre sowie minderjährige Enkelkinder.»
Bisher seien 316 Visa-Gesuche via Fast-Track in Istanbul eingegangen und 115 davon ausgestellt worden. 24 wurden abgelehnt.