«NZZ» hat in Roma-Artikel Diskriminierungsverbot verletzt
Die «NZZ» hat laut Presserat in drei Artikeln über Roma das Diskriminierungsverbot missachtet.
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Die «NZZ» hat nach Ansicht des Presserates in drei Artikeln über Roma aus der Ukraine in der Schweiz das Diskriminierungsverbot verletzt. Die Zeitung habe darin «pauschalisierende und unbelegte Behauptungen» verwendet und dazu keine Quellen genannt.
Die drei Artikel waren im Februar 2024 in der «NZZ» und auf ihrer Online-Seite erschienen. Sie trugen die Titel «Immer mehr Roma profitieren vom Schutzstatus S», «Weil Roma das Schweizer System ausnutzen: Der Schutzstatus S soll überprüft werden» und «Probleme mit Roma».
Gegen die Artikel wurde von einer Einzelperson und der Roma Foundation Beschwerde eingereicht. Die Artikel seien «rassistisch» und es handle sich dabei um eine «Diffamierung der Roma». Sie enthielten zahlreiche unbewiesene und nicht dokumentierte Behauptungen, pauschalisierende Aussagen und Unterstellungen.
Beschwerden gegen diskriminierenden Inhalt
Ausserdem würden die mindestens 80'000 in der Schweiz lebenden Roma den gut 66'000 Personen mit Schutzstatus S gegenübergestellt. Weil in den Artikeln gleichzeitig unterschlagen werde, dass viele der in der Schweiz lebenden Roma Schweizer Bürger seien, werde der Eindruck erweckt, die Roma gehörten nicht in die Schweiz.
Die «NZZ» verlangte in ihrer Stellungnahme, die Beschwerde abzuweisen. Es sei ihr um die Aufdeckung von «Missbrauchsfällen im Asylwesen» gegangen, die Artikel seien sachlich und die Sprache nicht abwertend oder diskriminierend. Es sei sorgfältig recherchiert worden und auch die Quellen würden benannt. Das Wort «toleriert» für die Schweizer Roma sei unglücklich gewählt und korrigiert worden.
Presserat gibt Beschwerdeführern Recht
Der Presserat gibt den Beschwerdeführern in seiner am Mittwoch veröffentlichten Stellungnahme vollumfänglich recht: Die Schweizer Roma mit der Flüchtlingsfrage in Verbindung zu bringen sei nicht nur unsinnig, sondern auch falsch und für die Behauptung, dass Roma mit gekauften Pässen einreisten, gebe es keine Quellen.
Auch der Schluss, dass Personen, die weder Ukrainisch noch Russisch sprechen, nicht aus der Ukraine stammen könnten, sei offensichtlich falsch. Und auch bei den Lärm- und Bettelvorwürfen fehle die Quelle. Ausserdem werde kein einziger konkreter Fall genannt für die Behauptung, dass vielen Roma der Schutzstatus S nicht zustehe, weil sie nicht aus der Ukraine stammten.
Kritik an mangelnder Beweisführung
«Die Beiträge der »NZZ« basieren auf Mutmassungen, stellen widersprüchliche Zusammenhänge her und behaupten Kausalitäten, ohne konkrete Belege zu liefern», schreibt der Presserat.
Dadurch würden Vorurteile gegenüber ethnischen oder religiösen Gruppen verstärkt. Die «NZZ» habe deshalb gegen die Wahrheitspflicht, gegen die Quellenbearbeitung und gegen das Diskriminierungsverbot verstossen.