Reto Mathis: «Alkohol verkauft sich am schlechtesten»
Die Gastrobranche ächzt unter den Corona-Massnahmen. Ein Star-Gastronom aus St. Moritz sagt, wie schlimm es wirklich ist.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit dem 22. Dezember sind Restaurants in der Schweiz geschlossen.
- Die Massnahmen sollen – geht es nach Alain Berset – bis in den Februar verlängert werden.
- Viele Berg-Restaurants haben auf Take-Away umgesattelt. Doch das rentiert nicht.
Es ist nicht mehr viel Fleisch am Knochen. Die Schweizer Gastro-Szene ächzt spätestens seit dem 22. Dezember unter den Corona-Massnahmen. Wegen hoher Fallzahlen und dem nicht sinkenden R-Wert schloss der Bundesrat die Restaurants.
Besonders hart trifft das die Berg-Lokale, denen so das Feiertags- und Wintergeschäft verbaut wird – die wichtigsten Monate im Jahr. Manch einer setzt nun auf Take-Away, und versucht sich so über Wasser zu halten.
Doch das stürmische Wetter und die kalten Temperaturen nagen zusätzlich am Umsatz - auch bei den Star-Gastronomen. Reto Mathis, Schweizer Trüffel-Papst von der CheCha (auf 2000 m ü. M) in St. Moritz sagt zu Nau.ch: «Über die Festtage hatten wir Umsatzeinbussen von 80 bis 90 Prozent.» Statt 25 Angestellten arbeiten derzeit nur vier. Der Rest befindet sich in Kurzarbeit.
St. Moritz: Wirte zittern um Jahreseinkommen
Zwar profitieren Bündner Berg-Restaurants im Gegensatz zu anderen Kantonen von geöffneten Terrassen. Doch bei minus 12 Grad wirds schnell ungemütlich. «Wir haben Decken und Felle, aber Heizpilze lohnen sich finanziell nicht», so Mathis.
«Unsere Gäste setzen sich zum Essen und verabschieden sich kurz danach.» Weisswein und Champagner bleiben meist im Schrank. «Alkohol verkauft sich jetzt am schlechtesten», so der Kult-Koch. Verkaufsschlager bleibe seine Eigen-Kreation, die Trüffelpizza für 100 Franken.
Gäste holen Essen selbst ab
Mathis, berühmt für seine Kreationen aus der Edelknolle und Caviar, hat auf seiner hübsch dekorierten Terrasse eine Pick-Up-Station eingerichtet. Der Gast bestellt dort unter seinem Namen und kann das Essen wenig später abholen. «Wir dürfen aber nur Plastikgeschirr verwenden. Gott sei Dank nehmen es die Gäste mit Galgenhumor», so Mathis weiter.
Dass die Corona-Massnahmen bis in den Februar anhalten sollen, bereitet dem Bündner Sorgen. «Ich kenne keinen Wirt, dessen Lokal derzeit gut läuft. Auch bei gesunden Betrieben wird’s irgendwann dramatisch.»
Er selbst hoffe nun auf sonniges Wetter und das russische Neujahr bis Mitte Monat. Sollte der Bundesrat noch strengere Massnahmen beschliessen, sieht Mathis nur einen Weg: «Wenn ich die Terrasse schliessen muss, mache ich vorübergehend ganz zu.»