Rechtsradikaler darf sich Schloss in Schweiz kaufen
Theodore Beale bespielt aus der Schweiz heraus eine eigene rechtsradikale Community. Sein neues Schloss in Cressier FR will er nun seinen Anhängern vermieten.
Das Wichtigste in Kürze
- Das geschichtsträchtige Schloss von Cressier FR hat einen neuen Besitzer.
- Es gehört neu einem bekannten amerikanischen Rechtsradikalen: Theodore Beale.
- Dieser möchte das historische Gebäude günstig an seine Anhänger vermieten.
Rund ein Jahr lang stand das Schloss Cressier in der gleichnamigen Gemeinde im Kanton Freiburg zum Verkauf. Den neuen Schlossherren erwarten 17 Zimmer auf vier Stockwerken, ein Weinkeller, Tennisplatz sowie sechs Garagen. Das Ganze steht auf einem über 19'000 Quadratmeter grossen Grundstück.
Das Schloss Cressier ist laut Bund ein «Kulturgut nationaler Bedeutung» – es existiert seit dem 12. Jahrhundert.
Dieses Stück Geschichte gehört seit neustem aber einem bekannten amerikanischen Rechtsradikalen: Theodore Beale.
Vertreter der Alt-Right-Gruppierung
Der 53-jährige Amerikaner ist je nach Quelle Philosoph, Verleger, Schriftsteller oder auch Musiker. Er selbst nennt sich ausschliesslich «Vox Day», wie der «Tagesanzeiger berichtet. In den USA wird er von Medien und Fachleuten als prominenter Vertreter der rechtsextremen Gruppierung Alt-Right angesehen.
Seine rassistischen und diskriminierenden Äusserungen in Interviews haben es in sich. Die Alt-Right glaube laut Beale, «die Existenz der weissen Menschen und eine Zukunft für weisse Kinder sichern zu müssen». Frauen würden laut ihm für Kandidaten stimmen, mit denen sie lieber ins Bett gehen würden und sollten deshalb nicht wählen. Zudem hat er eine gewisse Bewunderung für Adolf Hitler übrig.
In seinen fast täglich erscheinenden Blog-Beiträgen bezeichnet er Feministinnen als Feminazis, wettert gegen Corona-Geimpfte und spricht über den Ukraine-Krieg. Beale ist auf Twitter gesperrt, Amazon hat ihn für eine gewisse Zeit verbannt. Auch aus dem Club der Science Fiction and Fantasy Writers of America wurde er ausgeschlossen.
Rechtsradikaler lebt schon seit zehn Jahren in der Schweiz
Mit seiner fünfköpfigen Familie lebt Beale schon seit über zehn Jahren im Kanton Waadt. Anfang 2019 gründet er sein eigenes soziales Netzwerk unter dem Namen «Social Galactic». Es ist derzeit in der Schweiz angesiedelt und gehört laut der Webseite einer Firma in Zug.
Es gibt mehrere Schweizer Firmen, die mit Beale in Verbindung stehen. Laut dem «Tagesanzeiger» sitzt in dreien ein einziger Verwaltungsrat. Aber nicht etwa Beale selbst, sondern ein IT-Spezialist, der in Bern bei einem Bundesamt als Projektleiter arbeitet. Dieser Bundesbeamte sitzt auch im Verwaltungsrat jener Firma, die nun das Schloss Cressier gekauft hat.
In einem Video erzählt der neue Schlossherr, dass er den historischen Bau für rund 6000 Franken pro Woche vermieten will. «Fans aus der Community» würden jedoch 50 Prozent weniger bezahlen.
In der Gemeinde Cressier FR ist die Angelegenheit «potenziell eine Herausforderung», so der Gemeindepräsident David Humair. Mit dem neuen Besitzer habe man aber überhaupt keine Probleme, weswegen er auch kein Handlungsbedarf sehe. «Wir haben die Situation seit Ankunft dieser Person unter sorgfältiger Beobachtung und sind bereit, wenn nötig, Massnahmen zu ergreifen.»