Nach Knie-Vorfall: Spital verrechnet 15-Jährigem 75 Paar Krücken
Ein 15-Jähriger musste im letzten Sommer wegen einer ausgerenkten Kniescheibe ins Spital. Für das Paar Krücken wurden ihm dann aber 75 Paar verrechnet.
Das Wichtigste in Kürze
- Einem 15-Jährigen sprang in einem Lager in Bad Ragaz SG die Kniescheibe aus dem Gelenk.
- Im Spital wurde er sicherheitshalber geröntgt und erhielt dann ein Paar Krücken.
- Seine Mutter wurde skeptisch, als sie auf der Rechnung 1720 Franken für «Hilfsmittel» sah.
Die Kosten des Schweizer Gesundheitssystems schnellen seit Jahren in die Höhe. Das hat verschiedene Gründe.
Einer davon: Spitäler und Ärzte, die den Patientinnen und Patienten zu viel verrechnen. Oft bleibt dies unbemerkt.
Nicht so im Fall eines 15-Jährigen, der sich letzten Sommer während eines Jungwacht-Blauring-Lagers in Bad Ragaz SG das Knie verletzte.
Wie seine Mutter im «Beobachter» erzählt, sprang ihrem Sohn die Kniescheibe aus dem Gelenk, als er über eine Sitzbank stolperte.
Ein Paar Krücken als «Hilfsmittel» für 1720 Franken verrechnet
Die «ausgerenkte» Kniescheibe konnte er zwar demnach selber wieder einrenken. Doch die Lagerleiter hätten ihn sicherheitshalber ins Spital Walenstadt gebracht, das zum Kantonsspital Graubünden gehört.
Dort habe man sein Knie geröntgt. Resultat: Mit den Bändern war alles in Ordnung. Man gab ihm ein Paar Krücken und der 15-Jährige kehrte anschliessend ins Lager zurück.
Doch drei Wochen später folgte für die Mutter der Schock, als sie die Leistungsabrechnung der Krankenkasse erhielt. «Mit einem Gesamtbetrag von über 2000 Franken.»
Da sei sie skeptisch geworden. Denn: «Unter dem Begriff ‹Hilfsmittel› waren 1720 Franken aufgelistet.» Deshalb habe sie beim Spital angerufen und ironisch gefragt, ob ihr Sohn damals einen Elektrorollstuhl erhalten habe.
75 Paar Krücken verrechnet – «technischer Fehler»
Man habe ihr versprochen, der Sache nachzugehen. «Später teilte man uns mit, dass unserem Sohn versehentlich 75 Paar Krücken verrechnet wurden.» Sie habe daraufhin die Krankenkasse informiert.
Diese habe den fehlerhaften Betrag vom Spital zurückgefordert. In der korrigierten Leistungsabrechnung habe der Preis für das Paar Krücken 23.50 Franken betragen. «Ich kann kaum glauben, dass niemand diesen Fehler bemerkt hat», erklärt die Mutter.
Dass die Krankenkasse den Fehler nicht selbst erkannt habe, verstehe sie. Denn auf der Rechnung sei ja nur «Hilfsmittel» gestanden.
«So kann gar niemand überprüfen, ob die Rechnung korrekt ist. Für mich ist klar: Genau solche fragwürdigen Abrechnungen tragen mit dazu bei, dass die Gesundheitskosten immer weiter steigen.» Dennoch habe sich bei der Krankenkasse niemand bei ihr bedankt.
Das Kantonsspital Graubünden spricht gegenüber dem «Beobachter» von einem «technischen Fehler». «Dem ursprünglichen Betrag lag schlicht ein Erfassungsfehler zugrunde, wofür wir uns entschuldigen. Hier haben unsere eigenen Prüfungsmechanismen nicht wunschgemäss funktioniert.»
Laut der zuständigen Krankenkasse, der Helsana, würde eine Spezialabteilung versuchen, Unregelmässigkeiten ausfindig zu machen.
So spare die Krankenkasse pro Jahr 500 bis 600 Millionen Franken. Man sei sehr froh über Hinweise von Patienten. «Denn nur sie wissen, welche Leistungen tatsächlich erbracht wurden.»