Preisüberwacher kritisiert hohe Analysekosten der Medizin-Labore
Medizinische Analysen sind laut dem Preisüberwacher im internationalen Vergleich zu teuer. Eigentlich könnten jährlich 1,5 Milliarden Franken eingespart werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Gemäss dem Preisüberwacher sind die Schweizer Preise für Labor-Analysen zu hoch.
- Er spricht über ein Sparpotenzial von über 1,5 Milliarden Franken pro Jahr.
Der Preisüberwacher, Stefan Meierhans, hält die Schweizer Preise für medizinische Analysen im internationalen Vergleich für zu hoch: Er ortet ein jährliches Sparpotenzial von über 1,5 Milliarden Franken. Er fordert Tarifanpassungen - und regt eine umfassende Reform der Laborlandschaft an.
Der Preisüberwacher hat die Tarife der zehn medizinischen Analysen untersucht, die in der Schweiz die höchsten Kosten verursachen. Dies teilte er in seinem am Donnerstag veröffentlichen Newsletter mit. Er hat die Preise, welche spezialisierte Labore und die der Arztpraxen verrechnen, mit jenen in den Nachbarländern verglichen. Dabei zeigte sich, dass alle untersuchten Tarife in der Schweiz höher als im Ausland sind.
In einigen Fällen bezeichnet der Preisüberwacher die Unterschiede als «unverhältnismässig gross». Gerade die Schweizer Praxislaboratorien schneiden dabei schlecht ab. So kostet dort gemäss Preisüberwacher etwa eine Blutuntersuchung 31-mal mehr als in Deutschland. Und eine Kreatinin-Analyse zur Überwachung einer Niereninsuffizienz kostet 18-mal mehr.
Aber auch die spezialisierten Labore kosten bei der Vitamin-D-Bestimmung neun weiteren untersuchten Analysen im Durchschnitt 2,3 Mal so viel. Die Schweizer Tarife sollten für sämtliche Laboranalysen an den Durchschnittstarif der Vergleichsländer angeglichen werden. Dann rechnet der Preisüberwacher mit einem Sparpotenzial von über 1 Milliarde Franken für die Krankenkassen. Die privaten Haushalte könnten weitere 0,5 Milliarden Franken einsparen.
Tarife sollen festgelegt werden
Der Preisüberwacher empfiehlt deshalb dem Eidgenössischen Departement des Innern: Es soll die Tarife auf der Analysenliste auf der Grundlage eines Auslandpreisvergleiches festlegen. So sei dies auch bereits bei den Medikamenten und den medizinischen Hilfsmitteln der Fall.
Zudem drängt er darauf, dass die bestehende Struktur des Leistungsangebotes analysiert wird und darauf basierend eine umfassende Reform erfolgt. Die Nachbarländer hätten bereits tiefgreifende strukturelle Reformen hinter sich.
«Nach einer starken Konzentration im Sektor der medizinischen Analysen und einer Professionalisierung der Dienstleistungen werden heute medizinische Analysen durch effizientere Strukturen und zu tieferen Tarifen ausgeführt.» Dies schreibt der Preisüberwacher in seinem Newsletter.
Verband kritisiert seine Einschätzung
Der Preisüberwacher habe «weder die unterschiedlichen Kostenniveaus pro Land noch die unterschiedlichen Tarif- und Versorgungsstrukturen» berücksichtigt. Das kritisiert der Verband der medizinischen Laboratorien der Schweiz in einer Stellungnahme. Die dezentrale Struktur in der Schweiz, in der sich Laborstandorte auf alle vier Landesteile verteilen, ermögliche rasche und patientennahe Reaktionszeiten. Mit schnellen, zuverlässigen und robusten Analyseresultate könnten Krankheiten frühzeitig erkannt sowie unnötige oder falsche Therapien verhindert werden.
«Gute Labormedizin spart Gesundheitskosten», hält der Verband fest. Er weist auch darauf hin, dass etwa 70 Prozent der medizinischen Entscheide auf Laboranalysen basieren. Diese verursachen aber nur 2,5 Prozent der Gesundheitskosten.