Rettung des Kinderspitals vor dem Konkurs durch den Kanton
Die Gesundheitsdirektion Zürich unterstützt das finanziell angeschlagene Kinderspital Zürich mit einem Millionen-Darlehen. Das Spital Wetzikon geht leer aus.
Das Kinderspital Zürich (Kispi) und das Spital Wetzikon sind in finanzieller Schieflage. Die Zürcher Gesundheitsdirektion hat deshalb entschieden, dem Kinderspital ein zusätzliches Millionen-Darlehen und Subventionsgelder zu gewähren. Das Spital Wetzikon geht hingegen leer aus.
Das bestehende Darlehen des Kantons für das Kispi wird um 100 Millionen auf 250 Millionen Franken erhöht, wie Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (SVP) am Donnerstag vor den Medien sagte. Zusätzlich gibt es für das laufende Jahr Subventionen in der Höhe von 35 Millionen Franken.
Das Kinderspital hat gemäss Regierungsrat einen akuten Liquiditätsengpass. Würde der Kanton nicht in die Bresche springen, wäre die Zahlungsfähigkeit ab Mitte Jahr nicht mehr sichergestellt. Das Vermögen der Eleonorenstiftung, der Trägerin des Spitals, ist mittlerweile komplett aufgebraucht.
Hauptgrund für das Finanzloch ist der Neubau der Stararchitekten Herzog & de Meuron, bei dem die Kosten auf mittlerweile stolze 761 Millionen Franken gestiegen sind. Im Herbst soll der Bau bezogen werden. Die Erträge aus dem Spitalbetrieb können die Fertigstellung bis dann aber nicht mehr finanzieren.
Das Kispi seinem Schicksal zu überlassen und in die Insolvenz schlittern zu lassen, kam für die Gesundheitsdirektion aber nicht in Frage. «Das Kispi ist für die Aufrechterhaltung der Kindermedizin unverzichtbar», so Rickli. «Allerdings wollen wir nicht mehr in eine solche Situation geraten. Wir stellen Auflagen ans Kispi.»
Zukunft des Kinderspitals und Untersuchungen
Im Jahr 2028 erwartet der Kanton, dass das Darlehen zurückgezahlt wird. Gleichzeitig sollen aber auch die Ursachen für die finanzielle Schieflage aufgearbeitet werden. Eine Untersuchung soll klären, weshalb es soweit kam und ob das Spital heute noch die richtige Struktur hat. Die Eleonorenstiftung kündigte bereits an, Kooperationsmöglichkeiten mit dem Universitätsspital zu prüfen.
Für das Spital Wetzikon hatte die Gesundheitsdirektion hingegen schlechte Nachrichten: Es erhält kein Geld. Das Spital hatte bei der Gesundheitsdirektion ein Gesuch um ein Darlehen in der Höhe von 180 Millionen Franken eingereicht. Zuvor hatte das Spital erfolglos versucht, das Geld am Kapitalmarkt aufzutreiben.
Das Spital Wetzikon gelte aber nicht als «unverzichtbar», kam der Regierungsrat zum Schluss. «Ein Spitallistenplatz ist keine Staatsgarantie», sagte Rickli dazu. Weder der Neubau noch die geplanten Renovationen seien für die Spitalversorgung der Zürcher Bevölkerung zwingend notwendig.
«Eigentlich braucht es im Zürcher Oberland nur ein Spital für stationäre Behandlungen.» Bei vielen Leistungen seien die Fallzahlen in Wetzikon relativ tief.
Sollte es zur Schliessung des Spitals Wetzikon kommen, müssten die Patientinnen und Patienten etwa ins Spital Uster, Männedorf, Zollikerberg oder ins Universitätsspital ausweichen. Die Gesundheitsdirektion betonte, dass Personen im Einzugsgebiet Wetzikon auch dann nur maximal 30 Minuten ins nächste Spital mit Notfallversorgung hätten.
Reaktion von Stadt und Verwaltungsrat
Der Stadtrat Wetzikon äusserte sich «tief besorgt» über die finanzielle Lage des Spitals Wetzikon. Er bedauerte in einer Mitteilung die ablehnende Haltung des Kantons, sieht nun aber den Verwaltungsrat des Spitals in der Pflicht, den Betrieb aufrecht zu erhalten und einen tragfähigen Businessplan vorzulegen.
Die Stadt kann sich eine finanzielle Unterstützung des Spitals «grundsätzlich vorstellen». Dafür seien aber ein politischer Prozess und letztlich eine Volksabstimmung nötig. Bisher habe das Spital noch kein Gesuch um finanzielle Unterstützung eingereicht.