Politiker: Dynamische Preise sind für Familien «diskriminierend»
Skifahren ist teuer – gerade Familien können sich den Wintersport oft nicht mehr leisten. Vor allem die dynamischen Preise für Skiabos sorgen für Kritik.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Preise für Skibillette sind während der Schulferien oft am teuersten.
- Politiker kritisieren die dynamischen Preise – diese seien «diskriminierend».
- Der Seilbahn-Verband entgegnet: Auch Familien können davon profitieren.
Viele Skigebiete setzen mittlerweile auf ein dynamisches Preismodell. Das heisst: Je nach Nachfrage kostet ein Abo für bestimmte Tage mehr oder weniger. Etwa bei schönem Wetter – dann wollen mehr Menschen auf die Piste, und der Preis steigt.
Mögliche Verlierer dieser Politik sind Familien mit (Schul-)Kindern. Denn auffällig ist: Während der Schulferien-Wochen im Februar sind die Skipreise für Tageskarten oft viel höher als beispielsweise Ende Januar.
Genaue Zahlen zur Schwankung der Preise gibt es nicht. Auch der Preisvergleicher Comparis hat keine belastbaren Daten, sagt Mediensprecher Sandro Spaeth. Denn: «Die meisten Gebiete sind sehr zurückhaltend mit der Bekanntgabe ihrer Maximaltarife.»
Nationalrätin: Preisunterschiede sind «diskriminierend»
Die Freiburger SP-Nationalrätin Valérie Piller Carrard sieht die dynamischen Preise kritisch. Die Politikerin erklärt: «Dies zwingt Familien dazu, den Wochenpass Monate im Voraus zu kaufen, natürlich ohne die Möglichkeit einer Rückerstattung bei schlechtem Wetter.»
Piller Carrard hält die Preisunterschiede innerhalb der Saison für problematisch: «Es ist klar, dass Familien mit Schulkindern gezwungen sind, ihre Skiferien während der Schulferien zu buchen.» Die Skipässe, aber auch die Unterkünfte seien in dieser Zeit teurer. Für Carrard ist klar: Das ist «diskriminierend». Und das, obwohl die Preise ohnehin allgemein steigen – beispielsweise wegen der Energiekosten.
«Dynamische Preise benachteiligen Familien grundsätzlich»
Der Berner EVP-Nationalrat Marc Jost hält ebenfalls wenig von den dynamischen Preisen. Er sagt gegenüber Nau.ch: «Gerade für bescheidene Familienbudgets machen dynamische Preise die Planung schwieriger.»
Familien seien nicht gleich flexibel wie Kinderlose, die nicht auf den Schulbetrieb achten müssen, sagt auch Jost. Auch für ihn ist drum klar: «In dieser Hinsicht benachteiligen dynamische Preise Familien grundsätzlich.»
Das Problem betreffe weniger diejenigen, die sich ohnehin eine ganze Woche Ferien leisten können. Familien, die einzelne Tage mit Skifahren verbringen wollen, würden eher leiden. «Für diese Familien werden die Skiferien von zu Hause aus teurer», hält Jost fest.
Wird der Skitourismus familienunfreundlicher?
Piller Carrard befürchtet, dass das Skifahren für immer mehr Familien gar nicht mehr im Bereich des Möglichen liegen werde. Sie hält fest: «Ich bin der Meinung, dass der Skitourismus nicht sehr familienfreundlich ist.» Der Bund sollte die Kantone deshalb nun dazu animieren, attraktive Angebote für Familien zu ermöglichen.
Nur negativ ist die Lage für skifahrende Familien allerdings nicht. Jost betont: «Abgesehen von den steigenden Preisen sind die Skigebiete immer familienfreundlicher.» Als Beispiele nennt der Nationalrat Winterspielplätze oder attraktive Schneesportschulangebote.
Es gebe auch «viele kleine Skigebiete, die ausgesprochen familienfreundlich und günstig sind», so Jost. Es könne zudem sein, dass Gebiete ohne dynamische Preise jetzt attraktiver für Familien werden und so profitieren. «Das könnte wieder zu einem Umdenken führen.»
Spaeth von Comparis rät den Familien entsprechend, ein kleines und günstiges Skigebiet für die Ferien auszuwählen. Denn: «In vielen kleinen Skigebieten gibt es sehr günstige Skipässe zu fixen Preisen.»
Seilbahn-Verband: Auch Familien können profitieren
Der Verband Seilbahnen Schweiz verteidigt die dynamischen Preise. Denn vom Modell könnten auch Familien profitieren, wenn sie früh genug buchen, wie Direktor Berno Stoffel sagt: «Die Termine für die Winterferien sind lange im Voraus bekannt. Somit haben auch Familien die Möglichkeit, frühzeitig zu planen und zu tieferen Preisen zu buchen.»
Zudem seien die Preisunterschiede gar nicht so gross. Stoffel erklärt: «Die Preisunterschiede in den Tageskarten bewegen sich im tiefen zweistelligen Prozentbereich und liegen meistens im Schnitt der klassischen Hoch- und Nebensaisonpreise.» Es gebe zudem in vielen Schweizer Skigebieten verschiedene Spezialangebote für Familien.
Auch der Seilbahn-Verband betont – ähnlich wie Jost –, dass man nicht nur die Preise hervorheben sollte. «Das Schneeangebot, das Animationsprogramm, die Skischulen und die Unterhaltungsangebote sind oft entscheidender als allein der Preis», so Stoffel. Sein Fazit: «Der Schweizer Skitourismus ist für Familien attraktiv.»
Bergbahnen wollen Auslastung besser verteilen
Gemäss dem Verband setzt derzeit die Hälfte der 20 grössten Skigebiete auf ein dynamisches Preismodell. Die allermeisten kleinen Skigebiete sind aber noch mit klassischen Modellen unterwegs.
Der Zweck der dynamischen Preise laut Sandro Spaeth von Comparis: «Ziel der Bergbahnen ist es einerseits, den Durchschnittsertrag zu steigern, andererseits, die Auslastung besser zu verteilen.»
Auch gemäss Spaeth kann man nicht generell sagen, dass Familien diskriminiert werden. «Wer schon Wochen oder Monate im Voraus bucht, kann selbst in den Schulferien zu günstigen Tickets kommen. Im Gegenzug trägt man allerdings das Risiko des schlechten Wetters und der schlechten Schneeverhältnisse selbst», führt er aus.