Ostschweizer Kantone wehren sich gegen Streichungen beim Bahnausbau
Regierungsmitglieder von 7 Ostschweizer Kantonen haben sich am Montag gegen Verschiebungen oder Streichungen von Ausbauprojekten bei der Bahn ausgesprochen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Ostschweizer Kantone wehren sich gegen die Streichung von Bahn-Ausbauprojekten.
- Die SBB will in Kurven langsamer fahren: Das hat Auswirkungen auf den Schienenverkehr.
- Projekte zum Ausbau des Angebots insbesondere für Pendler stehen deswegen auf der Kippe.
Mit den ebenfalls betroffenen Westschweizer Kantonen gibt es eine Zusammenarbeit. Der Bund hat diesen Sommer in einem Bericht sein Ausbauprogrammen für die Bahninfrastruktur vorgestellt und die Kantone zur Stellungnahme eingeladen.
Fast zeitgleich informierten die SBB, dass sie künftig auf das schnelle Fahren in Kurven mit der Wankkompensation (WAKO) verzichte.
Dies sei gravierend und habe grosse Auswirkungen auf die gesamte Ostschweiz, erklärte der Thurgauer Regierungsrat Walter Schönholzer (FDP) am Montag in St. Gallen. Ohne Gegenwehr würden einem Lebens- und Wirtschaftsraum mit über 1,1 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern und fast 700'000 Beschäftigten Verbesserungen des ÖV-Angebots verwehrt.
St.Gallen wegen weniger Minuten kein Vollknoten
Eine der zentralen Forderungen ist der Ausbau von St. Gallen zum «Vollknoten» im Bahnverkehr. Dafür müsste die Fahrzeit zwischen Zürich und St. Gallen unter einer Stunde liegen. Wegen des Verzichts auf die Wankkompositionen fehlten nun aber ein bis zwei Minuten, stellte der St. Galler Volkswirtschaftsdirektor Beat Tinner (FDP) fest. Die Folgen der technischen Probleme mit den Zügen müssten nun «planerisch kompensiert» werden.
Für den Thurgau sind die Anschlüsse in Wil und St. Gallen entscheidend. Ausgaben für den Ausbau der Strecke zwischen Frauenfeld und Wil seien nun aber in Frage gestellt. Der dort angestrebte Viertelstundentakt wäre dann nicht mehr möglich.
Für den Thurgau wie auch für Schaffhausen braucht es unter anderem einen Ausbau der Hochrheinstrecke zwischen St. Gallen, Konstanz, Singen und Schaffhausen. Es gehe um eine sehr attraktive Tangentialstrecke, sagte der Schaffhauser Regierungsrat Martin Kessler (FDP).
Der Ausserrhoder Regierungsrat Dölf Biasotto (FDP) verwies auf den Ausbau der Appenzeller Bahnen als wichtigem Zubringer für den Fernverkehr. Dafür brauche es gute Anschlüsse in Gossau und St. Gallen. Es gehe nicht nur um die Pendler, sondern auch um die Verlagerung des Tourismusverkehrs auf die Bahn, stellte der Innerrhoder Landammann Roland Dähler (parteilos) fest.
Auch Zürich-Chur wird zum Problem
Auch für Graubünden liegt der Fokus neben guten Verbindungen von Chur nach Zürich und St. Gallen auf der Verlagerung des Freizeitverkehrs, wie Regierungsrat Mario Cavigelli (Mitte) erklärte. Er verwies auf die zur Ferienzeit immer wieder überlastete Autobahn A13 in Richtung Chur.
Der Kanton Glarus sei auf direkte ÖV-Verbindungen angewiesen, erklärte Landesstatthalter Kaspar Becker (Mitte). Nun aber würden sich die Reisezeiten von Glarus nach Zürich verlängern und auf der Strecke in Richtung Chur gebe es Engpässe.
Die Regierungsvertreter unterzeichneten im Anschluss an die Medienkonferenz eine gemeinsame Vernehmlassungsantwort, in der sie auf den Ausbauschritten bestehen. Weiter Druck soll über die Ostschweizer Mitglieder von National- und Ständerat aufgebaut werden. Ebenfalls betroffen ist die Westschweiz. Dort gebe es eine Zusammenarbeit.