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SBB: Verwirrung im «KI»-Chat – «Ich bin ein Mensch!»

Andrea Schüpbach
Andrea Schüpbach

Bern,

Neu setzt die SBB bei Anfragen auf KI. Diese hat ihre Grenzen. Mitarbeiter müssen bei komplexen Themen helfen. Kunden sind verwirrt. Ein KI-Experte ordnet ein.

sbb ki
Bei der SBB ist seit neustem KI im Einsatz, die Kunden-Fragen beantwortet. Es kann gewünscht werden, dass ein Mensch dazugeholt wird. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die SBB lässt KI seit Kurzem Kunden-Anfragen beantworten.
  • Wenn ein Kunde allerdings eine spezielle Frage hat, braucht es einen Angestellten der SBB.
  • Im Chat kann dies zu Verwirrung sorgen.
  • So musste sich eine Kundenberaterin rechtfertigen, dass sie tatsächlich ein Mensch sei.
  • KI-Experte Makhortykh sagt dir, wie du erkennst, dass du mit KI chattest.

Seit rund einem Monat lässt die SBB die KI ran! Ein neuer Chatbot beantwortet Kunden-Fragen rund um das Bahn-Unternehmen.

Bei ÖV-Nutzern sorgt die Neuheit aber auch für Verwirrung.

Manuel K.* war einer der ersten Nutzer des neuen KI-Angebots der SBB. Für seinen Swisspass hatte er ein neues Foto einschicken müssen.

«Weil ich aber keine Rückmeldung erhalten habe, wollte ich mich absichern, dass alles in Ordnung ist.»

Hast du den neuen Chatbot der SBB schon ausprobiert?

Der digitale Assistent begrüsst ihn im Chat. Manuel stellt seine Frage, wird dann aufgefordert, Geburtsdatum und E-Mail anzugeben. «Einen Moment bitte», heisst es.

Gefordert, getan. Kurze Zeit später geht der Dialog weiter. «Guten Tag, mein Name ist Jessica. Wie kann ich Ihnen helfen?»

Jessica? Manuel ist irritiert. «Gibt sich die KI nun selbst einen Namen?», denkt er sich.

Er stellt seine Frage noch einmal. «Hat der Foto-Upload beim Swisspass geklappt?»

Nach drei Minuten erhält Manuel die Auskunft: «Ja, wir haben das Foto erhalten.»

Jessica von der SBB wehrt sich: «Ich bin ein Mensch!»

Die Frage ist zwar geklärt. Eine weitere will Manuel aber ebenfalls noch beantwortet haben, bevor der Chat endet.

Er erkundigt sich: «Basiert diese Kommunikation auf künstlicher Intelligenz?»

Sofort folgt die Antwort: «Nein, ich bin einen Mensch!» (Inklusive Tippfehler)

So merkst du bei der SBB, ob KI am Werk ist

Auf Anfrage von Nau.ch verrät die SBB, wie man erkennt, dass man im Chat mit KI oder mit einem Menschen chattet.

«Die Kunden werden beim Start des Chatbots informiert, dass sie mit einer Maschine kommunizieren.»

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Die SBB erklärt, dass man informiert wird, dass man mit der Maschine chattet. Will man lieber einen Menschen, kann man dies wünschen. - SBB

Sei man mit der Beratung nicht zufrieden, könne auch aktiv ein Kundenberater der SBB verlangt werden.

«Der Chatbot ist darauf trainiert, schnelle und präzise Antworten auf häufig gestellte Fragen zu liefern», so die SBB.

Bei komplexeren Antworten (eigene Rechnung etc.) braucht es dann den Menschen.

Hast du ein GA?

Die Weiterleitung zum Kundenberatenden während der Konversation mit dem Chatbot sei oben links ersichtlich. «Es steht ‹Live Agent› respektive ‹Chatbot›.»

Sogar KI-Experte hat Mühe, KI und Menschen zu unterscheiden

Manuel war aufgrund dessen verwirrt. Er wusste nicht, ob er mit einem Menschen oder mit der KI textet.

Und KI-Experte Mykola Makhortykh von der Uni Bern verstehts!

Bei Nau.ch gibt er zu: «Ohne explizit zu fragen, ob ich mit einem Menschen spreche, würde ich es wohl auch nicht erkennen.»

Würdest du es merken, wenn du mit KI chattest?

Ganz allgemein: «Dinge, die früher mit Menschen in Verbindung gebracht wurden, können heutzutage von Chatbots erledigt werden. Zum Beispiel die Verwendung von Emoticons oder Humor.»

Gutes Transparenz-Zeugnis für die SBB

Für Firmen sei es deshalb wichtig, transparent zu sein. Kunden sollten darauf hingewiesen werden, ob sie mit KI oder lebenden Menschen sprechen.

Und wenn Kunden nachfragen, sollte eine wahrheitsgemässe Antwort kommen. Chatbots könnten nämlich auch so programmiert werden, dass sie vorgeben, Menschen zu sein.

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Bei der SBB kann man wünschen, wenn man lieber mit einem Menschen schreiben würde. - keystone

Fürs Erste stellt der Experte der SBB ein gutes Transparenz-Zeugnis aus. «Der Chatbot erfüllt meiner Ansicht nach beide Funktionen.»

Hat der Text Fehler, ist es wohl nicht KI

Auch wenn es schwierig ist: Es gebe immer noch gewisse Anzeichen, dass KI am Werk ist, sagt Makhortykh.

Eines davon: keine Tippfehler!

Der Mitarbeitenden der SBB, die mit Manuel chattete, unterlief ebenfalls ein Fehler. «Ich bin einen Mensch», hiess es. (Statt «ein Mensch»)

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Ein kleiner Tippfehler kann ein Anzeichen darauf sein, dass ein Mensch am Werk ist. - SBB Live-Chat

«Es ist ein bisschen peinlich. Aber KI-Chatbots sind besser darin, Tippfehler zu vermeiden, als ich es etwa bin», sagt Makhortykh.

Achtung, fiese Tricks mit KI

Weitere Anzeichen für KI: Wenn viele seltene und formelle Wörter verwendet werden oder Dialekt schlecht verstanden wird. Und – wie bei Manuel – wenn auf spezifische Fragen keine Antwort gegeben werden kann.

Machst du oft Tippfehler?

Sicherheit gibt es aber nicht.

Der Chatbot könne nämlich so programmiert werden, «dass er die Antworten halluziniert. Und der Chatbot kann auch angewiesen werden, gelegentlich Rechtschreib- oder Zeichensetzungsfehler zu machen.»

Der Chatbot der SBB arbeitet nur bis 20 Uhr

Warum setzen Unternehmen überhaupt auf KI? Die SBB gibt an, dass man so mehr Kapazitäten für komplexe Anfragen freihalten will. Und Mitarbeiter entlaste.

«Die Funktionalität ist meines Erachtens recht begrenzt», findet Makhortykh.

«Auch wenn man bedenkt, dass der Chatbot nicht rund um die Uhr arbeitet. Sondern Arbeitszeiten hat.»

Der Chatbot der SBB ist aktuell nur von acht bis 20 Uhr an Werktagen im Einsatz.

«Im Gesundheitswesen kann es zur Katastrophe kommen»

Der KI-Experte glaubt, dass sich aktuell viele Firmen «im KI-Hype» befinden und ausprobieren, was möglich ist.

Nicht ausblenden dürfe man, dass Chatbots sehr praktisch für Daten-Gewinnung seien.

Wenn also Menschen häufig nach einem bestimmten Thema fragen, dann kann das bedeuten: Das Unternehmen muss in diesem Punkt besser kommunizieren.

Am wichtigsten sei, dass die KI zuerst gut getestet werde. «Etwa im Gesundheitswesen kann es sonst zu einer Katastrophe kommen, wenn die Chatbots nicht richtig funktionieren.»

*Name der Redaktion bekannt

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Kommentare

User #1658 (nicht angemeldet)

Wenn Nau Beiträge mit "Mega-" anfangen kann man davon ausgehen, dass es sich primär um künstliche empörung handelt. Und auch heute wurde ich nicht enttäuscht.

User #5811 (nicht angemeldet)

Was hat dieser Experte geordnet?

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