Wegkosten: Ärzte verrechnen Hunderttausende Franken zu viel
Eine Ärztefirma betreut Patienten in Altersheimen. Nun kommt aus: Sie hat die Wegkosten falsch verrechnet – und so zu viel Geld erhalten.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Firma Emeda hat sich auf die Behandlung von Patienten in Altersheimen spezialisiert.
- Nun kommt aus: Die Wegpauschale hat das Ärzte-Unternehmen falsch verrechnet.
Wer von einem Arzt oder einer Ärztin einen Hausbesuch bekommt, muss für die Wegkosten aufkommen.
So ist es auch bei der Ärztefirma Emeda, die sich auf Patientinnen und Patienten in Alters- und Pflegeheimen spezialisiert hat.
Doch Rosmarie Aebi fällt auf der Rechnung ihres 92-jährigen Vaters auf: Bei jedem Arztbesuch der Emeda wird eine Wegentschädigung von fast 50 Franken verrechnet.
Das macht die Angehörige stutzig. Denn ihr Vater Alfons Schönauer ist nicht der einzige Emeda-Patient in seinem Altersheim.
Sie fragt sich, ob bei jedem Patient immer eine Wegentschädigung verrechnet wird. Obwohl der Arzt ja – sobald im Heim – nur noch wenige Meter von Zimmertür zu Zimmertür «reisen» müsste.
Emeda erhielt zum Teil tausend Franken täglich
Dieser Frage ist die SRF-Sendung «Kassensturz» nachgegangen. Sie stellt mithilfe der Krankenkassen CSS und Helsana fest: Die Emeda hat tatsächlich für jeden einzelnen Patienten eine Wegentschädigung verrechnet.
So hat die Ärztefirma zum Teil tausend Franken zusätzlich verdient – pro Tag!
Das bedeutet auf das Jahr gerechnet, dass die Emeda alleine von CSS- und Helsana-Kundschaft 167'698 Franken verrechnet hat. In dieser Rechnung sind Kundinnen und Kunden anderer Krankenkassen nicht mit eingerechnet.
Doch warum ist dies den Krankenkassen nicht aufgefallen?
Krankenkassen fiel lange nichts auf
Dieter Siegrist von der CSS sagt gegenüber SRF: «Das Hauptproblem ist, dass wir auf der einzelnen Rechnung nicht sehen, was anderen Patienten verrechnet wurde.»
Dabei geht den Versicherungen durch die Masche viel Geld durch die Lappen.
Harry Wüst von der Helsana erklärt: «Wenn man es auf den ganzen Markt hochrechnet, ist man schnell in den Hunderttausenden von Franken.»
Nun wollen die Krankenkassen weitere Abklärungen machen. Sie wollen ihrerseits die Emeda zur Kasse bitten – und eine konkrete Summe an Wegentschädigung zurückfordern.
Altersheim-Angehörige findet es gut
Das kommt bei Rosemarie Aebi gut an. Denn: Für sie ist das falsche Abrechnen der Emeda gegenüber den Krankenkassen am Ende ein Schaden für die Allgemeinheit.
«Wir sind ständig mit Krankenkassen-Erhöhungen konfrontiert, aber in unserem System stimmt einfach etwas nicht», so Aebi. Man schaue einfach nicht genau genug hin.
Gegenüber «Kassensturz» beteuert die Ärztefirma, die Wegkosten ab sofort korrekt abzurechnen.
Die falsche Abrechnung hatte sie vorher so erklärt: «Die bisherige Verrechnungsweise kann dazu führen, dass in gewissen Fällen zu viel, in anderen Fällen aber auch zu wenig Wegzeit verrechnet wird. Es liegt uns fern, auf diese Weise Mehreinnahmen zu erwirtschaften.»
Zudem präzisiert ein Emeda-Sprecher gegenüber Nau.ch: «Unabhängig von den Recherchen des Kassensturzes haben wir das bisherige Vorgehen bei der Verrechnung der Wegzeiten überarbeitet und die bisherigen Mängel behoben, womit Ausreisser künftig vermieden werden.»
«Diese Verrechnungsweise haben wir auch mit den grossen Krankenversicherern besprochen und abgestimmt», heisst es.