Rickenstrecke: SVP will Tunnel – FDP nennt es «unrealistisch»
Die Rickenstrasse in Toggenburg gilt als gefährlich. Einen Tunnel, wie ihn die SVP fordert, halten andere Parteien aber für «illusorisch» und «unrealistisch».
Das Wichtigste in Kürze
- Am Rickenpass in der Ostschweiz kommt es immer wieder zu Verkehrsunfällen.
- Um die Sicherheit zu erhöhen, wünscht sich die lokale SVP einen Tunnel.
- Andere Parteien halten dieses Vorhaben für viel zu teuer.
Immer wieder kommt es auf dem Rickenpass in der Ostschweizer Region Toggenburg zu schweren Unfällen. Zuletzt war dies vor etwa einer Woche der Fall. Ein Postauto kollidierte damals frontal mit einem Personenwagen.
An der Unfallstelle konnte nur noch der Tod von zwei Grosseltern und ihrem Enkel festgestellt werden. Bereits am 10. Juli gab es in Ricken einen fatalen Zusammenstoss, bei dem ein 68-Jähriger auf der Uznacherstrasse sein Leben verlor.
Aus der Politik werden nun immer mehr Stimmen laut, die eine höhere Sicherheit auf den Strassen in der Region fordern. Die SVP beispielsweise wünscht sich einen Tunnel.
Regierung präferiert Umfahrungen
Vier Kantonsräte reichten dazu schon im Februar einen Vorstoss ein. Die Antwort der Regierung war aus deren Sicht wohl eher ernüchternd. Sie hält fest, dass lokale Umfahrungsmöglichkeiten ein deutlich höheres Entlastungspotenzial hätten.
Auf Anfrage von Nau.ch widerspricht SVP-Kantonsrat Ivan Louis dieser Auffassung: «Die Umfahrung der Dörfer bringt wenig zusätzliche Sicherheit.» Ausserhalb der Dörfer würde sich dadurch nichts ändern.
Eine von der SP ins Spiel gebrachte befestigte Strassenmitte sei für Landwirtschaftsfahrzeuge der lokalen Bevölkerung untauglich, so Louis. Die SVP Toggenburg würde weiterhin einen Tunnel als beste Lösung betrachten. Auch ein Tempolimit oder ein Überholverbot sieht Louis als Möglichkeit.
Andere Parteien sehen die Lage ganz anders. Aufgrund der voraussichtlich enormen Kosten bezeichnete SP-Kantonsrat Martin Sailer die Idee gegenüber «TVO» als «illusorisch». «Wir sprechen hier von Milliarden, nicht Millionen», sagt er.
Auch FDP hält Tunnel für «unrealistisch»
Ähnlich sieht es auch die FDP. Kantonsrat Ruben Schuler sagt auf Nau.ch-Anfrage über einen Tunnelbau: «Diskussionen über unrealistische Projekte helfen dem Arbeitstempo und der Verkehrssicherheit wenig.» Je schneller es zu einer realisierbaren Sanierungslösung am Ricken käme, desto besser, so Schuler.
Ein Tunnel, welcher der zweitlängste der gesamten Schweiz wäre, sei schlicht nicht finanzierbar. «Wer etwas anderes sagt, streut den Bürgerinnen und Bürgern Sand in die Augen», ergänzt Schuler. Er warnt zudem auch, dass eine Reduktion der Tempolimits auf Ausserortsstrassen nur bedingt möglich sei.
Die Partei habe bereits letztes Jahr Vorschläge zur Besserung eingereicht. Darunter etwa eine Verbreiterung der Strasse auf durchgehend acht Meter sowie durchgezogene Sicherheitslinien.
Wie sieht es die Kantonspolizei?
Die St. Galler Kantonspolizei sieht derweil nicht die Strasse als das Problem. Wie «20 Minuten» schreibt, sei mehr Sicherheit mit baulichen Massnahmen nicht möglich.
Bei den meisten Unfällen sei nicht die Strasse ursächlich, sondern der Zustand oder das Verhalten der Fahrenden. Gleichzeitig räumt die Kapo aber auch ein, dass die Strasse anspruchsvoll und kurvenreich sei.