Zuger Mittelstand kann sich kaum noch Wohnungen leisten
Der Kanton Zug senkt die Steuern. Politiker von links bis rechts sind sich sicher: Dadurch werden die Mieten noch teurer.
Das Wichtigste in Kürze
- Durch die geplanten Steuersenkungen im Kanton Zug könnten die Mieten noch teurer werden.
- Michael Töngi, Grünen-Nationalrat , spricht von einem «Verdrängungskampf».
- Menschen mit kleinerem und mittlerem Einkommen könnten sich fast keine Wohnung leisten.
- Sogar SVP-Nationalrat Thomas Aeschi zeigt sich besorgt.
Von den guten Finanzen des Kantons Zug können andere Kantone nur träumen: Im vergangenen Jahr hatte die Zuger Kasse einen Überschuss von 461,3 Millionen Franken. Deshalb plant die Regierung, der Bevölkerung von dem zu viel eingenommenen Steuergeld etwas zurückzugeben.
So sollen die Zugerinnen und Zuger in den nächsten zwei Jahren keine Spitalkosten mehr bezahlen – der Kanton übernimmt diese. Die Massnahme führt zu einem weiteren Geschenk für die Bevölkerung: Die Krankenkassenprämien werden um durchschnittlich 18 Prozent sinken.
Wegen Steuersenkungen steigen die Mieten
Und auch die Steuern werden weiter gesenkt – um vier Prozent in den Jahren 2026 bis 2029. Der Kanton wird somit noch attraktiver für Wohlhabende. Die Folge: Immobilienpreise steigen in die Höhe.
Die Wohnungsnot verschärfe sich mit der geplanten Steuersenkung noch weiter, sagt Michael Töngi. Für den Nationalrat der Grünen und Vize-Präsidenten des Schweizer Mieterinnen- und Mieterverbandes ist das «völlig klar».
Bereits in den letzten Jahren war die Wohnsituation in Zug laut Daten der Universität Luzern «angespannt». Da kann eine 3,5-Zimmer-Wohnung im Stadtzentrum Zug auch mal 5990 Franken kosten (siehe Bild oben).
In Zug herrscht «Verdrängungskampf»
«Die geplanten Steuersenkungen im Kanton Zug führen noch mehr zu einem Verdrängungskampf», sagt Töngi zu Nau.ch. Gerade Menschen mit kleineren und mittleren Einkommen hätten «kaum noch eine Chance», eine bezahlbare Wohnung zu mieten. «Noch illusorischer ist der Kauf eines Eigenheimes», so der Luzerner.
Auch SVP-Nationalrat Thomas Aeschi beobachtet dies. «Die Immobilienpreise steigen weiter stark an», sagt der Vize-Präsident des Zuger Hauseigentümerverbands. Die Wohnsituation bleibe weiterhin angespannt – «vor allem für die Einheimischen».
Aeschi sagt: «Erwachsene Kinder aus Mittelstandfamilien finden kaum eine Wohnung, wenn sie ausziehen wollen.» Der Grund ist klar: «Die Preise sind mittlerweile für viele zu hoch.» Laut dem SVP-Politiker sei es sehr herausfordernd, der hohen Nachfrage nach günstigem Wohnraum mit der üblichen Wohnbautätigkeit nachzukommen.
Töngi betont, dass gerade solche Steuersenkungen die Nachfrage nach Wohnraum erhöhen. Denn dadurch würden Anreize für wohlhabende Zuzüger geschaffen. Und die Preise weiter in die Höhe getrieben.