Rüti ZH: Wohnung renoviert – jetzt werden Mieten 60 Prozent teurer
Die Mieter eines Gebäudes in Rüti ZH haben per Post schlechte Nachrichten erhalten: Ihre Miete steigt um bis zu 60 Prozent. Sie wollen diese anfechten.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Wohnüberbauung in Rüti ZH ist renoviert worden – nun sollen die Mieten steigen.
- Viele Mieterinnen und Mieter können sich diese nicht mehr leisten.
- Ein Verfahren vor der Schlichtungsstelle soll zeigen, ob die Erhöhung missbräuchlich ist.
Die Mieter der Wohnüberbauung Dachseggbächli in Rüti ZH erlebten im August eine böse Überraschung. Briefe der Helvetia-Versicherung – deren Pensionskasse Eigentümerin der Gebäude ist – flatterten ins Haus und kündigten eine saftige Mietzinserhöhung an.
Der Grund: Während der letzten Monate waren die Wohnungen renoviert worden. Nun sollen ab dem 1. Dezember die Mieten steigen – und zwar deutlich stärker als angekündigt, wie der «Ktipp» berichtet.
Der Zeitschrift liegen Dokumente zu rund einem Dutzend unterschiedlich grosser Wohnungen vor. Bei allen soll der Mietzins um 40 bis 60 Prozent steigen.
Für viele der Betroffenen ein Schock, denn das können sie sich nicht leisten.
Mieten in Rüti ZH steigen deutlich mehr als angekündigt
Heinrich Leemann zahlte bisher 923 Franken Miete pro Monat für seine 2,5-Zimmer-Wohnung. Neu soll er 1473 Franken hinblättern, ohne Nebenkosten. «Ich beziehe Ergänzungsleistungen und weiss nicht, wie ich das bezahlen soll», sagt der 77-Jährige.
Auch die 4,5-Zimmer-Wohnung von Andrea Fuchs* und ihrer Familie wird deutlich teurer: statt 1600 beläuft sich der Mietzins künftig auf ohne Nebenkosten auf 2200 Franken. Die 600 Franken mehr im Monat könne sich die Familie nicht leisten. «Das bereitet mir wahnsinnig Bauchweh», sagt die Mieterin.
Die Pensionskasse der Helvetia kündigte zwar im Jahr 2022 an, die Mieten würden nach der Renovation steigen. Allerdings «an der unteren Bandbreite».
In ihrem Schreiben vom August hiess es dann jedoch, die Mietzinsanpassung falle «leider höher aus als ursprünglich angekündigt». Die Gebäudeeigentümerin führt das auf «hohe Baukosten und weitere Teuerungen» zurück.
Experte: «Hier scheint einiges fragwürdig»
Nun wollen sich Leemann und rund 20 weitere Mieter gegen die Mietzinserhöhung wehren. Das Verfahren vor der Schlichtungsstelle soll zeigen, ob es sich um eine missbräuchliche Erhöhung handelt. Der Zürcher Mietrechtsanwalt Peter Zahradnik hat sich die Dokumente der Mieter angesehen.
«Hier scheint einiges fragwürdig», meint er. Zum Beispiel habe es bei der Berechnung der Mietzinserhöhung einen Verzinsungsfehler. Dieser könne monatlich mehrere Hundert Franken ausmachen.
Die Helvetia erklärt jedoch gegenüber dem «Ktipp», es gebe keinen Berechnungsfehler. Die Gebäudeeigentümerin will an der Mietzinserhöhung festhalten. Es würden auch nicht sämtliche Sanierungskosten auf die Mieter abgewälzt.
Eine weitere Mieterin aus Rüti ZH berichtet: «Nach 40 Jahren wurden bei mir zwar Bad, Küche, Eingangstür, Fenster und Balkongeländer erneuert sowie einige Wände gestrichen.» Die Böden seien jedoch nicht neu verlegt worden.
Mieter erzielen bei Schlichtungsstelle oft Reduktion
Rechtfertigt diese Renovation also ihre Mietzinserhöhung von 1000 auf 1500 Franken? Das soll nun geklärt werden. Umbauten dürfen nämlich nur an die Mieter weitergegeben werden, wenn sie wertvermehrend sind. Das ist beispielsweise nicht der Fall, wenn lediglich eine alte Küche ersetzt wird.
*Name geändert